Peter Tschentschers SPD und Katharina Fegebanks Grüne sind nahezu auf Augenhöhe. Warum das auch für die “kleinen“ Parteien gut ist.

Man muss sich die Wählerinnen und Wähler in Hamburg als sehr glückliche Menschen vorstellen. Denn sie haben in den nächsten Monaten einen Wahlkampf und schließlich am 23. Februar eine Bürgerschaftswahl vor sich, die spannender nicht sein könnte. Vorbei sind die Zeiten, in denen es nur darum ging, ob ein SPD-Bürgermeister (wie zuletzt Olaf Scholz) allein regieren kann oder ob er einen Partner braucht.

Diesmal gibt es einen echten Zweikampf, Amtsinhaber Peter Tschentscher (SPD) und Herausforderin Katharina
Fegebank (Grüne) befinden sich nahezu auf Augenhöhe, nachdem bei der Wahl vor fünf Jahren zwischen ihren Parteien noch mehr als 30 (!) Prozentpunkte lagen. Allein das würde reichen, um die einzige Landtagswahl des Jahres 2020 in Deutschland interessant zu machen.

Das Duell Tschentscher vs. Fegebank beflügelt auch die "Kleinen"

Aber es kommt noch so viel mehr dazu: Zum ersten Mal bewirbt sich in der Geschichte Hamburgs eine Frau um das höchste Amt, das die Stadt zu vergeben hat. Zum ersten Mal treten zwei Spitzenkandidaten gegeneinander an, die bisher sehr erfolgreich miteinander regiert haben. SPD und Grüne hätten es sich ja leicht machen und alles darauf setzen können, die Koalition fortzusetzen – dann wäre dieser Wahlkampf sehr langweilig geworden.

So eröffnen sich jetzt auch für die Oppositionsparteien neue Möglichkeiten, zumindest für die CDU und die FDP. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie am nächsten Hamburger Senat beteiligt sind, ist auf jeden Fall stark gestiegen, und die Auswahlmöglichkeiten sind es auch.

Vorbehalte gegen Personen hinter Fegebank

Wenn sich der Trend der aktuellen Umfrage fortsetzt, wäre ein Bündnis sowohl zwischen SPD, CDU und FDP als auch zwischen Grünen, CDU und FDP denkbar. Soll heißen: Die Wahl könnte für die beiden kleineren Parteien eine komfortable Ausgangs- beziehungsweise Verhandlungslage bringen.

Wer am Ende mit wem eine Regierung bildet, ist dabei offen. Zwar verstehen sich die handelnden Personen, sprich Spitzenkandidaten, Marcus Weinberg (CDU) und Anna von Treuenfels-Frowein (FDP) auf den ersten Blick besser mit Katharina Fegebank als mit Peter Tschentscher. Dafür gibt es in beiden Parteien Vorbehalte, was die Personen – und möglichen Senatorinnen und Senatoren – hinter der grünen Spitzenkandidatin angeht.

Bürgerschaftswahl 2020: Das sind die wichtigsten Themen

Dort könnte Tschentscher mit seinem eingespielten Team und starken Köpfen wie Carsten Brosda (Kultur) oder Ties Rabe (Schule) punkten. Inhaltlich scheinen die Grünen und die FDP in Hamburg weiter auseinander als die Grünen und die SPD. Bei der CDU stellt sich dagegen die grundsätzliche Frage, was eine Zusammenarbeit mit der SPD angeht.

Klar ist heute schon: Anders als inzwischen in vielen Bundesländern wird es in Hamburg eindeutige Konstellationen für eine Regierung geben, und zwar sowohl mit zwei als auch höchstwahrscheinlich mit drei Partnern. Unklar ist, ob Peter Tschentscher den knappen Vorsprung auf Katharina Fegebank wird verteidigen können – und welche Themen am Ende die Bürgerschaftswahl entscheiden.

Im Mittelpunkt werden der Kampf gegen die Klimakrise, die Lage auf dem Wohnungsmarkt und der Verkehr in Hamburg stehen, alles Bereiche, in denen mal die Grünen (Klima) und mal die Sozialdemokraten (Wohnungen) stärker sind.

Interessanterweise spielt bisher die Frage, ob ein Mann oder eine Frau Bürgermeister/-in werden soll, im Wahlkampf keine Rolle. Das könnte sich angesichts der unterschiedlichen Temperamente und Persönlichkeiten der beiden Spitzenkandidaten noch ändern.