Hamburg. Trotz Omikron sind Ämter schlechter besetzt als vor einem Jahr. So groß ist der Rückstand bei der Kontaktnachverfolgung in den Bezirken.

Die Zahl der Corona-Fälle steigt in Hamburg von Tag zu Tag auf neue Rekordwerte, die Gesundheitsämter sind zunehmend mit der Kontaktnachverfolgung überfordert. Das liegt womöglich auch daran, dass derzeit weniger Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern der Hansestadt beschäftigt sind als noch vor einem Jahr, wie die Senatsantwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage der Linksfraktion in der Bürgerschaft zeigt.

Corona Hamburg: Weniger Mitarbeiter in Gesundheitsämtern

Zwar habe das Personal in den Gesundheitsämtern im Vergleich zum Dezember leicht aufgestockt werden können, so dass derzeit rund 700 Vollzeitkräfte in der Kontaktnachverfolgung tätig seien. Allerdings seien im Januar 2021 – also vor einem Jahr – mit 913 und im Mai 2021 mit 964 deutlich mehr Vollzeitkräfte zuständig gewesen. Dabei lag im Januar 2021 die hamburgweite Inzidenz im Durchschnitt bei 135 und im Mai mit Werten zwischen 24 und 106 deutlich unter der heutigen.

Die Folge der Überlastung: Bei der Kontaktnachverfolgung gibt es erhebliche Verzögerungen. Der Rückstand bei Positiv-Anrufen liegt bei bis zu 13 Tagen, wie die Senatsantwort auf die Anfrage der Linken zeigt. Zu rund 92 Prozent finde die Bearbeitung der Positiv-Anrufe derzeit innerhalb der ersten zwei Tage statt, heißt es vom Senat. Bezirksübergreifend gebe es 572 Benachrichtigungen, die deutlich länger in der Bearbeitung seien – also länger als drei Tage und maximal 13 Tage.

„In den Bezirken Altona (2 Fälle) und Harburg (11 Fälle) beträgt der Rückstand bis zu vier Kalendertage. In Wandsbek (66 Fälle) beträgt der Rückstand bis zu fünf Kalendertage, in Bergedorf (115 Fälle) bis zu sieben Kalendertage und in Eimsbüttel (33 Fälle) bis zu 10 Kalendertagen. Im Bezirk Hamburg-Nord (31 Fälle) beträgt der Rückstand bis zu 11 Kalendertagen und in Hamburg-Mitte (279 Fälle) bis zu 13 Kalendertagen“, schreibt der Senat.

Linke: "Tappen bei Frage der Infektionsorte im Dunkeln"

„Das Pandemiemanagement scheint völlig aus dem Ruder zu laufen. Wegen der Verzögerung bei der Dateneingabe tappen wir bei der Frage der Infektionsorte im Dunkeln“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion, Deniz Celik. Ein derartiger Rückstand bei der Bearbeitung der Positiv-Fälle bedeute aber auch, dass das Virus freie Bahn habe. „Wie soll da noch eine effektive Eindämmung dieser Infektionswelle funktionieren?“

Trotz aller Warnungen habe der Senat es sträflich versäumt, die Gesundheitsämter auf eine schwere Infektionswelle vorzubereiten. Bereits im Sommer hätten Expertinnen und Experten vor dem Winter gewarnt – doch der Senat habe dennoch zunächst Personal abgebaut.

„Sowas ist fahrlässig. Hinzu kommt, dass der Senat seit mehr als zwei Jahren nur auf Sicht fährt und Unterstützungskräfte nur befristet einstellt – das Motto: In zwei, drei Monaten wird es schon nicht mehr so schlimm sein. Um das Chaos irgendwie noch in den Griff zu bekommen, müssen die Gesundheitsämter mit einer massiven Einstellungsoffensive entlastet und die Laborkapazitäten ausgebaut werden“, so Celik.