Hamburg. Die dritte Ausgabe der Photopia ist Fachmesse, Konferenz, Ausstellung. Warum die Drohnentechnik hier eine besondere Rolle spielt.
Der Fotofan ist ein Frühaufsteher. Schon viel los, morgens um zehn, bei der dritten Ausgabe der Photopia: Das Gelände der Hamburg Messe brummt, das Publikum, tendenziell männlich, tendenziell nicht mehr ganz jung, tendenziell Outdoorjacke und Rucksack, stürmt in Richtung der Hallen.
Zum Beispiel Ersan Gül aus Elmshorn. Sich umschauen will er, vielleicht ein paar Kollegen treffen. Kollegen? Ist er denn Profifotograf? Gül lacht. „Ich sag’ mal: Halbprofi.“ Im Hauptberuf arbeitet er als Ingenieur, aber er knipst nicht nur, er macht aufwendige Landschaftsfotografie. Was ihn reizt: Luftaufnahmen, bei der Photopia will er sich über neue Entwicklungen bei der Drohnentechnik informieren.
Photopia in Hamburg: Wo Nerds auf Drohnenfans treffen
Drohnen sind hier wichtig, mehrere Stände in den Messehallen beschäftigen sich mit den fliegenden Kameras, manche haben hier lange vor dem Verkaufsstart ihre Premiere. Und alle sind sie umlagert, von Leuten, die hier eine Leidenschaft gefunden haben.
Denn: Die Photopia ist mit rund 125 Herstellern aus Bereichen wie Kamera, Objektiv, Smartphone und Software zwar auf der einen Seite eine Fachmesse, auf der anderen aber auch Anlaufpunkt für leidenschaftliche Amateure, die sich auf Stand bringen wollen. Entsprechend ist das Programm auch nicht wirklich eine runde Sache, sondern eher ein Sammelsurium: Die Veranstaltung ist gleichzeitig Branchentreff, Festival, Ausstellung, Messe, Konferenz. Und zwar alles auf einmal, in den Hallen, die mit Containern als Dekoelementen durchaus schick gestaltet sind. Klar, es geht beim Fotografieren ja nicht zuletzt um Ästhetik.
Photopia Hamburg: Alles rund um die Fotografie
Es geht aber auch um vieles mehr. Um Technik. Um Arbeitspraxis. Um Persönlichkeits- und Urheberrechte. All das wird hier abgedeckt: Am Stand der Gesellschaft für Naturfotografie gibt es einen Vortrag „Die Kalligraphie der Natur“, in dem es um ein Drohnen-Luftbildprojekt in Sibirien geht. Mehrere Stände bewerben das angeblich optimale Fotobuch. Es gibt an allen Ecken Vorträge und Keynotes, unter mit Szenestars wie dem Sportfotografen Alexander Hassenstein, dem Wildlife-Fotografen Stephan Tüngler und der Werbefotografin Luise Blumstengel. Und in einem kleinen Container haben ein paar Hipster ihr Magazin für Super-8-Filme ausgelegt: „Echter Film, echtes Korn.“ Weniger Zuspruch haben die Stände der Berufsverbände Freelens und Centralverband deutscher Berufsfotografen. Tja.
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Das Durcheinander hat seinen Charme. Weil Nerdtum und Massentauglichkeit hier direkt nebeneinander stehen, gnadenloser Mainstream und absolute Nische. Zwar kommt die Schau ein bisschen rumpelig daher, aber auch divers und bunt. Apropos bunt: Zur Farbfotografie gibt es derzeit anscheinend kaum eine Alternative, immer wieder wird farbechtes Fotopapier angeboten, es gibt Techniken zur Belichtungsoptimierung. Und in einer Ecke findet man dann doch auch wieder das Gegenmodell: Kontraststarke Schwarzweißaufnahmen sind im Ausstellungscontainer des German Street Photography Festivals zu sehen, intensiv, berührend. Und dass das hier alles möglich sein kann, das macht den Reiz dieser Veranstaltung aus.
Photopia bis 24. September, Messehallen, Messeplatz 1, www.photopia-hamburg.com