Gütersloh/Hamburg. Mehr Kinder pro Betreuer als anderswo. Kinderhilfswerk fordert mehr Geld. Für Kita-Leitungen sind ausreichend Mittel da.

Trotz Verbesserungen bei der Kinderbetreuung insgesamt hinkt Hamburg bei der personellen Ausstattung der Krippen im westdeutschen Vergleich weiter hinterher. Zwar verbesserte sich der Betreuungsschlüssel bei den unter Dreijährigen seit März 2012 bis März 2017 von 5,7 Kinder pro Fachkraft leicht auf 5,2, wie aus dem am Dienstag in Gütersloh vorgelegten Ländermonitor der Bertelsmann Stiftung zur frühkindlichen Bildung hervorgeht. Allerdings trage Hamburg damit unter den Westländern noch immer die rote Laterne. In den Kitas sank die Zahl der pro Fachkraft ganztagsbetreuten Kinder im genannten Zeitraum demnach von 9,4 auf 8,4.

„Die Kita-Qualität hat sich bundesweit verbessert - die Kluft zwischen den Ländern ist allerdings geblieben“, konstatierte Bertelsmann-Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg kommen in den Krippen rechnerisch 3,1 Kinder auf eine Fachkraft, in den Kitas sind es 7,1. Das ist bundesweit Spitze.

Kinderhilfswerk fordert mehr Geld für Kinderbetreuung

Das Deutsche Kinderhilfswerk forderte Bund, Ländern und Kommunen auf, größere Kraftanstrengungen zur Verbesserung der Kita-Qualität in Deutschland zu unternehmen als bisher. Dazu braucht es aus Sicht der Kinderrechtsorganisation mehr finanzielle Mittel, um die Qualität in der Kindertagesbetreuung entscheidend weiterzuentwickeln. Notwendig seien auch bundeseinheitliche Kita-Qualitätsstandards

Schlechter als in Hamburg ist die Betreuungssituation vielerorts in den ostdeutschen Ländern. So kommt Sachsen mit einem Betreuungsschlüssel von 1 zu 6,4 bei kleinen Krippenkindern auf den höchsten Wert, bei den Kita-Kindern ist Mecklenburg-Vorpommern mit einem Schlüssel von 1 zu 13,4 Schlusslicht.

Eine gute und eine vernachlässigte Hälfte

Auch innerhalb der Hansestadt sind die Qualitätsunterschiede laut Studie groß. In knapp einem Drittel der Kindergartengruppen sei das Betreuungsverhältnis sogar besser als der von der Stiftung empfohlene Schlüssel von unter 1 zu 7. In über der Hälfte der Einrichtungen betreue eine Fachkraft dagegen mehr als 8 Kinder.

Gut kommen die Hamburger Kitas der Untersuchung zufolge bei der sogenannten Leitungsausstattung weg. 52 Prozent der Einrichtungen gaben an, über angemessene personelle Ressourcen für ihre Leitung zu verfügen. Bundesweit waren es nur 16 Prozent. Allerdings hätten auch 12 Prozent der Hamburger Einrichtungen beklagt, gar keine Ressourcen für Leitungsaufgaben zu haben.

Auch Bertelsmann-Stiftung sieht Handlungsbedarf

Die Bertelsmann Stiftung sieht in Hamburg weiteren Handlungsbedarf. Um die von ihr empfohlene pädagogische Personalausstattung zu erreichen, müsste die Stadt mehr als 3800 weitere Vollzeitfachkräfte rekrutieren. Die Kosten dafür würden bei zusätzlich mehr als 170 Millionen Euro im Jahr liegen.