Der Vizechef der Bürgerschaft bekommt überraschend einen Gegenkandidaten. Henri Schmidt aus dem Kreisvorstand Wandsbek will auf der Landesdelegiertenversammlung der CDU am Sonnabend antreten.

Hamburg. Die politische Karriere von Frank Schira könnte an diesem Sonnabend bei der Landesdelegiertenversammlung der CDU, auf der die Kandidaten für die Landesliste zur Bürgerschaftswahl im Februar 2015 gewählt werden, beendet sein.

Der ehemalige Landesvorsitzende und Fraktionschef ist zwar vom Wahlausschuss für den aussichtsreichen Listenplatz 7 vorgeschlagen, aber es wird nach Abendblatt-Informationen einen Gegenkandidaten geben.

Der 31-jährige Henri Schmidt, Mitglied im Kreisvorstand der CDU Wandsbek, wird gegen Frank Schira kandidieren. Das bestätigte Schmidt auf Anfrage: „Für mich steht Frank Schira für die größte Niederlage der CDU Hamburg. Das waren die 21,9 Prozent bei den Bürgerschaftswahlen 2011, bei dem unser letztes Ergebnis beinahe halbiert wurde.“ Für die CDU Hamburg sei es an der Zeit, nach vorne zu schauen und zwar mit neuen Köpfen und Ideen, so Schmidt weiter.

Nach Informationen des Abendblatts hat es seit Wochen unter größter Geheimhaltung Gespräche mit einflussreichen CDU-Funktionären gegeben, um den Coup einzufädeln und im Hintergrund für Schmidt zu werben. Auch einflussreiche Mitglieder aus dem Kreisverband der CDU Wandsbek sollen beteiligt gewesen sein. Schira ist deren Kreisvorsitzender.

Das Schicksal des einst erfolgsverwöhnten CDU-Politikers haben am Sonnabend die 170 Delegierten in der Hand: Wenn die Mehrheit Henri Schmidt wählt, der auch Vize-Ortsvorsitzender der CDU Jenfeld ist, dann hätte Schira wohl kaum noch eine Chance in die Bürgerschaft einzuziehen. Auf einen Platz auf der Wahlkreisliste in seinem Wahlkreis Alstertal-Walddörfer – hier wurde der Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Thering zum Spitzenkandidaten gekürt - hatte Schira verzichtet, eben weil ihm die CDU-Führung einen halbwegs sicheren Listenplatz versprochen hatte.

Das es eine Gegenkandidatur gegen ihn geben würde, hatte Frank Schira offensichtlich nicht erwartet. Auf Abendblatt-Anfrage gab er sich überrascht, wollte aber „keinen Kommentar“ abgeben. Der CDU-Landesvorsitzende Marcus Weinberg, hatte auch erst Freitagmittag von den Gerüchten einer Gegenkandidatur erfahren und sagte: In einer demokratischen Partei ist eine Gegenkandidatur legitim. Weinberg ist aber wichtig: „Ich werde auf der Landesdelegiertenversammlung, die vom Wahlausschuss einstimmig beschlossene Vorschlagsliste vertreten. Sie basiert schließlich auf den Vorschlägen der Basis in den Kreisverbänden."

Eines steht fest: Einige Parteifreunde haben mit Schira noch eine Rechnung offen. Als es zu den vorgezogenen Bürgerschaftswahlen im Februar 2011 kam, nachdem Bürgermeister Ole von Beust (CDU) seinen Rückzug verkündet hatte, war Frank Schira der CDU-Landesvorsitzende und Fraktionschef in der Bürgerschaft. Die Schuld an dem schlechten Abschneiden der Christdemokraten, gaben damals viele Parteifreunde Frank Schira. Der 48-Jährige trat zwar als Landesvorsitzender zurück und wurde nicht wieder Fraktionschef. Aber seine politische Karriere war noch nicht beendet. Die Fraktion schlug ihn zum ersten Vizepräsidenten der Hamburgischen Bürgerschaft vor und Schira wurde vom Parlament gewählt. Dieser Posten bedeutet doppelte Diäten und vor allem repräsentative Termine.