Arlington. Ein Oberst der Bundeswehr trifft Hamburgs Bürgermeister bei dessen USA-Reise – und kommt plötzlich aufs Abendblatt zu sprechen.
Peter Tschentscher besucht die USA gerade in seiner Rolle als Bundesratspräsident. Doch der Umstand, dass er auch Hamburgs Bürgermeister ist, bringt vor Ort unerwartete Geschichten hervor. So ist es am Sonntag, als Tschentscher auf dem Soldatenfriedhof von Arlington vor den Toren Washingtons eintrifft. Ihn empfängt Stephan Lissinna, Oberst im Generalstab der Bundeswehr – und Hamburger, wie sich herausstellt. Geboren in Rahlstedt, studierte er in der Hansestadt und besuchte dort zwei Jahre lang die Führungsakademie der Bundeswehr. In der US-Hauptstadt arbeitet Lissinna nun als Militärattaché.
Der große, kräftig gebaute Mann führt Tschentscher über die mehr als 600 Hektar große Friedhofsanlage zwischen Abertausenden Grabsteinen aus weißem Marmor hindurch zu einer besonderen Stätte: Hier ruht Anton Hilberath, der einzige Deutsche, der in Arlington bestattet wurde. Der Oberfeldwebel gehörte zu den etwa 370.000 Wehrmachtssoldaten, die als Kriegsgefangener in die USA kamen. Er arbeitete nahe der Hauptstadt Washington auf einer Farm, starb im April 1946.
Peter Tschentscher auf USA-Reise: Familie des Obersts ist eng mit Abendblatt verbunden
Oberst Lissinna nimmt seine Darstellung über die damaligen Ereignisse zum Anlass, dem Bürgermeister und der Hamburger Wirtschaft- und Wissenschaftsdelegation in Arlington von seiner eigenen Familiengeschichte zu berichten, die mit dem Zweiten Weltkrieg und den Vereinigten Staaten verbunden ist. Sein Onkel Hermann habe dem Afrikakorps der Wehrmacht angehört. „Er wurde dann ein Kriegsgefangener der Briten, die ihn an die Amerikaner übergaben“, erzählt Lissinna. Zweieinhalb Jahre sei Hermann in verschiedenen Kriegsgefangenen-Lagern untergebracht gewesen. Die Amerikaner hätten ihn gut behandelt.
Nachdem sein Onkel nach Deutschland zurückkehren durfte, habe Hermann als Korrekturleser bei jener Zeitung gearbeitet, die heute zusammen mit anderen Medien über Peter Tschentschers USA-Reise als Bundesratspräsident berichtet: beim Hamburger Abendblatt. Vor einigen Jahren sei sein Onkel gestorben, erzählt Stephan Lissinna. Wie sein Onkel hätten die allermeisten der 370.000 Wehrmachtssoldaten die Kriegsgefangenschaft in den USA überlebt; nur 830 seien in den Vereinigten Staaten gestorben.
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Worum es bei Tschentschers USA-Reise geht
Neben dem Gedenken in Arlington ist für Peter Tschentschers einwöchige USA-Reise ein umfangreiches Programm mit Gesprächen in Unternehmen und Forschungseinrichtungen geplant. Dabei geht es um große Themen, die auch Hamburg besonders umtreiben, neben Hafenkooperationen und Handel etwa der Ausbau erneuerbarer Energien und dabei vor allem die Produktion und Verteilung „grünen“ Wasserstoffs. Weitere Schwerpunkte bei den Treffen sind klimaschonende, „smarte“ Mobilität und Logistik – und der dramatisch wachsende Einfluss von Künstlicher Intelligenz in Wirtschaft und Wissenschaft.
In der US-Hauptstadt Washington an der Ostküste wird Hamburgs Bürgermeister noch bis Dienstag bleiben, um dann mit dem Regierungsflieger „Theodor Heuss“ der Bundeswehr nach San Francisco zu reisen. Von der IT- und Hightechmetropole geht weiter zum letzten Stopp auf der USA-Reise: Los Angeles.