Hamburg. Bis zum Jahr 2015 konnten Hamburger Messemitarbeiter kostenlos Konzerte besuchen. Senatsantwort wirft neue Fragen auf.
Die Ticketaffäre um das Konzert der Rolling Stones 2017 im Hamburger Stadtpark zieht weitere Kreise. Auch Konzertveranstalter, die Säle im Congress Center mieten wollten, mussten bestimmte Plätze für Mitarbeiter der landeseigenen Hamburg Messen und Congress GmbH (HMC) freihalten. Im Saal 1 waren das unter anderem im Parkett, Reihe sieben, die Plätze 15 bis 18. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Kurt Duwe und Michael Kruse hervor. Doch es gehört mittlerweile zum Wesen dieser Affäre, dass auch diese Antwort des Senats neue Fragen aufwirft.
Ausgangspunkt der Affäre ist das Bezirksamt Nord. Dort hatte der ehemalige Amtsleiter Harald Rösler Freikarten für das Konzert der Rolling Stones im Stadtpark besorgt. Die Karten hatte er Politikern und Bezirksamts-Mitarbeitern angeboten. Gegen Rösler läuft deshalb mittlerweile ein Ermittlungsverfahren.
Ticketaffäre um Rolling Stones: Immer neue Details
Im Zuge dieser Ermittlungen wurde bekannt, dass die Bezirksamts-Mitarbeiter auch eine Freikarten-Quelle für Konzerte in der städtischen Alsterdorfer Sporthalle hatten. Konzertveranstalter mussten jeweils 30 Karten abliefern, allein seit Jahresbeginn 2011 bis November 2017 (dann wurde die Praxis eingestellt) dürften auf diese Weise insgesamt 6240 Freikarten in die Hände des Bezirksamts gelangt sein.
Im Bezirksamt hat man sich bei der Erklärung dieser Freikartenpraxis auf das Congress Centrum Hamburg (CCH) berufen. Von dort habe man die Regelungen übernommen. „Der Passus über die 30 Eintrittskarten ist in den frühen 80er-Jahren in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgenommen worden und war dort bis Ende 2017 fester Bestandteil“, teilte ein Bezirksamts-Sprecher mit. Stimmt diese Aussage, müssten auch im CCH schon seit Jahrzehnten 30 Freikarten pro Konzert verlangt und an Mitarbeiter verteilt worden sein.
War das tatsächlich so? Die Senatsantwort lässt es offen. Ja, zumindest seit 2012 habe es sogenannte „Dienstplatzkarten“ gegeben, 16 waren es für den Saal 1, zwölf für den Saal 2. Was in den rund 30 Jahren davor vereinbart war, „lässt sich nicht mehr ermitteln“, sagt der Senat. Die Karten seien unter anderem an „Mitarbeiter der HMC“ vergeben worden, aber auch zur Akquise von Kunden genutzt worden.
Die Kartenvergabe an die Mitarbeiter sei 2015 eingestellt worden, sagt HMC-Sprecher Karsten Broockmann. Dies habe damals die Geschäftsführung veranlasst.