Die Hamburger Grünen haben ihre Spitzenkandidaten gefunden. Auf der Mitgliederversammlung in Wilhelmsburg entschieden sich die gut 250 Mitglieder für Katharina Fegebank und Jens Kersten.
Hamburg. Die Hamburger Grünen gehen mit Katharina Fegebank und Jens Kerstan als Spitzenkandidaten in die Bürgerschaftswahl im Februar 2015. Die Landesvorsitzende und Bürgerschaftsabgeordnete wurde auf einer Mitgliederversammlung im Bürgerhaus Wilhelmsburg mit 90,2 Prozent Zustimmung gewählt. Die 37-Jährige tritt erstmals als Spitzenkandidatin für die Grünen an.
Das Duell um Platz zwei zwischen Fraktionschef Jens Kerstan und Ex-Justizsenator Till Steffen konnte Kerstan hauchdünn für sich entscheiden: 131 der 258 Mitglieder (50,8 Prozent) stimmten für den 48-Jährigen, 124 (48,0 Prozent) für den 41 Jahre alten Steffen. „Das war ein Herzschlagfinale“, räumte der heisere Kerstan ein, nachdem sich die beiden Spitzenpolitiker über mehrere Wochen in einer parteiinternen „Roadshow“ duelliert hatten. Spontan hatte beim Parteitag auch Martin Macker für Platz zwei kandidiert. Er war allerdings chancenlos und erhielt nur eine Stimme.
Fegebank, Kerstan und Steffen hatten in ihren Bewerbungsreden scharfe Kritik am SPD-Senat geübt und energisch auf die Eigenständigkeit der Grünen gepocht. „Unser Wahlkampf wird bestimmt kein Heiratsantrag an die SPD“, rief die Landesvorsitzende. „Wir werden eigenständig unser Ding machen.“ Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) betonte bislang stets, dass er für eine erneute absolute Mehrheit seiner Partei kämpfe. Sollte es dafür nicht reichen, wolle er als erstes mit den Grünen sprechen. Einfach werde das nicht, betonte Fegebank: „Als reine Sättigungsbeilage der SPD will ich jedenfalls nicht auf dem Koalitionsteller landen.“
Die 37-Jährige begann viele Sätze mit den Worten „wer, wenn nicht wir...?“, um dann aufzuzählen, wofür sich aus ihrer Sicht die Grüne einsetzen: gegen den Klimawandel, gegen Fracking, für den Naturschutz, für schutzlose Menschen wie Flüchtlinge. „Unser Hamburg denkt bei Investitionen zuerst an Köpfe, dann an Kaimauern“, strich sie den Unterschied zur SPD heraus. Die kleistere Probleme vor allem mit Geld zu, das seien „Stillhalteprämien bis zur Wahl“, kritisierte Fegebank.
Auch Kerstan und Steffen bedienten sich wahlkampftypisch deftiger Worte, unterschieden sich aber in der Frage, wo die SPD zu packen sein wird. „Wir Grüne müssen vor allem die Themen Umwelt und Energiepolitik verkörpern“, rief Kerstan, der derzeit genau diese Punkte innerhalb der Fraktion beackert. Steffen nannte hingegen die Verkehrspolitik – seit 2011 sein Spezialgebiet – als wichtigsten Punkt. „Die Menschen wollen nicht nur zuhause hocken, sie wollen sich bewegen – das ist die Achillesferse der SPD.“
Geteilter Meinung sind die beiden Spitzengrünen, die schon mehrfach parteiintern gegeneinander angetreten sind, auch beim Thema Olympia: Till Steffen lehnt eine Bewerbung Hamburgs um die Sommerspiele 2024 ab, weil er dem angekündigten Wandel des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) nicht traut: „Spiele, die zu Hamburg passen, sind mit diesem IOC nicht zu machen.“ Kerstan warnte hingegen davor, die Diskussion zu beenden, bevor die Kriterien feststehen. Er wolle zunächst abwarten, wohin sich das IOC entwickelt und wie eine Bewerbung dann aussehen müsse. Die Stadt müssen klare Kriterien entwickeln, vor allem in Sachen Nachhaltigkeit der Sportstätten: „Wenn die erfüllt sind – super, dann haben wir nachhaltige Spiele.“ Wenn nicht, dann werde sich Hamburg halt nicht bewerben. Beide Positionen erhielten auf dem Parteitag viel Beifall.
Das Thema Olympia wird auch im Wahlprogramm eine Rolle spielen, das die Grünen bis zum Abend verabschieden wollen.