Hamburg. Verleger Arist von Harpe bestätigt Überlegungen zu radikalem Schritt. Woran es hakt und was die „Hamburger Morgenpost“ plant.

Für Kaufzeitungen wird das wirtschaftliche Umfeld immer schwieriger. Dazu hat nicht nur die Corona-Pandemie beigetragen. Die Digitalisierung der Nachrichtenangebote und die steigenden Produktionskosten bei sinkenden Auflagen führen dazu, dass sich Medienhäuser neue Märkte suchen und von gewohnten Vertriebswegen verabschieden. Die „Hamburger Morgenpost“ („Mopo“) soll in Zukunft nur noch an einem Tag pro Woche in gedruckter Form erscheinen. Das sehen nach Abendblatt-Informationen interne Pläne und wirtschaftliche Szenarien vor. Welcher Tag das ist, ob und wann die Umstellung greift, ist offenbar noch nicht beschlossen.

„Mopo“-Verleger Arist von Harpe bestätigte dem Abendblatt, dass „man darüber nachdenke“, die Kaufzeitung nur noch an einem Wochentag zu drucken und zu vertreiben. Das könnte dann eine Art Wochenzeitung werden. Die „Mopo“ hat derzeit nach Angaben der im Markt etablierten Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) eine verkaufte Auflage von gut 17.000 Exemplaren.

„Hamburger Morgenpost“: Gedruckt nur noch an einem Wochentag?

Zuletzt hatte der Verlag sowohl in die Redaktion als auch in sein kostenpflichtiges Digitalangebot „Mopo+“ investiert, das ein Abomodell im Internet anbietet. Wie alle Zeitungen leiden auch jene im Straßenverkauf unter hohen Papierpreisen und Vertriebskosten. Das Medienhaus Axel Springer will, wie berichtet, eine dreistellige Zahl an Mitarbeitern bei „Bild“ deutschlandweit einsparen und die Hamburg-Ausgabe auf eine Seite Lokalberichterstattung reduzieren. Das Unternehmen, zu dem früher auch das Abendblatt gehörte, will sich ebenfalls vom Gedruckten weitgehend verabschieden und im Digitalgeschäft bei Umsatz und Gewinn wachsen.

Bei der Hamburger „Mopo“ ist die Gemengelage eine andere – wenn auch Springer-Vorstandschef und Miteigentümer Mathias Döpfner einst Chefredakteur der „Mopo“ war. Das Traditionsblatt war als SPD-Zeitung 1949 gegründet worden und hat einige Eigentümerwechsel hinter sich. Von Harpe, der Top-Manager bei Xing war, übernahm die „Mopo“ im März 2020 von der DuMont Mediengruppe.

Google und Facebook tragen zu „Mopo“-Gewinn bei

Aus der letzten verfügbaren Bilanz im Handelsregister geht hervor, dass die „Mopo“ 2021 ein positives Ergebnis von rund 81.000 Euro erzielte. Das war zwar um rund 280.000 Euro geringer als im Jahr zuvor, aber immerhin noch ein Gewinn. Im Jahr 2020 hatte DuMont auf eine Forderung von einer Million Euro verzichtet.

Nach Angaben aus der Bilanz lasse sich beim Abo-Digitalmodell „Mopo+“ bereits ein positiver wirtschaftlicher Trend erkennen. Kurioserweise hat die gesunkene Auflage dazu beigetragen, dass Papierkosten gespart werden konnten – ein erheblicher Faktor.

Bemerkenswert an den Einnahmen, die nicht unmittelbar mit Verkauf oder klassischen Werbeanzeigen zusammenhängen, ist der finanzielle „Beitrag“ der Internetriesen Google und Facebook zur Stützung des Geschäfts. Von beiden US-Unternehmen kamen 2021 insgesamt 438.000 Euro zur „Mopo“ nach Ottensen.

Die „Mopo“ (minus 16,1 Prozent bei der Auflage) war nach eigenen Angaben 2021 während der Corona-Pandemie stärker eingebrochen als der Markt (minus 10,2). Ähnlich hart traf es den Kölner „Express“ (minus 18,2), weniger schlimm die „Bild“ (minus 6,0). Nach Abendblatt-Informationen wurde das Weihnachtsgeld bei der „Mopo“ für 2022 erst im Frühjahr 2023 nachgezahlt.

„Mopo“: Döpfner und Clement waren Chefredakteure, Schulte-Hillen und Buchholz Manager

In der Bilanz heißt es: „Auf den Verkauf von Tageszeitungen wirkte sich die Corona-Pandemie vor allem durch den geringeren privaten Konsum und die Homeoffice-Pflicht aus. Im Vergleich zu den Abonnementzeitungen treffen die Käufer der Hamburger ,Morgenpost‘, als klassische Kaufzeitung, täglich die Entscheidung zum Kauf der Zeitung.“

Für den Boulevardjournalismus sind Emotionalisierung und „Verkaufe“ der Themen ein wirtschaftlicher Faktor. Nach dem Verkauf der Zeitung an Gruner + Jahr 1986 wechselte die „Mopo“ 1999 zum Medienunternehmer Frank Otto und Hans Barlach, der Ottos Anteile später übernahm. Weiter ging es in der BV Zeitungsholding, der britischen Mecom und 2009 hin zu den Kölner Verlegern DuMont.

Zu den Chefredakteuren zählten neben Mathias Döpfner bereits zuvor der spätere NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD), die heutige „Bild“-Chefin Marion Horn, zu den Top-Verlagsmanagern Gerd Schulte-Hillen (auch Anteilseigner) und Bernd Buchholz (später FDP-Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein).

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand, dass DuMont auf die Forderung von einer Million Euro im Jahr 2021 verzichtet habe. Es stand in der Bilanz für das Jahr 2021. Der Forderungsverzicht war allerdings schon im Jahr 2020. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.