Hamburg. Die FDP-Politikerin kritisiert die Digitalisierung der Schulen als ungenügend. Die Schulbehörde beurteilt die Situation ganz anders.

Die FDP hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) vorgeworfen, den digitalen Fortschritt in den Hamburger Schulen zu verpassen. Zwar verspreche Rabe seit Jahren eine Digitaloffensive, sagte die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein. „Das Corona-Homeschooling hat vielen Schülern und Lehrern aber eine völlig andere, ernüchternde Erfahrung beschert.“

Die FDP-Einzelabgeordnete wirft Rabe vor, er habe in Wahrheit „schlicht keine Ahnung, wie es um digitale Kompetenzen, Konzepte und Innovationen in den Schulen steht“ – und bezieht sich dabei auf Antworten des Senats auf zwei Kleine Anfragen, die sie gestellt hat.

Digitaler Fortschritt: FDP kritisiert Schulbehörde

Darin wird bisweilen darauf verwiesen, dass die Behörde bestimmte Schritte der Digitalisierung durch einzelne Schulen nicht zentral erfasse – etwa die Nutzung digitaler Lernmanagementsysteme oder Kollaborationsplattformen, die Nutzung von „Virtual Reality“-Brillen (VR-Brillen) oder 3-D-Druckern. Auch weiß die Behörde nicht, wo in Hamburg digitale Live-Stundenpläne genutzt werden, in denen etwa Raumänderungen den Schülern quasi in Echtzeit mitgeteilt werden.

Dass die Behörde keinen Überblick habe, sei „verantwortungslos gegenüber einer Schülergeneration, der durch monatelangen Ausfall von Präsenzunterricht eine Bildungskatastrophe droht“, so von Treuenfels-Frowein. „Das ist besonders fahrlässig gegenüber den Schülern aus bildungsfernen Schichten, denen daheim Unterstützung und Motivation zum Lernen fehlt.“

Rabe über den Corona-Restart in Hamburgs Schulen:

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Rabe fehle Überblick über "Rückstände in der Schul-Digitalisierung"

Auch die der Behörde bekannten Fakten seien „sehr ernüchternd“, findet die FDP-Politikerin. „Nur ein gutes Zehntel nutzt die digitale Lernplattform eduPort, nicht mal 20 Prozent haben flächendeckendes WLAN, und der Einsatz von VR-Brillen oder 3-D-Druckern, wie sie die Wirtschaft längst breit nutzt, soll sogar erst ,überprüft’ werden, so die FDP-Politikerin.

„Ich fordere den Schulsenator auf, sich endlich einen echten Überblick über die offensichtlichen Rückstände in der Schul-Digitalisierung zu verschaffen. Nur auf einer ehrlichen Grundlage kann so ein Digitalplan erstellt werden, der den Schülern den Weg in die vernetzte Zukunft ebnet.“

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Die Schulbehörde beurteilt die Situation ganz anders. „Die Hamburger Schulen verfügen – im Bundesvergleich vorbildlich – über eine flächendeckende, leistungsstarke IT-Infrastruktur wie Breitbandinternet, kabelgebundene Vernetzung aller Schulen, eine Vielzahl von digitalen Endgeräten“, schreibt sie in der Antwort auf die Anfragen.

„Die eGovernment-Lösungen, die die Hamburger Schulen nutzen, sind beispielhaft. Hamburg ist bei der Umsetzung des DigitalPakts Schule bundesweit führend.“ Die Schulen und die Lehrerinnen und Lehrer hätten sich „in der Corona-Pandemie engagiert und verantwortungsvoll“ für „pädagogisch gute analoge und digitale Lösungen für ihre Klassen eingesetzt“. Die Behörde habe den „digital gestützten Fernunterricht dabei mit „verschiedenen Maßnahmen unterstützt“.