Hamburg. Sabine Mertens sagt: Dass sie Gefühle verletzt habe, tue ihr „von Herzen leid“. Hamburgs Generalstaatsanwaltschaft prüft Beschwerde.

Ihre homophoben Aussagen sorgten für Empörung in Hamburg – nun, fast sechs Monate später, entschuldigt sich Sabine Mertens, Sprecherin der Anti-Gender-Volksinitiative. „Es tut mir leid, dass ich mit meinen oft zitierten, missverständlichen Äußerungen den Eindruck erweckt habe, Homosexualität sei ,anormal’“, erklärte sie am Montagvormittag. „Nichts liegt mir ferner! Für mich ist das Gegenteil von normal nicht anormal, sondern außergewöhnlich, so wie Picasso kein normaler Maler war, die Beatles keine normale Pop-Band und der Christopher Street Day keine normale Demo ist.“

Anfang Februar hatten Vertreter der Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ ihre Initiative im Hamburger Rathaus angemeldet. Im Anschluss daran hatte Sabine Mertens gegenüber dem Abendblatt bezüglich des Genderns von „feministischer Propaganda“ gesprochen und der „Tatsache, dass sich normalerweise Männer und Frauen zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen“. Außerdem sagte sie: „Wenn wir jetzt alle schwul, lesbisch und trans werden sollen, dann ist die Evolution zu Ende.“

Anti-Gender-Initiative: Sabine Mertens wünscht CSD eine „fröhliche und friedliche Feier“

Nach diesen queerfeindlichen Aussagen hatten SPD, Grüne und Linke die CDU aufgefordert, auf Distanz zu der von ihr unterstützten Volksinitiative zu gehen. Äußerungen wie die von Sprecherin Sabine Mertens dürften nicht unwidersprochen bleiben. Der CDU-Fraktionsvorsitzender Dennis Thering bezeichnete Mertens Aussagen damals als „inakzeptabel“.

Sabine Mertens erklärt nun in ihrer am Montag verschickten Pressemitteilung: „Dass ich mit meinen Äußerungen Gefühle verletzt und vielleicht sogar dazu beigetragen habe, dass die CDU vom CSD ausgeladen wurde, tut mir von Herzen leid, und dafür bitte ich um Entschuldigung. Dem CSD wünsche ich gutes Gelingen und eine fröhliche und friedliche Feier.“

Dennis Thering erklärte am Montag auf Anfrage, die CDU stelle sich „klar gegen jede Form von Homophobie und Diskriminierung“. Weiterhin gelte, dass die Hamburger CDU Gendersprache in staatlichen Institutionen ablehne und „insoweit hinter den Zielen der Initiative“ stehe.

Anti-Gender-Initiative: Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen Sabine Mertens ein

Nach Mertens Äußerungen war am 13. Februar gegen sie Strafanzeige wegen Beleidigungbei der Polizei erstattet worden. Die Staatsanwalt habe ein Verfahren begonnen, dieses dann aber eingestellt, mangels Anfangsverdacht für eine Straftat, sagte die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Liddy Oechtering, am Montag dem Abendblatt. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft erfüllten die beanstandeten Aussagen nicht den Tatbestand der Beleidigung. Gegen die Einstellung des Verfahrens sei Beschwerde eingelegt worden. Diese werde von der Generalstaatsanwaltschaft geprüft.

Nach der Anmeldung ihrer Volksinitiative im Februar hatten die Initiatoren um Sabine Mertens in Hamburg um Zustimmung geworben – und die erste Hürde auf dem Weg zu einem Volksentscheid genommen: Am 21. Juli übergaben sie 16.457 Unterschriften an den Senat. Üblicherweise müssen Initiativen etwas mehr als 10.000 Unterschriften abgeben, weil einige ungültig sein können.

Nach dem Willen der Volksinitiative sollen die Hamburger Verwaltung, Bildungseinrichtungen und städtische Unternehmen auf Gendersternchen und Doppelpunkte in Wörtern verzichten. „Unsere Volksinitiative trifft den Nerv und die Stimmung vieler Menschen in Hamburg“, sagte Mertens bei der Übergabe der Unterschriften.