Hamburg. Ulrich Wallers genüsslich-bitterböse Inszenierung „Das perfekte Geheimnis“ kehrt für eine Vorstellungsserie zurück an Reeperbahn.

Jeder Mensch hat seine kleinen Geheimnisse. Der italienische Autor Paolo Genovese hat daraus ein verspieltes Theaterstück gemacht. In „Das perfekte Geheimnis“ treffen sich vier Schulfreunde zum Abendessen. So, wie sie es jeden Monat einmal tun. Diesmal wollten sie gemeinsam die komplette Mondfinsternis erleben. Doch plötzlich, wie aus einer Mond-Idee geboren, beschließen sie ein verwegenes Spiel. Alle Mobiltelefone landen – ungesperrt – auf dem Tisch. Sämtliche Nachrichten und E-Mails sind ab sofort öffentlich.

St. Pauli Theater Hamburg: „Das perfekte Geheimnis“ – wie ein Handy Vertrauen erschüttern kann

Die Idee stammt von der Gastgeberin Marie, gespielt von Anne Weber, die passenderweise dem Beruf der Psychotherapeutin nachgeht und sich davon vermutlich manche Enthüllung über den Freundeskreis verspricht. Auch ihr Mann Vincent, ein von Oliver Mommsen gespielter Schönheitschirurg, findet die Idee reizvoll.

Regisseur Ulrich Waller hat den Spaß am St. Pauli Theater mit einem großen Ensemble inszeniert, das die großen und kleinen Bosheiten und Entlarvungen genüsslich hochkocht. Die Bühne stammt von Raimund Bauer, die Kostüme verantwortet Ilse Welter. Die Erfolgsinszenierung kehrt nun für einige Termine auf die Bühne zurück.

„Das perfekte Geheimnis“ in St. Pauli Theater: Enthüllungen und ihre Folgen

Der Bruch mit sämtlichen Regeln des Datenschutzes und der Privatsphäre hat natürlich ungeahnte Folgen. Ganze Affären kommen ans Licht, verbotene Fantasien werden öffentlich, sogar die gleichgeschlechtliche Orientierung eines Gastes bleibt nicht verborgen. Marie will ihre Brust vergrößern – allerdings nicht bei Vincent, wie dieser erfährt. Sie wiederum muss die Kröte schlucken, dass er seit einiger Zeit in Therapie ist. Wobei er nicht ihre Unterstützung gesucht hat.

Zu allem Übel stellt sich noch heraus, dass Tochter Margot zu ihrem Vater einen besseren Draht hat als zu ihrer Mutter. Auch die anderen Paare haben so ihre Probleme. Marcel und Charlotte haben sich auseinandergelebt. Sie flüchtet sich in immer neue Krankheitsausreden. Thomas und Lea sind sich nicht einig, ob sie beide wirklich Nachwuchs wollen.

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So ein Stück hätte sich auch Yasmina Reza ausdenken können. Eine packende Versuchsanordnung, in der immer neue Tretminen explodieren und die Beteiligten des Abends sich dann dazu verhalten müssen. Die Erkenntnis des Abends liegt in gewisser Weise auf der Hand. Denn vielleicht sollte man sich einfach davon verabschieden, den Partner in- und auswendig kennen zu wollen. Nichtwissen ist nicht immer Selbstbetrug, sondern manchmal auch Selbstschutz.

„Das perfekte Geheimnis“ 16., 28. bis 30.11., 2. und 3., 7. bis 13., 14., 16., 17.12., jeweils 20.00, St. Pauli Theater. Karten So bis Do 19,90 bis 59,90, Fr und Sa 29,90 bis 69,90 unter T. 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de