Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen: „Eine Weihung an Bacchus“ von Lawrence Alma-Tadema. Was er mit „Ben Hur“ und „Gladiator“ zu tun hat.

Bacchus, der römische Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Ekstase, steht dem Titel nach im Mittelpunkt des Bildes „Die Weihen an Bacchus“. Allerdings muss man schon etwas heranzoomen oder genauer gucken, um ihn zu entdecken. Denn sein Gefolge aus fröhlich und ausgelassen feiernden Frauen, Männern und Kindern verdeckt den als alten Herrn mit Bart dargestellten Gott. So erschließt sich auch sein Name: Schon Dionysos, der Gott des Weines und des Rausches aus der griechischen Mythologie, hatte den Beinamen Bakchos (lautes Schreien, Rufen), da sein Gefolge laut und ausgelassen zu feiern pflegte.

Hamburger Kunsthalle zeigt einen Künstler. ohne den viele Hollywood-Hits kaum denkbar sind

Vor allem die dargestellten Frauen sind auffallend mit kostbaren Kleidern, Schmuck und Tigerfellen gekleidet. Drei Männer, die ihre Arme wie zum Gruß empor reißen, tragen auf ihren Schultern eine Bahre, darauf ein nicht eindeutig zu erkennendes erlegtes Tier. Eine seltsam unbeteiligt wirkende Feiernde hält einen großen Krug mit Wein am Boden stehend bereit.

Lawrence Alma-Tadema schuf das Ölgemälde „Eine Weihung an Bacchus“ im Jahr 1889. Es misst 77,5 mal 177,5 Zentimeter.
Lawrence Alma-Tadema schuf das Ölgemälde „Eine Weihung an Bacchus“ im Jahr 1889. Es misst 77,5 mal 177,5 Zentimeter. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford | Hamburger Kunsthalle

Der niederländische Historienmaler Lawrence Alma-Tadema (1836-1912) schuf dieses 77,5 mal 177,5 Zentimeter große Ölgemälde, das 1910 durch die Freiherr Johann Heinrich von Schröder-Stiftung in den Besitz der Hamburger Kunsthalle kam. Ausgebildet an der Königlichen Akademie in Antwerpen, entdeckte er bald seine Vorliebe für die römische Antike; seine Hochzeitsreise 1963 führte ihn erstmals nach Florenz, Rom, Neapel und Pompeji.

Eine weitere prägende Reise in den Süden machte der Künstler 1972: Zusammen mit seiner zweiten Frau, der Künstlerin Laura Theresa Alma-Tadema, erstand er dort Fotografien der Gebäude und legte Folio-Bände mit Studienmaterial an. In Rom mietete das Paar ein Atelier, um ihre Eindrücke direkt auf die Leinwand bringen zu können. Insgesamt entstanden 408 signierte und mit einer Opuszahl versehene Bilder. Seine malerische Perfektion, sein Gespür für eine spannende, lebendige Raumwirkung, sein immenses archäologisches Wissen und seine Liebe zum Theater machten ihn im viktorianischen London, wo er mittlerweile lebte, zu einem der bedeutendsten Maler.

Hamburger Kunsthalle: Alma-Tademas Werke inspirierten nachfolgende Künstler und Filmregisseure

Er inspirierte nicht nur nachfolgende Künstlergenerationen. Auch Filmschaffende entdeckten seine Bilder als Ideen- und Vorlagengeber für historische Stoffe. Kaum jemand konnte den Geist des alten Rom so authentisch auf die Bildbühne bringen wie der europaweit gefeierte Alma-Tadema, der im späteren Leben auch als Kostüm- und Bühnenbildner arbeitete. Filme wie „Intolerance“ (1916), „Ben Hur“ (1926), „Cleopatra“ (1934) und „The Ten Commandments“ (1956) gehören zu den frühesten Rezeptionen. Der berühmte Hollywood-Regisseur Ridley Scott nahm Alma-Tademas Bilder für seine beiden Historienfilme „Gladiator“ (2000) und „Exodus“ (2014) zum Vorbild. Und auch Schauplätze des Fantasy-Epos „Die Chroniken von Narnia“ lehnen sich an Werke des Malers an.

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Lustige Anekdote: Sein belgischer Lehrer Baron Jan August Hendrik de Leys soll ihn einst für seinen Marmor, der in seinen Bildern „wie Käse“ aussähe, kritisiert haben. Was Alma-Tadema nur noch mehr angestachelt habe, sich mit der plastischen Darstellung von Marmor und Granit zu beschäftigen. „Die Weihen an Bacchus“, bei dem der Feierzug auf großflächigen Marmorplatten wandelt, ist der beste Beweis dafür.