Hamburg. Brisante E-Mail an Konzertveranstalter belegt: Bezirksamt forderte Freikarten. Details um Konzert der Rolling Stones 2017 enthüllt.

In der Affäre um Frei-Tickets und weitere Kaufkarten für das Konzert der Rolling Stones im Hamburger Stadtpark 2017 ist jetzt eine brisante E-Mail aufgetaucht. Darin fasst ein unkenntlich gemachter Absender aus dem Bezirksamt Nord an den Veranstalter des Stones-Konzertes, FKP Scorpio, die vertraglichen Details zusammen („Head of Agreement / Absichtserklärung“).

Man überlasse den Stadtpark für 195.000 Euro plus weitere 5000 Euro Vorbereitungspauschale. Für eine bestimmte Zahl an verkauften Tickets bis 80.000 würden in 10.000er-Schritten weitere 50.000 Euro fällig. Und weiter heißt es: „Das Bezirksamt erhält 300 Freikarten (Tribünenplätze) für die Veranstaltung. Weitere 300 Kauf-Tickets werden dem Bezirksamt vor Beginn des Vorverkaufs im Rahmen eines Kontingents reserviert.

Rolling Stones Tickets: Es gibt bereits sieben Anklagen

Der Bezirksabgeordnete Bernd Kroll (CDU) machte jetzt diese interne E-Mail öffentlich. Sie liegt offenbar den Abgeordneten vor und soll „auf Druck der CDU“ auch im Transparenzportal Hamburgs veröffentlicht worden sein. Derzeit laufen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen den früheren Bezirksamtsleiter Harald Rösler (SPD). In der Affäre um Tickets für die Rolling Stones gibt es bereits sieben Anklagen, unter anderem gegen die frühere Staatsrätin Elke Badde (SPD). Das bestätigte Oberstaatsanwältin Nana Frombach dem Abendblatt.

Kroll sagte nun mit Blick auf die E-Mail: „Damit ist klar, dass Rösler (SPD) damals 300 Freikarten für sich und seine Freunde vom Veranstalter gefordert hat.“ Es sei an der Zeit, alle Unterlagen zum Rolling-Stones-Konzert lückenlos zu veröffentlichen. Es sei jetzt klar, dass die „Arbeitskarten“ in Wahrheit als „Freikarten“ gedacht gewesen seien.

Die CDU beantragte, dass der Rechnungshof die Berechnung der Nutzungsgebühr für den Stadtpark überprüfen solle. Der Verdacht besteht, dass sie zu gering gewesen sein könnte.

Ticket-Affäre: Jetzt geht es um Tschentscher

Auch die FDP sieht durch die neue Veröffentlichung das Bezirksamt noch schwerer belastet. Nord-Fraktionschef Robert Bläsing sagte: „Die Absichtserklärung erweist sich als rauchender Colt in der nicht enden wollenden Affäre um Freikarten und Bestechlichkeit.“ Bläsing weist darauf hin, dass die Affäre vor allem auch die Bezirkswahlen in zwei Wochen überschattet.

Für den damaligen Finanzsenator und heutigen Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) stelle sich „die Frage nach der politischen Gesamtverantwortung für diesen veritablen Skandal“. Tschentschers Aussage sei nicht glaubwürdig, dass er erst aus den Medien von den Vorfällen erfahren habe. Als Finanzsenator hatte er die Aufsicht über die Bezirke.