Hamburg. Für Menschen sind sie nicht gefährlicher als die europäischen Hornissen. Für welche Tiere sie bedrohlich werden können.

Erneut ist in Hamburg ein Nest Asiatischer Hornissen entdeckt worden. Der Fund in Farmen-Berne sei der erste Nachweis der eingeschleppten Insektenart bei uns diesem Jahr, sagte der Biologe Kai Schütte von der Universität Hamburg. Im vergangenen Jahr hatten der Forscher und ein Kollege bereits Vorkommen der Vespa velutina nigrithorax, so der lateinische Name der invasiven Hornisse, in Horn, Osdorf, Rothenburgsort und Allermöhe bestätigt.

Bei der nun aufgespürten Behausung handelte es sich um ein Gründungsnest (Primärnest) mit einem Durchmesser von etwa 30 Zentimetern. Es befand sich auf einem Privatgrundstück in einem zwei Meter hohen Buchsbaum. Die Eigentümerin hatte den Bau der Umweltbehörde gemeldet, die wiederum Kai Schütte und einen Kollegen damit beauftragte, das Nest zu entfernen.

Asiatische Hornisse – Nest in Farmsen-Berne entdeckt

Da es im vergangenen Winter in Hamburg mitunter frostig gewesen war und im Frühling und Sommer oft geregnet hatte, standen die Chancen eigentlich nicht schlecht, dass die an wärmere Gefilde angepasste Insektenart die jüngsten Widrigkeiten nicht überstehen würde. „Es gab die Hoffnung, dass keine Asiatischen Hornissen mehr gefunden werden – das hat sich nicht bewahrheitet“, sagte Schütte. Immerhin sei es durch die Entfernung des Primärnests in Farmsen-Berne gelungen, den Zyklus eines Volkes und dessen Fortpflanzung früh zu unterbrechen.

Wenn sich aus dem von einer Jungkönigin gegründeten Primärnest eine Kolonie mit mehreren Hundert Arbeiterinnen entwickelt hat, bauen diese ein sogenanntes Filialnest, bis zu einen Meter hoch und bis zu 80 Zentimeter im Durchmesser. Dahin zieht die Kolonie um. Später gehen aus diesem Nest neben männlichen Geschlechtstieren auch neue Jungköniginnen hervor. Im frühen Herbst kann die Kolonie aus 1000 bis 2000 Arbeiterinnen sowie aus 1000 bis 2000 Geschlechtstieren bestehen.

Asiatische Hornisse: Stiche können allergische Reaktion auslösen

Von Oktober an verlassen männliche und weibliche Geschlechtstiere (Jungköniginnen) zur Paarung das Nest, bevor sich die Jungköniginnen (pro Nest können es mehrere Hundert sein) ein Versteck zur Überwinterung suchen. Soweit wird die in Farmen-Berne aufgespürte Kolonie allerdings nicht kommen: Zwar hatte sie bereits damit begonnen, in einem nahe gelegenen Baum in 20 Meter Höhe ein Filialnest zu bauen. Doch dieser Bau sei erst faustgroß, sagte Kai Schütte. Er wird auch dieses Nest in Kürze entfernen.

Ähnlich wie die geschützte heimische Europäische Hornisse gilt auch die Vespa velutina als wenig aggressiv gegenüber dem Menschen, solange man sich ihren Nestern nicht bis auf wenige Meter nähert. Die Stiche beider Hornissenarten können in seltenen Fällen eine gefährliche allergische Reaktion auslösen, doch das gilt auch für Bienen- und Wespenstiche.

Hamburger aufgerufen, Sichtungen der Hornissen zu melden

In Verruf geraten ist die Asiatische Hornisse, weil sie in einem größeren Maße als die heimische Hornisse Jagd auf Honigbienen macht. Auch andere heimische Bestäuber könnten durch die aus Asien eingeschleppte Art gefährdet sein, befürchtet die EU. Sie nahm die Velutina im Jahr 2016 auf in die Liste „invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“, die sich in Ausbreitung befinden. Nach Artikel 17 der Verordnung muss jedes EU-Mitglied gemeldete Vorkommen einer so eingestuften Art unverzüglich beseitigen – diese Bekämpfungspflicht gilt auch für Hamburg.

Die Umweltbehörde hatte im Juni die Hamburgerinnen und Hamburger erneut dazu aufgerufen, Sichtungen der Velutina unter www.ahlert-nord.de zu melden und damit zu helfen, die Ausbreitung der invasiven Art einzudämmen.

Das Insekt ist fast vollständig braunschwarz gefärbt, bis auf einen gelben Streifen am Hinterleib und gelbe Beine – und dadurch deutlich zu unterscheiden etwa von der gelb-schwarz-gestreiften Gemeinen Wespe und von der Europäischen Hornisse, die sich durch eine rotbraune Brust und einen gelben Hinterleib mit schwarzen Streifen und Punkten auszeichnet. Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse werden bis 2,4 Zentimeter lang, Königinnen bis zu drei Zentimeter. Damit ist die Art ein paar Millimeter kleiner als die heimische Europäische Hornisse, aber etwa doppelt so groß wie Honigbienen.