Hamburg. Hamburger Senat veröffentlicht auf Anfrage der Linke Zahlen zu Übergriffen in Bädern. 2023 sticht bislang ein Betrieb heraus.
Zehn Fälle von sexueller Belästigung sind in den Schwimmbädern und Saunen von Bäderland Hamburg bereits im ersten Halbjahr 2023 bisher registriert worden. Das teilte der Hamburger Senat auf eine Kleine Anfrage der Linke-Fraktionsvorsitzenden Cansu Özdemir mit. 2022 waren es 16 Fälle – im ganzen Jahr.
Opfer sind überwiegend Mädchen und Frauen. Täter überwiegend Männer. In einer Pressemitteilung unterstreicht die Linke deshalb eine Forderung, die bereits seit 2021 besteht: Eine Kampagne gegen sexualisierte Gewalt, die „gezielt Männer und ihr Verhalten adressiert“. Vergangenes Jahr wurde der Antrag von der Bürgerschaft beschlossen. Aber: „Eine Umsetzung steht noch aus“, heißt es weiter.
Bäderland Hamburg: Sexuelle Belästigung im Schwimmbad – schon zehn Fälle in 2023
Der Senat lieferte auch eine Aufschlüsselung, in welchen städtischen Bädern es in den ersten Monaten dieses Jahres zu sexuellen Belästigungen gekommen ist. Heraus sticht dabei das Holthusenbad in Eppendorf – vier Fälle sind dort bereits erfasst worden.
Bis zum 10. Juli dieses Jahres sind in diesen Bäderland-Betrieben Fälle von sexueller Belästigung erfasst worden:
- Holthusenbad Eppendorf (vier Fälle)
- MidSommerland Wilstorf (zwei Fälle)
- Bartholomäus-Therme in Barmbek-Süd (ein Fall)
- Parkbad in Volksdorf (ein Fall)
- Bille-Bad in Bergedorf (ein Fall)
- Bodenwald in Niendorf (ein Fall)
Das Harburger MidSommerland war im vergangenen Jahr mit am Ende vier Fällen Spitzenreiter.
Sexuelle Belästigung im Schwimmbad: Deutlich mehr Fälle vor einigen Jahren
Gleichzeitig scheint die Zahl der Belästigungen in den öffentlichen Bädern nicht gestiegen zu sein. Laut den Daten des Senats gab es in den Corona-Jahren 2020 (sieben Fälle) und 2021 (zwei Fälle) deutlich weniger Vorkommnisse als in den Jahren zuvor.
Aber auch nach der Pandemie scheint es nicht so viele Übergriffe zu geben wie zuvor. Zum Vergleich: Aus einer älteren Anfrage der CDU Hamburg geht hervor, dass 2016 insgesamt 35 Fälle registriert wurden.
Linken-Fraktionsvorsitzende Özdemir erklärt: „Die Zahlen, die uns vorliegen, sind nur die Fälle, die tatsächlich gemeldet wurden. Das Dunkelfeld ist sicherlich wesentlich höher. Jede Frau undjedes Mädchen hat ein Recht darauf, dass ihre Grenzen respektiert werden – egal ob in derSauna, auf der Arbeit oder im privaten Raum.“
Bäderland Hamburg: Wie gut werden Mitarbeiter auf Vorfälle vorbereitet?
Laut Senat sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bäderland für solche Fälle geschult. „Sie werden dahingehend sensibilisiert, mit den Betroffenen einfühlsam und unterstützend umzugehen“, heißt es in der Antwort. Und sie würden darauf vorbereitet, „mögliche Anzeichen frühzeitig zu erkennen und richtig einzuschätzen“. Es gebe auch einen Leitfaden, an dem sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter orientieren könnten.
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Was passiert aber mit den vermeintlichen Tätern? Es werde die Polizei verständigt, die die Daten des Verdächtigen aufnimmt, heißt es in der Stellungnahme des Senats. Zudem werde die Person umgehend des Hauses verwiesen – unter Umständen mithilfe der Beamten. Für die Täter folgt ein schriftliches Hausverbot. Und unter Umständen eine Anzeige – das sei jedoch den Geschädigten überlassen.