Hamburg. Möglichkeit, auch ohne Brustbedeckung zu schwimmen, wird von Frauen nicht angenommen. Die überraschenden Gründe.

Es war eines der großen Gesprächsthemen in Hamburg: Anfang Mai erlaubte der Schwimmbad-Betreiber Bäderland allen weiblichen Gästen überraschend, die Hüllen zumindest teilweise fallen zu lassen und auf Wunsch auch „oben ohne“ in die Becken zu steigen. Dem Pilotprojekt im Kaifu in Eimsbüttel und in Wandsbek war eine Online-Umfrage vorausgegangen. Knapp zwei Monate nach Beginn der neuen Freizügigkeit fällt die Bilanz allerdings sehr ernüchternd aus.

„Das Angebot, ohne Brustbedeckung zu schwimmen, wird von den Frauen bislang praktisch nicht angenommen“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel dem Abendblatt am Donnerstag. Dabei sei es im Kaifu durchaus etabliert, sich „oben ohne“ auf der Wiese zu sonnen. „Und angesichts des guten Wetters und der warmen Temperaturen hätte es auch genügend Anlässe gegeben, die neuen Möglichkeiten auszuprobieren.“

„Oben ohne“-Schwimmen bei Bäderland entwickelt sich zum Flop

Doch die Grenze, ohne Badeanzug oder Bikini in ein volles Becken zu steigen, wollen die weiblichen Gäste dann offenbar doch nicht überschreiten. „Möglicherweise spielt hier die hanseatische Zurückhaltung oder Rücksichtnahme gegenüber den anderen Gästen eine Rolle“, so Dietel. „Im Becken kommen sich die Gäste ja deutlich näher als an Land.“

In einer Online-Umfrage von Bäderland aus dem Frühjahr hatte sich das alles noch ein wenig anders angehört. In dieser hatten immerhin 47 Prozent der Befragten erklärt, sie stünden der Frage des „Oben ohne“-Schwimmens zu ausgewählten Zeiten oder an bestimmten Standorten positiv gegenüber.

„Oben ohne“-Schwimmen bei Bäderland: Bedenken bei weiblichen Gästen

Ein Besuch des Abendblatts im Kaifu direkt nach dem Start des Pilotprojekts hatte allerdings schon gezeigt, wo die Probleme für die weiblichen Gäste liegen. Alle befragten Frauen würden zwar prinzipiell auch gerne mal „oben ohne“ schwimmen – aber nicht, wenn sie die Einzigen seien. „Es würde das Gefühl bleiben, dass man angestarrt wird. Und das ist wirklich doof, denn dann macht man sich wieder davon abhängig, wie Männer womöglich darauf reagieren“, sagte eine 21-Jährige.

Durch die aktuelle Zurückhaltung bleibt es zumindest den Bademeistern und Bademeisterinnen erspart, etwaige Konfliktsituationen entschärfen zu müssen. Sie waren von Bäderland extra geschult worden, sowohl für den Fall, dass sich eine Frau sexuell belästigt fühlt, als auch für den Fall, dass sich jemand an dem Anblick einer unbedeckten Brust stört.

„Oben ohne“-Schwimmen bei Bäderland: Pilotprojekt läuft weiter

Trotz der eher ernüchternden Erfahrungen will man bei Bäderland das Pilotprojekt zunächst wie geplant für eine komplette Saison weiterlaufen lassen. Im Kaifu ist damit weiterhin immer dienstags das „Oben ohne“-Schwimmen für alle erlaubt, in Wandsbek immer donnerstags.