Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Hochzeit zu Kana“ von Julius Schnorr von Carolsfeld.
Zu seinen Lebzeiten war Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1872) als Landschaftsmaler berühmt, dem es gelang, naturalistische und idealistische Darstellung miteinander zu vereinen. Weitaus populärer war und ist er jedoch wegen seiner Fokussierung auf religiöse Motive. Vor allem seine Holzschnitte „Bilder zur Bibel“ waren über alle Konfessionsgrenzen hinweg verbreitet und machten ihn zum wichtigsten Bibelillustrator des 19. Jahrhunderts neben Gustave Doré (1832–1883).
Er wuchs in einer Leipziger Künstlerfamilie auf und kam daher schon früh mit Kunst und Kultur in Kontakt. Während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste Wien lernte er den Künstlerkreis um Ferdinand Johann von Olivier (1785–1841) kennen. Von Carolsfeld profitierte bei seiner künstlerischen Entwicklung stark von diesen Kontakten, sammelte aber auch wertvolle Eindrücke während einer Reise nach Italien. Nach Aufenthalten in Venedig und Florenz erreichte er schließlich Rom.
In Rom stand der Maler unter dem Einfluss der Lukasbrüder
„Hochzeit zu Kana“ (1819) ist Schnorrs erstes in Italien ausgeführtes Ölgemälde; es fällt in die Zeit seines Anschlusses an die Lukasbrüder, denen er zwischen 1817 und 1820 angehörte. Dies war ein Zusammenschluss einiger deutscher Künstler wie Friedrich Overbeck und Franz Pforr, die nach Rom zogen, um ihrem bürgerlichen Leben zu entfliehen. Ihre Bilder waren geprägt vom Schönheitsideal der Antike und vom katholischen Glauben. Sie trugen mittelalterliche Frisuren, lang mit Mittelscheitel, weshalb man ihnen auch den Spitznamen „Nazarener“ gab.
Beim Hochzeitsbild handelt es sich nicht um eine Auftragsarbeit; offensichtlich war es dem Maler ein persönliches Anliegen, ein religiöses Programmbild zu schaffen und den Bibeltext (Joh. 2,1–11) möglichst klar zu vermitteln. Dies belegen auch Briefe des Malers an seine Familie.
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Im Bild sind Freunde und Familienmitglieder des Künstlers versammelt
„Der lineare Stil und die leuchtende Farbigkeit gehen auf venezianische und florentinische Vorbilder des Quattrocento zurück, auf Fra Angelico, Ghiberti und Ghirlandaio. Unter den Hochzeitsgästen finden sich Porträts von Zeitgenossen aus dem Familien- und Freundeskreis, außer dem Maler selbst sein Vater und die Schwester, seine Braut, der Malerfreund Friedrich Olivier (als Lautenspieler) und Carl Friedrich von Rumohr, der väterliche Förderer der Lukasbrüder“, so beschreibt es der Kunsthistoriker Wolfgang Cortjaens in der Sammlung Online der Kunsthalle.
Seit 1951 befindet sich das 157 mal 227,5 mal 15 Zentimeter große Ölgemälde in der Sammlung 19. Jahrhundert des Museums. Es war ein Geschenk des Galeristen Francis Matthiesen. Der Maler Julius Schnoor von Carolsfeld verließ Rom, nachdem er an den Fresken der Villa Massimo mitgearbeitet hatte. Er wurde Hofmaler Ludwigs I. von Bayern und Akademielehrer in München.