Hamburg. Grünen-Spitzenkandidatin rechnet mit Fortsetzung der rot-grünen Koalition. Worum es in den kommenden Tagen gehen wird.

Sie ist an diesem Abend große Gewinnerin und auch Verliererin: Mit ihrer Partei konnte Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Fegebank das Ergebnis der Bürgerschaftswahl von 2015 etwa verdoppeln. Das Duell mit Peter Tschentscher um Platz eins und den Posten des Ersten Bürgermeisters aber hat Fegebank klar verloren. Im Abendblatt-Interview (auch als Video bei abendblatt. de) bewertet sie das Ergebnis.

Zunächst: Herzlichen Glückwunsch zur Verdopplung des Wahlergebnisses von 2015.

Katharina Fegebank Danke, ich bin begeistert, das ist sensationell. Es ist das zweitbeste Ergebnis, das Grüne jemals geholt haben in der Geschichte der Bundesrepublik. Und es ist auch deutlich, deutlich besser als beim letzten Mal. Wir sind alle völlig aus dem Häuschen.

Sie haben allerdings Ihr Hauptziel, das Duell gegen Peter Tschentscher zu gewinnen, nicht erreicht. Woran lag das?

Wir sind ins Duell gegangen, das ist jetzt erst mal ein großer Gewinn für uns, weil wir es geschafft haben, bis zum Ende immer im Fokus zu bleiben in dieser Duellsituation. Die anderen Parteien haben davon eben nicht profitiert und sind quasi ausgeblendet gewesen bei diesem Wahlkampf. Und das wollten wir: Wir wollten in die Duellsituation reinkommen. Wir waren über eine ganze Zeit immer Zweiter in den Umfragen, deswegen war es eine Selbstverständlichkeit zu sagen: Wir greifen an. Es ist schade, dass es nicht geklappt hat. Ich begreife allerdings das Votum der Hamburgerinnen und Hamburger als ein ganz klares starkes Votum, dass Grüne auch in der nächsten Regierung mit vertreten sind – mit unseren Themen Klimaschutz, Verkehrswende, offene Gesellschaft. Und darüber freuen wir uns einfach.

Nun stand es mal 29:29 in Umfragen Anfang Januar. Und dann begann die heiße Phase des Wahlkampfes, und die SPD ist davongezogen. Hat man bei den Grünen etwas falsch gemacht im Wahlkampf, oder war die SPD so besonders klug?

Wir hatten von Beginn an eine David-gegen-Goliath-Situation, wenn man sich den Ausgangswert anguckt. 12,3 Prozent bei uns und fast absolute Mehrheit bei der SPD. Das hat sich während der gesamten Zeit – personell, finanziell – immer niedergeschlagen. Deshalb bin ich absolut begeistert davon, wie das funktioniert hat, mit welcher Geschlossenheit wir aufgetreten sind. Es hat aber auch externe Ereignisse gegeben plus einer Leihstimmenkampagne von CDU und FDP ab Mitte Januar, die dann viele Wählerinnen und Wähler auch aus dem bürgerlichen Lager zur SPD getrieben hat. Damit hängt sicher zusammen, dass unser Wert zurückgegangen ist. Und das Zweite ist Thüringen. In Zeiten von fehlender Stabilität zahlt das häufig auf die Amtsinhaber ein, und hier hat der Amtsbonus bestimmt auch eine Rolle gespielt.

Die SPD könnte mit einer schwachen CDU zusammengehen. Haben Sie davor Angst?

Die Frage müssen Sie dem Ersten Bürgermeister und der SPD stellen. Wir fühlen uns gestärkt von dem Votum, dass unsere Themen die entscheidenden Themen sind, die politische Agenda in den kommenden Jahren maßgeblich und nachhaltig zu beeinflussen. Deshalb fühlen wir einen starken Wählerauftrag, dem Senat weiterhin anzugehören.

Was wären zentrale Forderungen der stärkeren Grünen in Koalitionsgesprächen?

Ich nenne hier jetzt keine einzelnen Forderungen, aber die Themen, die im Wahlkampf eine Rolle gespielt haben, Mobilität und Verkehrswende, bezahlbares Wohnen, das grüne Gesicht der Stadt weiterzuentwickeln. Auch das Thema Wissens- und Innovationsmetropole, also den Strukturwandel beherzt voranbringen, mit der offenen Gesellschaft und klarer Kante gegen rechts und Hass und Hetze. Das sind die Themen, für die wir uns starkmachen werden.

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  • So ein Wahlkampf ist sehr anstrengend, manche sprechen von einem „Höllenritt“. Wie hält man das durch? Macht man da abends Yoga, oder wie schafft man das?

    Ich war froh, wenn ich ein paar Stunden Schlaf am Stück bekommen habe. Ich habe ja noch meine Zwillinge zu Hause, die teilweise auch noch krank waren, sodass ich abends nach Hause kam und zwei, drei Stunden geschlafen habe, bevor ich mich um die Kinder kümmern musste. Ich war irgendwann nur noch in einem Tunnel, in einem Film. Jetzt geht’s auch darum, in den nächsten Tagen mal den Menschen, die mich unterstützt haben – aus dem familiären Umfeld und dem Freundeskreis –, Danke zu sagen und auch wieder Zeit für sie zu haben.