Washington, D.C. Auf seiner USA-Reise als Bundesratspräsident darf Hamburgs Bürgermeister eine Sondermaschine nutzen.
Fliegen wie der Kanzler: In seiner Rolle als Bundesratspräsident darf Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) für seine Reise in die Vereinigten Staaten und für die Inlandsflüge dort eine von drei Regierungsfliegern nutzen. Die Bundeswehr spricht von der „Deutschen Air Force One“ – in Anlehnung an die Maschinen, mit denen US-Präsident Joe Biden um den Globus fliegt.
Am Sonnabendnachmittag hob Tschentscher mit dem jüngsten Modell vom Typ Airbus A350-900 ab, das erst Mitte März an die Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums übergeben worden war. Die weiße Maschine mit schwarz-rot-goldenen Streifen und der Aufschrift „Bundesrepublik Deutschland“ trägt den Namen des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik, Theodor Heuss. Die „Taufe“ fand auf der Hamburger Lufthansa-Basis statt, wo zuvor Lufthansa Technik den speziellen Innenraum des Airbus gestaltet hatte.
USA-Reise: Olaf Scholz flog schon mit dem Airbus „Konrad Adenauer“
Seit November 2022 im Dienst ist die „Konrad Adenauer“, benannt nach dem ersten Kanzler der Bundesrepublik. Mit diesem Regierungsflieger war Bundeskanzler Olaf Scholz erstmals auf seiner Südamerika-Reise im Januar dieses Jahres unterwegs. Beide Airbus A350-900 sind knapp 67 Meter lang, schaffen eine Höchstgeschwindigkeit von 960 Stundenkilometern und haben eine Reichweite von 18.000 Kilometern, sodass sie fast jede ausländische Hauptstadt ohne Zwischenstopp erreichen können. Maximal 133 Passagiere dürfen mitfliegen.
Über die Sicherheitsausstattung schweigt sich das Verteidigungsministerium aus; Innenaufnahmen sind nur in einem Teil der Maschine möglich. Wie die „Konrad Adenauer“, mit der Scholz flog, verfügt auch die „Theodor Heuss“ über einen baulich abgetrennten Teil für den „politisch-parlamentarischen Flugbetrieb“. Lufthansa Technik spricht von einer „vollwertigen Regierungskabine“. Diese besteht aus drei Räumen: einem Büro nahe des Cockpits, einem Konferenzraum und einer Lounge – dort sprach Tschentscher am Sonnabend auf dem Flug in die US-Hauptstadt Washington, D.C. mit den mitreisenden Journalisten und ließ sich fotografieren.
Tschentscher besucht Washington, San Francisco und Los Angeles
Der restliche Teil des A350-900 ist für mitreisende Gruppen gedacht. Peter Tschentscher wird auf seiner einwöchigen USA-Reise von einer 19-köpfigen Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation begleitet.
Probleme mit Enge gibt es nicht. Um die Beinfreiheit auszureizen, muss man seinen Sitz schon in die Liegeposition bringen. Auf den Monitoren vor den Sitzen können sich die Fluggäste neben Flugdaten und Kinofilmen die Aufnahmen dreier Außenkameras anzeigen lassen. Eine davon befindet sich im Heck der Maschine und zeigt aus der Vogelperspektive den Flieger über der Wolkendecke oder über Land.
Die Bundesregierung hatte 2019 insgesamt drei neue Regierungsmaschinen des Typs A350 bestellt, nachdem die alte Airbus 340-Flotte jahrelang durch Pannen von sich reden gemacht hatte. Das Verteidigungsministerium bezifferte die Gesamtkosten auf 1,2 Milliarden Euro. Schon seit zwei Jahren in Betrieb ist die „Kurt Schumacher“ – sie war allerdings ohne komplette Vip-Ausstattung ausgeliefert worden.
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Gedenken auf dem Soldatenfriedhof von Arlington
In Washington beginnt Tschentscher am Sonntagvormittag (Ortszeit) seinen USA-Besuch mit einer Geste des Respekts: Er wird einen Kranz auf dem Soldatenfriedhof von Arlington niederlegen, der sich vor den Toren Washingtons befindet. Dieser dient als letzte Ruhestätte für mehr als 400.000 Militärveteranen. Anschließend wird Tschentscher die deutsche Botschafterin Emily Haber treffen und sich mit Mitgliedern der politischen Stiftungen in Washington austauschen.
Ein hochkarätiges Treffen ist am Dienstagvormittag (Ortszeit) geplant: Hamburgs Bürgermeister wird voraussichtlich Nancy Pelosi treffen, die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, eine der herausragenden Figuren der Demokraten, weithin bekannt geworden als Gegenspielerin des Ex-US-Präsidenten Donald Trump.
Gespräche über „grünen“ Wasserstoff, smarte Mobilität und Digitalisierung
Neben politischen Gesprächen ist für Peter Tschentschers einwöchige USA-Reise ein umfangreiches Programm mit Gesprächen in Unternehmen und Forschungseinrichtungen geplant. Dabei geht es um große Themen, die auch Hamburg besonders umtreiben, neben Hafenkooperationen und Handel etwa der Ausbau erneuerbarer Energien und dabei vor allem die Produktion und Verteilung „grünen“ Wasserstoffs. Weitere Schwerpunkte bei den Treffen sind klimaschonende „smarte“ Mobilität und Logistik - und der dramatisch wachsende Einfluss von Künstlicher Intelligenz in Wirtschaft und Wissenschaft.
Vom politischen Machtzentrum Washington an der Ostküste fliegen Tschentscher und die Delegation am Dienstagnachmittag (Ortszeit) mit der „Theodor Heuss“ an die Westküste zum IT- und Hightechstandort San Francisco. Dort ist unter anderem ein Besuch bei Google geplant. Anschließend geht es weiter nach Los Angeles.
USA-Reise: Tschentscher hofft auf neue Kontakte
Fast 20 Jahre liege der letzte offizielle USA-Besuch eines Bundesratspräsidenten zurück, sagt Tschentscher. Die Neuorientierung der Außen-, Handels- und Sicherheitspolitik nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sei ein Grund für seine Reise nach Südamerika im vergangenen Jahr gewesen – und nun auch ein starker Treiber für den Entschluss, erneut die Vereinigten Staaten zu besuchen.
Im Jahr 2018 hatte ihn seine erste Auslandsreise als Bürgermeister nach Chicago geführt, Hamburgs Partnerstadt. Der Austausch mit deren damaligem Bürgermeister Rahm Emanuel habe „deutlich gemacht, dass neben den Nationalregierungen die großen Städte in den gesellschaftlichen Zukunftsfragen eine zentrale Rolle spielen und große Verantwortung tragen“, sagt Tschentscher.
„Die transatlantische Partnerschaft beruht auf gemeinsamen Werten von Demokratie und Freiheit. Sie lebt aber von konkreten Kooperationen und persönlichen Kontakten, die ich mit der Reise fördern möchte“, sagt Tschentscher. Seine Reise als Bundesratspräsident sei ein „politisches Signal und ein praktischer Impuls“, um die deutsch-amerikanische Freundschaft und Zusammenarbeit zu stärken. Er erhoffe sich von den Besuchen auch neue Kontakte und Kooperationen.