Hamburg. 50.000 Fans, 320 Bands, 80 Clubs, vier Tage wach: So planen Profis den Festival-Besuch. Von den Highlights bis zum Feiern danach.
Vier Tage wach: Klar, der Kiez schläft nie, aber das Reeperbahn Festival lässt die Meile vom 20. bis zum 23. September noch einmal mehr pulsieren. Zwischen Junggesellenabschieden, Führungen, Partyvolk und Theaterpublikum mischen sich 50.000 Konzertfans und 4000 Fachbesucherinnen und -Besucher, um die Bands von morgen schon heute zu erleben.
So wie in den Vorjahren Ed Sheeran, Bon Iver, Nina Chuba, Jake Bugg, Cro und viele weitere. Wer noch nie den Konzert-Marathon mitgemacht hat oder – St. Pauli eben – sich nicht mehr erinnern kann: Alles, was man über das Reeperbahn Festival 2023 wissen muss.
Reeperbahn Festival 2023 auf St. Pauli: Wer tritt auf?
Seit der Festivalpremiere 2006 präsentiert das Reeperbahn Festival, inspiriert vom SX/SW Festival im texanischen Austin, die angesagtesten internationalen Newcomer und Geheimtipps der internationalen Musikszene. Die Exportbüros der Popszenen Europas, Labelgiganten von Deutschland bis zu den USA und kleine Indie-Agenturen aus aller Welt bringen über 320 Bands in die Stadt, die auf 80 Bühnen in Clubs, Bars und Theatern spielen.
Für die Bands geht es darum, sich der anwesenden Popbranche (die sich bei gut 200 Vorträgen, Debatten und Netzwerktreffen austauscht) zu präsentieren für Plattenverträge, Vertriebsdeals, Tourneen und Festivals. Begleitet wird das Festival nicht selten von Spontan- und Geheimkonzerten bekannter Namen wie in den Vorjahren Kraftklub, Muse, Beatsteaks oder James Blunt. Augen auf in den Medien und Sozialen Netzwerken.
Reeperbahn Festival 2023: Was sind die Highlights?
Jedes Jahr hat das Festival verschiedene Programm-Schwerpunkte. Neben Auftritten von etablierten Namen wie Pretenders, The Hives und Arlo Parks liegt ein Fokus auf den „Wunderkinder – German Music Talent Acts“-Showcases auf den Bühnen im Clubhaus St. Pauli (Uwe, Häkken, Bahnhof Pauli) mit Brockhoff, Get Jealous, Orbit und weiteren Bands. Außerdem singen und spielen seit 2016 jährlich internationale Talente um den „Anchor Award“ für den besten Festival-Newcomer.
Nominiert für den Wettbewerb wurden Berq (Deutschland), )Daisy The Great (USA), Hannes (Schweden), Ichiko Aoba (Japan), Paris Paloma (Großbritannien) und Waterbaby (Schweden). Vergeben wird der „Anchor“ von einer Fachjury mit den Sängerinnen und Songschreiberinnen Banks, Tayla Parx, Katie Melua und Jury-Präsident Tony Visconti, Produzent von David Bowie und T-Rex.
Festival Hamburg: Wo wird gespielt?
Gespielt wird auf 80 Bühnen zwischen Nobistor, Millerntor und Feldstraße. Mit dabei sind renommierte Clubs wie Große Freiheit 36, Gruenspan, Molotow, Knust, Mojo Club, Uebel & Gefährlich, Nochtspeicher, aber auch in der Hauptkirche St. Michaelis, im Imperial Theater, in der Elbphilharmonie, im Resonanzraum, im St. Pauli Fanshop, in der Haspa-Filiale Reeperbahn und auf dem Spielbudenplatz. Zentrum des Festivals ist das „Festival Village“ auf dem Heiligengeistfeld mit mehren Bühnen, Ausstellungsbereichen und Bändchenausgabe.
Reeperbahn Festival: Kann ich auch in die Elbphilharmonie?
Dieses Jahr finden vier Festival-Konzerte im Großen Saal der Elbphilharmonie statt: Am 22. September Jeremias und Bruckner und am 23. September Matt Corby und Altin Gün. Für diese Konzerte mussten sich Ticketkäufer vorab registrieren (nur ein Konzert war erlaubt), um sich beim Festival am Konzerttag spätestens zwei Stunden vor Konzertbeginn am Ticketschalter im Festival-Village auf dem Heiligengeistfeld Hardtickets (freie Platzwahl) abzuholen. Derzeit sind die Kontingente vergriffen, ob noch Plätze frei werden, meldet die Festival-Leitung über die Reeperbahn-Festival-App.
Reeperbahn Festival: Gibt es nur Musik?
Zum Festival gehört auch ein umfangreiches Begleitprogramm aus allen Kultursparten wie Filme am 23. September im 3001 Kino, Lesungen wie die von Twitter-Star El Hotzo (21.9., Imperial Theater) und „Pornopositiv“-Autorin Paulita Pappel (22.9., Prinzenbar), diverse Partys im Molotow, Mojo Club und im Moondoo und natürlich die traditionelle „Flatstock“-Posterconvention im Festival Village.
Reeperbahn Festival: Mal reinschnuppern für lau?
Einige Programmpunkte des Reeperbahn Festivals sind auch ohne Festival-Bändchen kostenlos zu erleben. Zum Beispiel im Trubel auf dem Spielbudenplatz: auf der Spielbude XL sowie am NJOY-Reeperbus, wo viele Bands, darunter Damona, Area Tiret und Chinchilla auftreten.
Und: „Im Festival Village auf dem Heiligengeistfeld gibt es neben der Flatstock Poster Convention eine Vielzahl spannender Ausstellungen und Programmpunkte auf dem Arts Playground sowie Musik und Talks auf dem Hangar, der fritz-kola Bühne und im Glass House,“ verspricht die Festivalleitung.
Reeperbahn Festival: Welche Tipps haben Profis?
Die Zeiten des „Clubhoppings“, in denen man sich von Club zu Club treiben lassen konnte, hier und da in drei Songs reinhören („three songs, no flash“) und bei Nichtgefallen weiterziehen, sind leider seit zehn Jahren vorbei. Es wird voll am Festival-Donnerstag und sehr, sehr voll am Festival-Freitag und -Sonnabend. Es ist zwar hilfreich, sich mit der Festival-App auf dem Smartphone (die Festival-Homepage ist dieses Jahr leider eine Katastrophe) vorab ein Programm zusammenzustellen (man kann Favoriten markieren und die App informiert relativ gut in Echtzeit über Einlass-Stopps und Verspätungen), aber das hält zumeist nur bis zum ersten Einlass-Stop.
Je bekannter die Band und populärer der Club (Molotow!), desto illusorischer der Einlass. Generell sollte man immer mindestens eine Stunde vor Beginn eines Konzerts an der jeweiligen Bühne aufschlagen. Ein Plan B mit Alternativen, mit unbekannteren Bands in eher unbekannteren Clubs wie zum Beispiel Uwe und Häkken kann ungeahnte positive Überraschungen parat haben.
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Reeperbahn Festival: Wo feiern nach den Konzerten?
Der Kiez schläft nie, hatten wir das schon erwähnt? St. Pauli, die Schanze und die umliegenden Gemarkungen bieten eine Unzahl an Bars, Kneipen und Discos, um durchzumachen. Wobei die angesagtesten Techno-Clubs der Stadt nicht auf dem Kiez zu finden sind: Südpol, PAL, Waagenbau und Fundbureau liegen ein paar Öffi-Stationen entfernt, aber auch fußläufig im Festival-Dreieck wird am 23.9. Techno und Electro geboten, im DOT, im Uebel & Gefährlich und im Golden Pudel Club, In den Festival-Clubs gibt es mit Bändchen und ohne Extra Eintritt am 23.9. im Mojo Soul, im Moondoo Hip-Hop und im Molotow alles für jeden Indie-Geschmack.
Reeperbahn Festival: Wo gibt es Tickets und was kosten die?
Tagestickets ab 52,48 Euro (Mi) bis 75,78 Euro (Sa), 2-Tagestickets für 104,90 Euro (Fr+Sa), 3-Tagestickets für 114,16 Euro(Do–Sa) und 4-Tagestickets für 143,74 Euro gibt es im Vorverkauf unter www.reeperbahnfestival.com. Vor Ort müssen die Tickets am Ticket-Desk im Festival-Village auf dem Heiligengeistfeld (U St. Pauli) gegen Bändchen umgetauscht werden.