Bergedorf. Im Haus im Park stellt Ann-Kathrin Stein ihre Fotos bekannter Gebäude aus. Für ein gutes Motiv missachtet sie auch mal Verbote.

Ob Bahnhof, Museum oder Hotel: Einige der bekanntesten Gebäude Europas sind jetzt in der Fotoausstellung „Architektur, Hafen und Natur“ von Ann-Kathrin Stein im Begegnungszentrum Haus im Park zu sehen: Eine Reise durch die Galerie führt ins spanische Baskenland zum Guggenheim-Museum, rüber nach Belgien zum Antwerpen-Centraal und wieder zurück nach Deutschland – zur Hamburger Elbphilharmonie und zu einem Berliner Hotel auf dem Potsdamer Platz: „Die dürfen in meinen Augen nicht fehlen“, meint die 59-Jährige.

Um welche Konstruktionen es sich genau handelt, ist nicht sofort erkennbar: „Die verschiedenen Perspektiven in meinen Aufnahmen führen häufig zu einem neuen Blick auf die Bauwerke“, erklärt die Fotografin. Mit ihrer Leica-Kamera versucht die Hamburgerin, einen Moment auf jene Weise festzuhalten, wie sie ihn erfasst: „Ich habe einen Blick, den andere nicht haben“, glaubt die Künstlerin.

Ausstellung: Fotos von Ann-Kathrin Stein im Haus im Park

Die in Bramfeld aufgewachsene Künstlerin ist hauptberuflich Polizeibeamtin und arbeitet in der Verwaltung. In jungen Jahren träumte sie zwar davon, Kunst zu studieren, doch das ergab sich nie. Stattdessen konzentrierte sich Ann-Kathrin Stein auf die Erziehung ihres Kindes. Das Familienleben sei ihre größte Priorität gewesen: „Jetzt ist meine Tochter aus dem Haus, und ich kann mich privat komplett meiner Leidenschaft widmen.“

Auf der ersten Etage vom Haus im Park sind die architektonischen Fotografien zu bestaunen, zeigt Ann-Kathrin Stein.
Auf der ersten Etage vom Haus im Park sind die architektonischen Fotografien zu bestaunen, zeigt Ann-Kathrin Stein. © BGZ | Jana Tušek

Und dafür hält es die Polizeibeamtin manchmal auch mit Verboten nicht so genau: Für den perfekten Schnappschuss sprang sie nämlich über eine Absperrung der Elbtunnel-Baustelle. Das Resultat hängt mit großer Tiefenwirkung an der Wand – in Schwarz-Weiß. „Ich habe das Bedürfnis, die Kunst zu leben, die in meinem Kopf ist“, sagt die Fotografin.

Mit viel Motivation steuert Ann-Kathrin Stein nun auf ihr neues Ziel zu: „Ich möchte mich mehr meiner Liebe zur Fotografie widmen und damit auch Geld verdienen“, so die 59-Jährige. Eines ihrer Bilder ist bei der jetzigen Ausstellung bereits verkauft worden: Eine hochformatige Nahaufnahme eines Unesco-Weltkulturerbes, nämlich der Hamburger Speicherstadt. Die Preise variieren entsprechend, im kleinsten Format (40 mal 50 Zentimeter) liegt der Druck ohne Rahmen bei 180 Euro.

Bildprojektion des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (1918-2015) am Hamburger Speersort.
Bildprojektion des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (1918-2015) am Hamburger Speersort. © BGZ | Jana Tušek

Insgesamt hängen in der Galerie, dem Restaurant und im Foyer 38 Bilder: Darunter auch eines vom ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Zur Feier seines 100. Geburtstages war 2018 sein Porträt auf die Wand am Helmut-Schmidt-Haus (Speersort 1) projiziert worden. Ann-Kathrin Stein war dabei und hielt den Moment mit ihrer Kamera fest.

Fotos von Menschen, die berührt sind von der Musik

Zwar bleibt die Architektur ihr liebstes Motiv, dennoch will sich Ann-Kathrin Stein in Zukunft mehr der Musik widmen. „Ich möchte den Augenblick aufnehmen, in dem die Musik den Menschen berührt“, so die Fotografin – damit ist mehr der Musiker als der Zuhörer gemeint: Während eines Konzerts des US- Saxofonisten Immanuel Wilkins fotografierte sie alle Bandmitglieder einzeln. Das Ergebnis zeigt sie auf ihrer Webseite www.ann-kathrins-photographie.de.

Als dritten Schwerpunkt wählt sie die Schönheiten der Natur: „Ich habe mal zwei Stunden vor einem Teich in Schleswig-Holstein gewartet, um eine Ringelnatter zu fotografieren“, erzählt Ann-Kathrin Stein mit einem stolzen Lächeln. Das geduldig abgewartete Foto hängt jetzt im Restaurant vom Haus im Park. Täglich von 8 bis 17 Uhr können die Besucher alle Werke bis Mitte September betrachten, bloß am Wochenende hat das Haus geschlossen.