Ottensen. Das Problem schien gelöst, doch jetzt wurde ein neuer Fall der Hornisse in Hamburg gemeldet. Was Bürger tun können.

Die Jäger des invasiven Insekts hofften schon, Hamburg sei das Problem los. Seit 2021 hatte es keine bestätigten Funde von Asiatischen Hornissen mehr in der Hansestadt gegeben – es schien so, als hätte das aufwendige Aufspüren vereinzelter Nester den gewünschten Effekt erzielt: die eingeschleppte Art so früh einzudämmen, dass sie bei uns nicht Fuß fassen kann.

Doch zu früh gefreut: Wie die Umweltbehörde auf Abendblatt-Anfrage bestätigte, wurden in der vergangenen Woche an den Bienenstöcken eines Imkers in Ottensen mehrere Asiatische Hornissen gesichtet und von einem Experten bestätigt – es muss demnach ein Nest in der Umgebung geben. „Es wird vermutet, dass 2022 zumindest ein Volk der Asiatischen Hornisse in Hamburg nicht entdeckt wurde“, sagte die Sprecherin der Behörde, Renate Pinzke.

Asiatische Hornisse in Hamburg: Gefahr für Honigbienen

Ähnlich wie die geschützte heimische Europäische Hornisse gilt auch die Vespa velutina nigrithorax, so der lateinische Name der invasiven Hornisse, als wenig aggressiv gegenüber dem Menschen, solange man sich ihren Nestern nicht bis auf wenige Meter nähert. Die Stiche beider Hornissenarten können in seltenen Fällen eine gefährliche allergische Reaktion auslösen, doch das gilt auch für Bienen- und Wespenstiche.

In Verruf geraten ist die Asiatische Hornisse, weil sie in einem größeren Maße als die heimische Hornisse Jagd auf Honigbienen macht. Auch andere heimische Bestäuber könnten durch die aus Asien eingeschleppte Art gefährdet sein, befürchtet die EU. Sie nahm die Velutina im Jahr 2016 auf in die Liste „invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“, die sich in Ausbreitung befinden.

Nach Artikel 17 der Verordnung muss jedes EU-Mitglied gemeldete Vorkommen einer so eingestuften Art unverzüglich beseitigen – diese Bekämpfungspflicht gilt auch für Hamburg.

Asiatische Hornisse: Nördliche Bundesländer starteten Überwachungsprogramm

Im Jahr 2021 hatten Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ein Monitoringprogramm zur Überwachung der Asiatischen Hornisse in Norddeutschland gestartet, zusammen mit Imkern der Metropolregion Hamburg.

Angesichts der jüngsten Funde ruft die Umweltbehörde nun erneut dazu auf, Sichtungen der Velutina unter www.ahlert-nord.de mit Foto zu melden und damit zu helfen, die Ausbreitung der invasiven Art einzudämmen.

Das Insekt ist fast vollständig braunschwarz gefärbt, bis auf einen gelben Streifen am Hinterleib und gelbe Beine – und dadurch deutlich zu unterscheiden etwa von der gelb-schwarz-gestreiften Gemeinen Wespe und von der Europäischen Hornisse, die sich durch eine rotbraune Brust und einen gelben Hinterleib mit schwarzen Streifen und Punkten auszeichnet.

Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse werden bis 2,4 Zentimeter lang, Königinnen bis zu drei Zentimeter. Damit ist die Art ein paar Millimeter kleiner als die heimische Europäische Hornisse, aber etwa doppelt so groß wie Honigbienen.

Ein 2021 entdecktes Nest der Asiatischen Hornisse wurde früh entfernt

Wo steckt die Asiatische Hornisse? Der Hamburger Biologe Kai Schütte stattete eingefangene Exemplare mit winzigen Telemetrie-Sendern aus und folgte den Insekten bis zu ihren Nestern.
Wo steckt die Asiatische Hornisse? Der Hamburger Biologe Kai Schütte stattete eingefangene Exemplare mit winzigen Telemetrie-Sendern aus und folgte den Insekten bis zu ihren Nestern. © Marc Hasse

Wie berichtet, hatten der Hamburger Biologe Kai Schütte und ein Wespenexperte bereits im Jahr 2020 Vorkommen der Asiatischen Hornisse in Horn, Osdorf, Rothenburgsort und Allermöhe bestätigt, einzelne Tiere mit Sendern versehen und diese mithilfe von Telemetrie bis zu ihren Nestern verfolgt. Anschließend entfernten Schütte und sein Unterstützer die Nester.

Im August 2021 entdeckten sie ein Nest Asiatischer Hornissen in Farmen-Berne. Weil es sich aber um noch ein sogenanntes Primärnest (Gründungsnest) handelte, sei es durch dessen Entfernung gelungen, den Zyklus des Volkes und dessen Fortpflanzung früh zu unterbrechen, hieß es damals.

Umweltbehörde will Nester aufspüren, bevor Jungköniginnen neue Völker gründen

Wenn sich aus dem von einer Jungkönigin gegründeten Primärnest eine Kolonie mit mehreren Hundert Arbeiterinnen entwickelt hat, bauen diese ein sogenanntes Filialnest, bis zu einen Meter hoch und bis zu 80 Zentimeter im Durchmesser. Dahin zieht die Kolonie um.

Später gehen aus diesem Nest neben männlichen Geschlechtstieren auch neue Jungköniginnen hervor. Im frühen Herbst kann die Kolonie aus 1000 bis 2000 Arbeiterinnen sowie aus 1000 bis 2000 Geschlechtstieren bestehen. Zum Vergleich: Die Nester unserer heimischen Hornissen bestehen aus 400 bis 700 Tieren.

Von Oktober an verlassen männliche und weibliche Geschlechtstiere (Jungköniginnen) zur Paarung das Nest. Anschließend suchen sich die Jungköniginnen ein Versteck zur Überwinterung. Im darauffolgenden Jahr können sie neue Völker gründen. So weit soll es nach dem Willen der Umweltbehörde möglichst gar nicht erst kommen.