Hamburg. Das Programm soll vom 2. November bis zum 10. Dezember wie geplant über die Bühnen gehen, alles andere wäre „ein Einknicken“, heißt es.
Es sind schwierige Tage für die Jüdische Gemeinde in Hamburg nach dem Terroranschlag in Israel am 7. Oktober, doch die ersten Jüdischen Kulturtage Hamburg werden vom 2. November bis zum 10. Dezember wie geplant über die Bühne gehen. Mit allen Beteiligten ist gesprochen worden, ob sie sich vorstellen könnten, ihr Programm weiterhin zu präsentieren. Absagen gab es keine. Es werde vielleicht das ein oder andere Lied ausgetauscht, so Koordinatorin Elisabeth Friedler vom Kulturreferat, aber „Es ist Kultur, es ist Kunst. Wenn das jetzt durch die politischen Katastrophen, die sich ereignen, einknicken würde, wäre das ein falsches Zeichen“.
Trotz Terror und Krieg: Jüdische Kulturtage finden in Hamburg statt
Fünf Wochen lang ist in Verbindung mit zahlreichen Kooperationspartnern von der Elbphilharmonie bis zur Hamburger Kunsthalle in mehr als 40 Veranstaltungen die Vielfalt jüdischen Lebens und jüdischer Kultur zu entdecken. Ein lebendiges und diverses, auch überraschendes Programm haben Elisabeth Friedler und ihr Team auf die Beine gestellt aus den Bereichen Musik, Literatur, Darstellende Künste, Bildende Künste, Religion/Judentum, Erinnerung und Stadtgeschichte. Es richtet sich an jüdische und nicht jüdische Besucherinnen und Besucher gleichermaßen. Dialog, Kennenlernen und Begegnung sind ausdrücklich erwünscht.
Es soll bewusst nicht der Eindruck entstehen, dass alles, was mit jüdischer Kultur zu tun hat, der Trauer und dem Erinnern gilt – auch wenn die Erinnerungskultur anlässlich des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. Novembers natürlich Teil des Programms sein wird. Einige Veranstaltungen schlagen eine Brücke vom gestern ins heute, wie die Kabinett-Ausstellung „Durch Kinderaugen gesehen“ an der Israelitischen Töchterschule, in der Schülerinnen und Schüler der Joseph-Carlebach-Schule Motive und Zeichnungen aus Schulheften ehemaliger Schülerinnen und Schüler der Israelitischen Töchterschule vor 1945 in einem eigenen Kunstprojekt aufgreifen.
Israelischen Jazz und jiddischen Folk soll es zu hören geben
Das Spektrum der Musik soll aufzeigen, dass es mehr gibt als das vielfach assoziierte Klezmer-Genre, nämlich auch israelischen Jazz, klassische Musik und jiddischen Folk. Für Letzteren steht etwa das Duo Stella‘s Morgenstern, das anlässlich der Programmvorstellung zwei Kostproben seiner Kunst präsentierte. In der sehr besonderen szenischen Lesung „Zuhause bei Ida Dehmel“ werden Barbara Nüsse und Günter Schaupp aus Zeitdokumenten im Dehmelhaus lesen – für jeweils nur 15 Zuschauerinnen und Zuschauer.
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Viele Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich. Es wird Sicherheitskontrollen am Einlass geben, und Besucherinnen und Besucher werden gebeten, sich auszuweisen.
Die finanzielle Unterstützung der Hermann-Reemtsma-Stiftung macht die Jüdischen Kulturtage Hamburg überhaupt erst möglich, nun folgt man Städten wie Berlin oder Frankfurt, in denen es dieses Festival schon länger gibt. Die Website gibt Auskunft über das komplette Programm.
Jüdische Kulturtage Hamburg 2.11. bis 10.12., diverse Orte, Programm und Karten unter www.juedischekulturtage.hamburg