Montevideo. Hamburgs Bürgermeister zeigte sich auf der Südamerika-Reise beeindruckt vom Ausmaß des Einsatzes regenerativer Energien in Uruguay.

Szenenwechsel für Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die Wirtschaftsdelegation, die ihn auf seiner einwöchigen Reise durch Südamerika begleitet: Kurz vor Sonnenaufgang startete die Katamaranfähre "Buque Bus" von der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires nach Montevideo, der Hauptstadt Uruguays. Das schnelle Boot, das auch Autos transportiert, legt die rund 200 Kilometer lange Strecke über das Delta des Rio de la Plata in gut zweieinhalb Stunden zurück. Das entspricht einer Geschwindigkeit von rund 80 Kilometern pro Stunde oder 44 Knoten.

Nach der unübersichtlichen und wuchernden Metropole am Südufer des Flussdeltas wirkt die Hauptstadt Uruguays flussabwärts auf der Nordseite mit ihrer gut erhaltenen Altstadt auf den ersten Blick beinahe beschaulich. Trotzdem ist der Hafen mit einem jährlichen Containerumschlag von knapp einer Million TEU einer der wichtigsten Seehandelsplätze Südamerikas.

Peter Tschentscher in Montevideo bei Nachhaltigkeitsforum

Uruguay gilt als stabilste Region des bisweilen von sozialen und wirtschaftlichen Eruptionen erschütterten Kontinents auf der Südhalbkugel. Für viele ausländische Investoren ist Uruguay gerade auch aufgrund dieser politischen Stabilität seit Ende der Militärdiktatur 1885 ein "sicherer Hafen".

Bei einem Nachhaltigkeitsforum, das die Deutsch-Uruguayische Handelskammer organisiert hatte, wurde schnell deutlich, dass der mit 3,5 Millionen Einwohnern kleine Staat ökologisch weit fortgeschritten ist. "Mehr als 90 Prozent des Stroms wird aus regenerativen Energien erzeugt", sagte Mischa Groh, Geschäftsführer der Handelskammer in der 26. Etage des Torre de las Communicaciones, des höchsten Gebäudes Uruguays, der staatlichen Telekommunikationsfirma Antel.

Hafen: Hamburg beschließt Kooperation mit Montevideo

Vor zwei Jahren hat die konservative Regierung eine nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. "Wir wollen bis 2030 klimaneutral werden und erzeugen schon jetzt weniger Emissionen als der weltweite Durchschnitt", sagt Fitzgerald Cantero Piali, Direktor für Energiefragen im Industrieministerium, und fügt hinzu: "Wir wollen in Zukunft mehr Energie erzeugen als wir verbrauchen." Das macht das Land für die Delegation aus Hamburg interessant, denn Zweck der Reise ist unter anderem, angesichts der russischen Aggression in der Ukraine alternative und regenerative Möglichkeiten zur Deckung des Energiebedarfs zu erschließen.

Am Nachmittag unterzeichnete Axel Mattern, Vorstandschef der Hafen Hamburg Marketing GmbH, ein Memorandum of Understanding mit der Nationalen Hafenverwaltung Uruguays, das vor allem auf einen Erfahrungsaustausch der beiden Häfen bei den Themen Nachhaltigkeit, Emissionsminderung, Energieumschlag mit dem Schwerpunkt grüner Wasserstoff sowie Digitalisierung setzt. Ein erstes Abkommen dieser Art war 2005 geschlossen worden.

"Der Hafen von Montevideo liegt ähnlich wie der Hamburger mitten in der Stadt. Daraus ergeben sich gemeinsame Themen. Ein moderner Hafen ist ein smarter Hafen, das heißt er ist digital", sagte Bürgermeister Peter Tschentscher, der sich vom Ausmaß des Einsatzes regenerativer Energien in Uruguay beeindruckt zeigte. Es war ein kurzer Aufenthalt in Uruguay. Am Abend ging es schon weiter: Die Delegation flog in die chilenische Hauptstadt Santiago.