Hamburg. Kinderkrimi von Hamburger Autorin bringt Spannung und beeindruckende Landschaft aus Afrika – und traut jungem Publikum einiges zu.

Es ist eine der schönsten Filmszenen der Kinogeschichte: Der gemeinsame Flug von Meryl Streep und Robert Redford in „Jenseits von Afrika“, in dem das Paar in einem Doppeldecker über die Savannen Kenias fliegt ... Und auch wenn der neue Kinofilm „Thabo – das Nashorn-Abenteuer“ keine Liebesgeschichte erzählt, sondern einen spannenden Kinderkrimi, muss man doch kurz an die berühmten Luftaufnahmen von damals denken. In der Anfangsszene nämlich entdeckt auch die junge Heldin Emma ihr Reiseziel zunächst von oben, und die Kamera schwelgt in Naturaufnahmen, bevor der Miniflieger schließlich auf einer Piste irgendwo im nordöstlichen Südafrika landet, an der Grenze zum kleinen Königreich Eswatini.

Dort, im ehemaligen Swasiland, spielt die „Thabo“-Romanreihe der Hamburger Autorin und Ehrenbürgerin Kirsten Boie. Es ist eine afrikanische Version von Kalle Blomqvist, die sie erzählt, im Film hat Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt an einer Stelle sogar eine kleine Anspielung auf die schwedische Spürnase untergebracht.

Auch der junge Thabo (frisch gespielt von Litlhonolofatso Litlhakanyane) möchte gern ein Meisterdetektiv sein. Und auf der Safari-Lodge von Miss Agatha, auf der sein Onkel als Ranger angestellt ist, bekommt er schon bald Gelegenheit, seine kriminalistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

„Thabo – das Nashorn-Abenteuer“ im Kino: Vorlage kommt von Hamburger Autorin Kirsten Boie

Ein Nashorn ist von Wilderern wegen seines wertvollen Horns grausam getötet worden. Thabos Onkel Vusi gerät schnell in Verdacht, die Polizei ist an weiteren Ermittlungen wenig interessiert. Also müssen Thabo und seine Freunde Onkel Vusis Unschuld beweisen und den wahren Nashorn-Mörder überführen. Mit dem deutschen Mädchen Emma, das auf der Lodge ihrer Tante Agatha (originell und sympathisch: Andrea Sawatzki) zum ersten Mal die Ferien verbringt, und den elternlosen Geschwistern Sifiso, Pilot und Lemonade begibt er sich auf Spurensuche – dabei sind auch die Kinder nicht vor rassistischen Vorurteilen gefeit.

Gedreht wurde „Thabo“ in einem Reservat in der Provinz KwaZulu Natal im Nordosten Südafrikas.
Gedreht wurde „Thabo“ in einem Reservat in der Provinz KwaZulu Natal im Nordosten Südafrikas. © dpa | Eckhard Kuchenbecker

Die Leinwandübersetzung bleibt nah an der Vorlage, die auffallendste dramaturgische Veränderung betrifft Emma (gespielt von Ava Skuratowski). Im Film lernt sie Thabo neu kennen, anders als im Buch ist sie erstmals zu Gast in Afrika. Das Publikum kann also auch entlang ihrer Neugier den Schauplatz kennenlernen.

Die Hamburger Schriftstellerin Kirsten Boie ist mit ihrer Möwenweg-Stiftung im kleinen afrikanischen Königreich Eswatini engagiert.
Die Hamburger Schriftstellerin Kirsten Boie ist mit ihrer Möwenweg-Stiftung im kleinen afrikanischen Königreich Eswatini engagiert. © dpa | Hendrik Schmidt

„Thabo“ im Kino: Kinderfilm thematisiert auch Kinderarmut und Aids

„Thabo – das Nashorn-Abenteuer“ ist ein ungewöhnlicher Kinderfilm. Weil er seinen jungen Zuschauerinnen und Zuschauer einige auch unangenehme Wahrheiten zumutet. Weil er authentisch ist und komplex und sich traut, eine fremde Lebenswirklichkeit trotz der wunderschönen Landschafts- und Tieraufnahmen auch als fremd, zum Teil als befremdlich zu erzählen. Weil er dankenswerterweise die stereotypen, mitunter etwas albernen Gaunerkomödien, die es im Kinderfilmbereich immer wieder gibt, gar nicht erst anbietet. Weil er, ohne Problemthemen wie Kinderarmut oder Aids auszusparen, die afrikanischen Charaktere als gewitzte Helden zeigt, als Identifikationsfiguren, nicht als Opfer.

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Die Besetzung ist – bis auf Emma und ihre Tante – eine vor allem südafrikanische. Der Produzent Peter Herrmann war auch für Caroline Links Oscar-Gewinner „Nirgendwo in Afrika“ verantwortlich, ebenso wie für „Wüstenblume“, die verfilmte Geschichte des somalischen Models Waris Dirie. Und nicht zuletzt ist Kirsten Boie – die nicht nur die Romanvorlage lieferte, sondern auch am Drehbuch beteiligt war – selbst seit vielen Jahren aktiv in Eswatini engagiert. Sie ist regelmäßig im Süden Afrikas vor Ort, ihre Möwenweg-Stiftung betreibt Kinderbetreuungseinrichtungen nur wenige Kilometer vom Drehort entfernt und war auch in die Realisation dieses Films einbezogen. An „Thabo“ hat also eine Reihe von Menschen, die nicht allein an einer exotischen Safari-Kulisse interessiert waren, mitgewirkt, sondern sich auskennen, eine Bindung über den Film hinaus haben. Und das spürt man.

„Thabo – das Nashorn-Abenteuer“ startet am Donnerstag in den Hamburger Kinos Abaton, Zeise und Studio. ImZeise-Kinoist am Sonnabend, 11.11., 14.30 Uhr, Kirsten Boie zu Gast.