Hamburg. Im Theater Das Zimmer wird „Lysistrata“ mit Leichtigkeit, Humor und Überraschungen gezeigt. Das Publikum ist begeistert.
Die Frauen haben die Nase voll. Gestrichen voll. Und zwar von ihren Männern, die monatelang auf irgendwelchen Kriegszügen unterwegs sind – und die, wenn sie sich zu Hause ausruhen, ihren Frauen auch noch das Gefühl geben, nichtsnutzige Schlampen zu sein. Lysistrata begehrt gegen diesen Zustand auf und verbündet sich mit anderen Frauen. Sex-Entzug soll die Männer dazu bringen, endlich mit den Kriegen aufzuhören.
Das Thema ist heute so aktuell wie vor 2500 Jahren, als der antike Dichter Aristophanes seine Komödie über die Rädelsführerin Lysistrata geschrieben hat. Der junge Regisseur Jona Manow und vier Schauspielerinnen haben sich des Stoffes angenommen und den antiken Klassiker im Theater Das Zimmer gegen den Strich gebürstet auf die kleine Spielfläche gebracht.
„Lysistrata“: Das Thema ist ernst, doch die Umsetzung auf der Bühne ist komisch
Das erstklassige Ensemble (Lena Anne Schäfer, Elena Weber, Danja Rishany Emmanue, Sandra Kiefer) verzahnt die altertümliche Handlung mit der Gegenwart. Die vier Frauen spielen eine Laiendarstellergruppe, die „Lysistrata“ probt, aber immer wieder über den Stoff diskutiert.
Der schnelle Wechsel zwischen den antiken Versen und der Alltagssprache gelingt vorzüglich. Manow baut außerdem Elemente wie eine Gameshow mit Beteiligung des Publikums in den zweistündigen Abend ein, in dem die Benachteiligung der Frau in unserer Gesellschaft mit Zahlen und Fakten belegt wird – jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit spielerischer Leichtigkeit.
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Das Thema ist ernst, doch die Umsetzung auf der Bühne ist komisch. Die Textfassung besitzt viel Sprachwitz, besonders Elena Weber als etwas nymphomane Kalonike sorgt für so manchen Lacher beim begeisterten Publikum.
„Lysistrata“ ist ein weiteres Beispiel für die hohe Qualität, die in Hamburgs kleinstem Theater an der Washingtonallee im Stadtteil Horn geboten wird. Jede der Schauspielerinnen verfügt über eine hohe Sprechkultur, das Timing in den Dialogen stimmt, Regisseur Manow hat eine Reihe von Regieeinfällen, die diesen Theaterabend abwechslungsreich und überraschend machen.
„Lysistrata“ Theater Das Zimmer, Washingtonallee 42, läuft bis zum 29. Oktober. Karten unter T. 040 65991168 oder online auf www.eventim.de