Hamburg. ADFC fordert Ausbau und nennt zwei mögliche Lösungen. Unter welchen Umständen Tempo 30 auf allen Hamburger Straßen kommen müsste.
Sie helfen bei der Mobilitätswende, weil mit ihnen auch größere Gegenstände transportiert oder ausgeliefert werden können – zugleich brauchen sie viel Platz: Lastenräder gelten als wettbewerbsfähiges Verkehrsmittel zur Verteilung von Gütern auf der sogenannten letzten Meile. Fahrradkuriere und entsprechende Lieferdienste mit elektrisch angetriebenen Kleinstfahrzeugen gehören mittlerweile zum Hamburger Stadtbild. Und auch die Deutsche Bahn bietet einige Stadträder als Lastenräder an, für Privatleute zum Ausleihen.
Nun fordert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mehr Platz für Lastenräder in Hamburg. Senat und Verwaltung müssten endlich mehr Tempo in ihre Bemühungen zur Verkehrswende bringen, anderenfalls verschlafe Hamburg die Entwicklung, erklärte der ADFC in Hamburg am Mittwoch.
Verkehr Hamburg: Konflikte auf der Straße programmiert
Aus Sicht des Fahrrad-Clubs gibt es zwei Lösungen: Entweder bekommen Fahr- und Lastenräder mehr Platz auf den Straßen, oder aber es muss breitere Radwege geben. Aktuell sehen die Hamburger Regelwerke für Stadtstraßen (ReStra) laut ADFC nur eine Regelbreite von 2,50 Metern für Radwege und 2,75 Metern für Radfahrstreifen vor. Bei engen Platzverhältnissen sei eine Unterschreitung auf mindestens 1,85 Meter für Radfahrstreifen zulässig, hieß es.
„Wer in Hamburg mit dem Rad unterwegs ist, weiß, dass auf solchen Wegen ein Überholen unter Einhaltung der Mindestabstände schon für Radfahrende untereinander unmöglich ist“, kritisierte Cajus Pruin vom ADFC in Hamburg. „Für breitere Lastenräder und mehrspurige Kleinstfahrzeuge sind Konflikte planerisch vorprogrammiert.“
Mehr Platz auf der Straße – und Tempo 30 überall
Entweder Radfahrende und auch Lastenräder erhielten konsequent mehr Platz auf der Fahrbahn oder die Radwegeinfrastruktur müsse so ausgebaut werden, dass sie die steigende Zahl an Radfahrenden aufnehmen kann und für diese dann sicher und komfortabel sei. Für die erste Option müsse stadtweit Tempo 30 gelten, hieß es vom ADFC.
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Für die zweite Option müsse die Regelbreite von Radwegen auf mindestens drei Meter erhöht werden. „Dabei reicht es nicht, nur die Regelwerke anzupassen”, ergänzt Pruin. „Diese Breiten müssen auch tatsächlich gebaut werden: Selbst Radfahrstreifen in der aktuell vorgeschriebenen Regelbreite von nur 2,75 Metern lassen sich aber bislang in Hamburg noch an einer Hand aufzählen.“
Vorbild für Hamburg: Paris baut Fahrstreifen aus
Pruin nannte die französische Hauptstadt als Vorbild: „Paris stellt breite Fahrstreifen in der City für diese moderne Transportlogistik und den Radverkehr zur Verfügung.“ In Hamburg dagegen werde der Lieferverkehr per Lastenrad auf der sogenannten letzten Meile „immer noch ausgebremst“.
Die Radwege, auch die neu gebauten, seien für die Lastenräder zu schmal, hatte auch der Sprecher des Hamburger ADFC-Landesverbands, Dirk Lau, bereits kritisiert. Angesichts von zunehmenden Einschränkungen für Autos in den Innenstädten setzten Logistikunternehmen zunehmend auf Elektro-Lastenfahrräder. Die Cargo-Bikes können bis zu 250 Kilo in ihren Containern, Pick-ups oder Anhängern transportieren – das ist in etwa die Ladefähigkeit eines geräumigen Pkw.
Verkehr Hamburg: Lastenräder mit bis zu 25 Stundenkilometer gehören auf Radwege
Die Hamburger Verkehrsbehörde unterstützt die neue Form des Gütertransports: „Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und der Mobilitätswende halten wir es für ausgesprochen sinnvoll und begrüßenswert, wenn Logistikunternehmen vermehrt für die letzte Meile auf elektrisch betriebene Lastenräder setzen“, hatte Behördensprecher Dennis Heinert kürzlich erklärt. In der Straßenverkehrsordnung sei geregelt, dass die bis zu 25 Kilometer pro Stunde schnellen Lastenräder die klassische Radinfrastruktur mitbenutzten.
Schrittweise sollen die Hamburger Radwege dafür ausgebaut werden. „Die Breite von Radwegen zu erhöhen ist ein kontinuierlicher Bestandteil zur Förderung der Mobilitätswende“, so Heinert. Das diene sowohl der Verkehrssicherheit als auch dem Fahrkomfort für Radfahrer, um beispielsweise Überholmöglichkeiten zu schaffen.