Die Zusammenarbeit von Suchtexperten und Menschen, die direkt mit jungen Menschen zu tun haben, soll verstärkt werden. Hamburg versucht so Jugendliche vor Drogenmissbrauch zu schützen.

Hamburg. Kinder und Jugendliche sollen besser vor Drogenmissbrauch geschützt werden. Deshalb soll die Zusammenarbeit zwischen Suchtexperten und denen, die direkt mit den jungen Menschen etwa an Schulen oder im Jugendstrafvollzug zu tun haben, verstärkt werden. Schon jetzt habe die Hansestadt ein funktionierendes Suchthilfe- und Präventionssystem, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) gegenüber dem Hamburger Abendblatt. „Jetzt muss es darum gehen, das Wissen, die Erfahrungen und Spezialisierungen leichter verfügbar zu machen.“

Ein lange erwartetes Grundlagenpapier, das ihre Behörde gemeinsam mit anderen Stellen der Suchtprävention erarbeitet hat, ist am heutigen Freitag an die Bürgerschaft weitergeleitet worden. Es gehe dabei um eine Weiterentwicklung der bestehenden Konzeption „Drogenfreie Kindheit und Jugend“ (2005) nach einer ersten Bewertung vor zwei Jahren, so die Senatorin. Das Gutachten der FOGS Gesellschaft zur Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich hatte Hamburg eine vorbildliche Strategie attestiert, aber auch Schwachstellen bei der Umsetzung gesehen.

In ihrem 37-Seiten-Papier beschreibt die Behörde jetzt Grundlagen und Ziele der Suchtprävention in sechs Praxisfeldern. Ein Schwerpunkt sind die Schulen. Ziel ist, dass jede Schule ein eigenes Gesamtkonzept zur regelhaften Verankerung von Suchtprävention beschließt und anwendet. „Nicht alle Lehrer sollen künftig auch Suchtfachkräfte sein, aber sie müssen wissen, wo sie Hilfe bekommen“, sagte Prüfer-Storcks. Bereits angelaufen ist inzwischen ein zweijähriges Fortbildungsangebot für Lehrer und Sozialpädagogen zur Fachkraft für Suchtprävention.

„Wir dürfen Suchtprobleme nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es besteht immer die Gefahr einer dauerhaften Abhängigkeit. Aber auch eine temporäre Abhängigkeit kann massive Auswirkungen auf die Entwicklung haben“, so die SPD-Politikerin. Wichtig sei, diese früh zu erkennen. Laut der jüngsten „Schulbus“-Studie (Schüler- und Lehrerbefragung zum Umgang mit Suchtmitteln) sinkt das Einstiegsalter beim Konsum von Zigaretten und Alkohol, der Konsum von Cannabis unter Jugendlichen ist deutlich gestiegen. Erst Ende Juni hatte die Behörde eine neue Aufklärungskampagne gegen den Cannabis-Missbrauch („Bleib stark! Bleib du selbst!“) gestartet.

Insgesamt gibt Hamburg etwa 35 Millionen Euro im Jahr für Suchthilfe aus. Zusätzliche Mittel für die Umsetzung des neuen Grundlagenpapiers sind nicht geplant.