Hamburg. Kurz vor der Hamburg-Wahl geht es bei der Sonntagsfrage sehr knapp zu. Wer Bürgermeister werden sollte, ist dagegen völlig eindeutig.
Die Hamburger SPD koppelt sich weiter erfolgreich vom Bundestrend ab: Wenn am Sonntag Bürgerschaftswahl wäre, blieben die Hamburger Sozialdemokraten trotz zweistelligen Verlusten weiter stärkste Partei in der Stadt. Allerdings würde der Vorsprung auf die Grünen auf drei Prozentpunkte zusammenschmelzen.
Die SPD käme laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa exklusiv im Auftrag des Hamburger Abendblatts auf 29 Prozent, während die Grünen 26 Prozent erzielten. Damit hätte Rot-Grün weiter eine klare Mehrheit in der Bürgerschaft.
Mit den 26 Prozent wären die Grünen der große Gewinner der Wahl. Sie würden ihr Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2015, bei der sie 12,3 Prozent errungen hatten, mehr als verdoppeln.
SPD und Grüne in Hamburg nur drei Prozent auseinander
Und dennoch würde die Partei um Bürgermeisterkandidatin Katharina Fegebank ihr großes Ziel verfehlen: stärkste politische Kraft in der Hansestadt zu werden. Die SPD müsste bei einer Bürgerschaftswahl an diesem Sonntag starke Verluste hinnehmen – unter ihrem damaligen Spitzenkandidaten Olaf Scholz hatte die Partei beim Urnengang vor fünf Jahren 45,6 Prozent der Stimmen erzielt und damit die absolute Mehrheit der Sitze nur knapp verpasst.
Drittstärkste Kraft würde aktuell die CDU mit 16 Prozent. Sie könnte damit ihr Ergebnis der vergangenen Bürgerschaftswahl bestätigen. Die Linke würde mit zehn Prozent (2015: 8,5 Prozent) viertstärkste Kraft. Dahinter liegen zur Zeit gleichauf FDP (2015: 7,4 Prozent) und AfD (2015: 6,1 Prozent) bei sieben Prozent.
55 Prozent der Hamburger Wähler stimmen für SPD oder Grüne
Die Umfrage bestätigt einen Trend, der sich schon bei der Erhebung durch Forsa im Auftrag des Abendblatts vor einem Jahr abgezeichnet hatte. Auch eine Umfrage des NDR von Anfang Dezember sah die SPD in ähnlicher Distanz vor den Grünen. Rechnerisch wäre also eine Fortsetzung der alten rot-grünen Koalition möglich.
55 Prozent der Hamburger würden aktuell für SPD oder Grüne votieren, vor fünf Jahren waren es mit 57,9 Prozent nur wenig mehr. Rot-Grün (33 Prozent) beziehungsweise Grün-Rot (29 Prozent) ist auch das favorisierte Bündnis der Hamburger.
Jüngere Hamburger favorisieren Katharina Fegebank als Bürgermeisterin
52 Prozent sprachen sich – angesprochen auf ihre Koalitionspräferenz – für eine der beiden Varianten aus. Während die jüngeren Wähler (18- bis 44-Jährige) eine grün-rote Koalition unter Führung von Katharina Fegebank favorisieren, sind die älter als 45-Jährigen für die Fortführung der Koalition unter dem sozialdemokratischen Bürgermeister Peter Tschentscher.
Für eine „Deutschland-Koalition“ aus SPD, CDU und FDP sprechen sich nur 13 Prozent aus. Ein „Jamaika-Bündnis“ aus Grünen, CDU und FDP landet in den Koalitionspräferenzen mit neun Prozent Zustimmung auf dem letzten Platz. AfD und Linke kommen nicht vor.
Hamburger unterscheiden stark zwischen Bürgerschaftswahl und Bund
Die Hamburger unterscheiden wie gewohnt stark zwischen einer Bürgerschafts- und einer Bundestagswahl: Käme es aktuell zu einer Neuwahl des Bundestages, wären die Grünen die großen Gewinner – und landeten mit 29 Prozent klar auf Platz 1 vor der CDU mit 21 Prozent der Stimmen.
Für die SPD unter der neuen Bundesspitze Esken/Walter-Borjans würden gerade mal 16 Prozent der Hamburger stimmen. Damit liegt die Partei hier in etwa auf dem niedrigen Niveau der aktuellen bundesweiten Umfragen.
Zufriedenheit der Hamburger mit Peter Tschentscher gestiegen
Bei der Bundestagswahl 2017 hatte die Hamburger SPD noch 23,5 Prozent der Stimmen geholt. Die Zufriedenheit der Hamburger mit Bürgermeister Peter Tschentscher ist von Forsa-Umfrage zu Umfrage gestiegen. Kam der Scholz-Nachfolger im August 2018 noch auf 44 Prozent Zustimmung, waren vor einem Jahr 51 Prozent der Hamburger zufrieden mit der Arbeit des SPD-Politikers – aktuell sind es 60 Prozent.
Innerhalb von eineinhalb Jahren ist der Anteil der Zufriedenen um 16 Prozentpunkte gestiegen. Deutlich weniger Hamburger sind hingegen zufrieden mit der Arbeit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank.
Katharina Fegebank deutlich hinter Peter Tschentscher
Die Grüne kam auf 39 Prozent Zustimmung. Dürften die Hamburger den Bürgermeister / die Bürgermeisterin direkt wählen, käme Tschentscher auf 45 Prozent der Stimmen, Fegebank auf 24.
Wenige Wochen vor der Bürgerschaftswahl am 23. Februar hat Forsa von der zweiten Dezemberhälfte bis zum 2. Januar 1009 wahlberechtigte Hamburger mithilfe computergestützter Telefoninterviews befragt. Die Fehlertoleranz liegt laut Forsa bei plus/minus drei Prozentpunkten.