Washington/Hamburg. Bürgermeister Tschentscher trifft Chef des US-Unternehmens Air Products in Washington – und hat große Ambitionen für Hamburg.

Es ist ein Coup für Hamburg: Wie berichtet will der weltweit größte Produzent von Wasserstoff, Air Products, im Hafen der Hansestadt eine Import- und Vertriebsanlage für „grünes“, also klimafreundlich erzeugtes Ammoniak errichten, zusammen mit der zur Hamburger Marquard & Bahls-Gruppe gehörenden Gesellschaft für Mineralölhandel Mabanaft. Geschätzte Investitionskosten: 500 Millionen Euro.

Dabei wird es aber womöglich nicht bleiben – es könnte noch mehr kommen, wie sich am Dienstag bei einem Treffen des Air-Products-Chefs Seifi Ghasemi mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher in der US-Hauptstadt Washington andeutete. Tschentscher zufolge ist Ghasemi von dem Erfolg seines Projekts überzeugt und würde die Investitionen in Hamburg dann sogar ausweiten. Der Amerikaner war für das Treffen extra aus Pennsylvania angereist, wo Air Products seinen Hauptsitz hat.

Wasserstoff: Hamburg soll führender Standort in Europa werden

Für Tschentscher, der sich derzeit in seiner Rolle als Bundesratspräsident in den Vereinigten Staaten aufhält, hat das geplante Engagement von Air Products große Bedeutung. Denn er möchte, dass Hamburg zu einem führenden Wasserstoffstandort in Europa wird. Die Hansestadt habe hervorragende Voraussetzungen für den Import, die Verteilung und Nutzung von grünem Wasserstoff, erklärte der Bürgermeister schon mehrfach.

Grüner Ammoniak spielt dabei eine wichtige Rolle als Zwischenprodukt. Die geplanten Ammoniak-Mengen für Hamburg sollen laut Air Products in Saudi-Arabien hergestellt werden. Dort wird aus Sonnenenergie Wasserstoff produziert, der unter der Zugabe von Stickstoff zu Ammoniak umgewandelt wird. Dieses soll dann per Schiff nach Hamburg kommen, wo es im Hafen gelöscht und wieder in Wasserstoff und Stickstoff aufgespalten werden soll. Der Wasserstoff wird dann verkauft.

Energiewende: Bei Herstellung von Grünem Wasserstoff fällt kein CO2 an

Der Zwischenschritt der Umwandlung des Wasserstoffs in Ammoniak hat Vorteile: Ammoniak kann viel leichter gelagert und transportiert werden als Wasserstoff, der für den Transport in großen Mengen bei minus 253 Grad Celsius verflüssigt werden muss. Und: Mit Ammoniak können wegen seiner größeren Energiedichte mehr Energiemengen pro Schiff von Saudi-Arabien nach Hamburg transportiert werden.

Grüner Wasserstoff gilt als klimafreundlicher Energieträger der Zukunft, weil bei seiner Herstellung kein CO2 anfällt. Hamburg will nicht nur Wasserstoff-Importeur für Deutschland sein, sondern benötigt den Brennstoff auch selbst: Bis 2030 sollen die größten Industriebetriebe im Hafen, die für ein Drittel des Hamburger Erdgasverbrauchs stehen, mit einem eigenen Netz für grünen Wasserstoff versorgt werden.