Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – Heute: „Blick auf das Forum Romanum von Südosten“ des Malers Johann Heinrich Schilbach.
Die pure Romantik, mit der deutsche Künstler auf die Landschaften des Südens blickten, spricht aus diesem Bild: In „Blick auf das Forum Romanum von Südosten“ (1827) taucht der Darmstädter Maler Johann Heinrich Schilbach (1798–1851) die römische Sehenswürdigkeit in ein sanftes Licht und lässt sie wie eine Theaterkulisse erscheinen. Rechts ist das Kapitol zu sehen, links die Dreisäulengruppe vom Dioskurentempel, davor mehrere Figuren, darunter zwei Mönche in Kutten sowie eine Gruppe „Carrettoni“ (Ochsenkarren). In der Mitte fällt der Blick auf ein riesiges Ausgrabungsfeld. Über den Dächern der Häuser und Kirchen erhebt sich ein perfekter hellblauer Himmel mit sanften Wolken.
Das Forum Romanum hat Schilbach mehrere Male aus verschiedenen Perspektiven gezeichnet und in Öl gemalt. Eins davon, „Forum Romanum in Rom“, stellte der Künstler 1825 im Atelier eines Freundes aus, wo der dänische Bildhauer Berthel Thorwaldsen es vom Fleck weg kaufte und sogleich ein Pendant bestellte (mit Blick vom Kapitol). Damit war die finanzielle Situation Schilbachs fürs Erste gesichert. Auch bei anderen Künstlerkollegen und der Kunstkritik war die Resonanz auf dieses Gemälde sehr positiv.
Johann Heinrich Schilbach kam als Waisenkind zu seinem Onkel nach Darmstadt. 1812 wurde er mit finanzieller Unterstützung des Großherzogs bei dem Theatermaler Johann Georg Primavesi ausgebildet, bei dem er die Techniken der Ölmalerei und der Radierung lernte. 1823 machte er sich zusammen mit dem Maler Ernst Fries und gesponsert wiederum durch den Großherzog auf eine prägende Rom-Reise: Er brachte unzählige Studien und Zeichnungen von mediterranen Motiven mit, die er später nach und nach in seinem Atelier verarbeitete.
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Kunsthalle Hamburg: Das Gemälde hat einen enormen Detailreichtum und topografische Exaktheit
Das hier gezeigte Gemälde fällt durch einen enormen Detailreichtum und topografische Exaktheit auf. Doch noch etwas ist besonders daran: Aufgrund seines von der Theatermalerei herrührenden Interesses an ausgefallenen Licht- und Beleuchtungseffekten sowie an atmosphärischen Erscheinungen der Natur gelang es ihm, die wechselvollen Lichtphänomene des Südens besonders wirkungsvoll zum Ausdruck zu bringen. Weniger die Menschen als die in spezielles Licht zu setzende Landschaft war es, die Schilbach faszinierte.
Die Kunsthistoriker Peter Märker und Klaus-D. Pohl haben in ihrem 2000 erschienenen Buch „Der Traum vom Süden“ über Zeichnungen, Aquarelle, Ölstudien und Gemälde Schilbachs geschrieben und auch die „Forum Romanum“-Bilder mit ihrem „Kontrast zwischen Landschafts- und Himmelszonen“ hervorgehoben: als „ungewöhnliche Kombination aus Detailtreue, atmosphärischer Stimmung und theatralisch anmutender Ruinenkomposition, die zugleich die reale Situation des Forums nach dem Fortgang der Ausgrabungen seit den 10er-Jahren des Jahrhunderts wiedergibt“.