Hamburg. Der Bezirk spricht sich gegen die Aufnahme des Ex-AfD-Landeschefs aus. Der Ehrenvorsitzende stärkt dagegen dem Parteichef den Rücken.

Der Bezirk Altona hat sich am Donnerstagabend mit großer Mehrheit gegen die Aufnahme von ehemaligen AfD-Funktionären in die CDU ausgesprochen. Die Aufnahme des ehemaligen AfD-Landesvorsitzenden Jörn Kruse verstoße gegen die Grundsätze und die Glaubwürdigkeit der CDU.

„Die klare Abgrenzungsstrategie zur AfD wird so unterlaufen“, heißt es im Antrag. Die CDU Altona fordert den Landesvorsitzenden Christoph Ploß auf, zeitnah eine Sitzung des Landesvorstands zur Causa Kruse einzuberufen. Die CDU sei „nicht Sammelbecken für ehemalige AfD-Mandatsträger“.

CDU Altona behält sich Antrag gegen Aufnahme von Ex-AfD-Leuten vor

Altona will erreichen, dass sich solche Aufnahmen künftig nicht wiederholen, und behält sich vor, einen entsprechenden Antrag im Landesausschuss zu stellen.

Wie berichtet hatte der CDU-Kreisverband Nord den 73 Jahre alten Kruse aufgenommen. Die Entscheidung, an der Landeschef Ploß maßgeblich beteiligt war, stieß auf heftige Kritik. Auch der Fraktionsvorsitzende Dennis Thering ging auf Distanz.

Am Donnerstag meldeten sich hingegen CDU-Spitzenpolitiker, die sich ausdrücklich hinter die Entscheidung stellten. Dirk Fischer, Ehrenvorsitzender der CDU, sagte: „Ich bewerte den CDU-Beitritt von Professor Kruse als eine hervorragende strategische Chance, die AfD-Protestwähler zurückzugewinnen und damit bei den kommenden Wahlen 2024 und 2025 die AfD in Hamburg aus den Parlamenten zu entfernen. Mit Neonazis und Rechtsextremisten in der AfD wollen wir nichts zu tun haben.“

Kruse tritt CDU bei: "Integre Persönlichkeit!

Fischer nannte Jörn Kruse „eine integre Persönlichkeit“ und verwies auf seine lange Lehrtätigkeit. Kruse war Professor für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg, am California Institute of Technology in Pasadena, an der Universität Hohenheim in Stuttgart und an der Helmut-Schmidt Universität. „Ich habe ihn im Bundestagswahlkampf 2013 als Gegenkandidaten in Hamburg bei Podiumsdiskussionen mehrfach erlebt. Seine wirtschaftspolitischen Ausführungen waren identisch mit den CDU-Positionen“, so Fischer weiter.

Auch Christoph de Vries, Mitglied des Deutschen Bundestags, unterstützt den Kurs von Ploß: „Ich bin sehr dafür, allen bürgerlich-konservativen Kräften eine politische Heimat in der CDU zu geben, die unsere Grundwerte teilen und sich mit ihren Positionen im demokratischen Spektrum bewegen. Das war schon immer – auch unter Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß – Leitlinie der Union.“

Ziel von de Vries: AfD aus den Parlamenten werfen

Jörn Kurse erfülle aus seiner Sicht diese Voraussetzungen. „Jeder, der seine politische und berufliche Vita etwas kennt, weiß, dass er als Ökonom aus Verdruss über die Euro-Rettungspolitik in die AfD eingetreten ist und sich immer gegen die ausländerfeindlichen Strömungen in seiner Partei klar positioniert hat.“ De Vries teile ausdrücklich das Ziel, die AfD „politisch zu eliminieren und aus den Parlamenten zu werfen“. De Vries weiter: „Das wird aber nicht gelingen, wenn man die Vernünftigen und Geläuterten aus dem demokratischen Parteienspektrum ausgrenzt.“

Philipp Heißner, stellvertretender Landesvorsitzender und Kreisvorsitzender CDU Eimsbüttel, sagte: „Diese Debatten gehören in die zuständigen Gremien, deren Entscheidung jetzt alle respektieren sollten. Für mich ist klar: Vernünftige ehemalige AfD-Mitglieder grundsätzlich aus demokratischen Parteien auszuschließen, wäre Entwicklungshilfe für die AfD und schon deshalb ein großer Fehler.“