Künftig sollen rund 1300 Schüler vor allem anhand digitaler Lernmaterialien unterrichtet werden. 21 Schulen hatten sich für das Pilotmodell beworben, die Finanzmittel reichen aber nur für sechs.
Hamburg. Der Einsatz von digitalen Medien könnte den Unterricht in der Hansestadt schon bald revolutionieren: Laptops sollen Hefte und Schulbücher vom Sommer an zunächst in sechs Hamburger Schulen weitgehend ersetzen. Der Pilotversuch „Start in die nächste Generation“, den Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag vorstellte, sieht vor, dass insgesamt rund 1300 Schüler künftig vor allem anhand digitaler Lernmaterialien unterrichtet werden und dafür im Klassenraum ihre eigenen Laptops, Tablet-Computer und Smartphones nutzen. Wer kein eigenes Gerät besitzt, wird von der Schule ausgestattet. Die Lehrer sollen ihren Unterricht stark auf digitale Medien abstellen und interaktive Lern-Software einsetzen wie beispielsweise Programme zur Simulation von naturwissenschaftlichen Experimenten. Ziel ist es, die Schüler auch im sinnvollen Umgang mit Medien zu schulen.
Für den Schulversuch erhalten alle Klassenräume der Gymnasien Ohmoor, Altona und Osterbek sowie der Stadtteilschulen Humboldtstraße, Oldenfelde und Maretstraße drahtlose Internetverbindungen. Zudem wird ein Zugangsportal eingerichtet, das den Datenschutzvorgaben entspricht, sowie ein Internetfilter, der für Jugendliche schädliche Seiten blockiert. Das Interesse der Schulen hat selbst Senator Rabe überrascht: 21 hatten sich für das Pilotmodell beworben, die Finanzmittel – insgesamt 892.000 Euro – reichen aber nur für sechs Schulen, deren Schulkonferenzen dem Pilotversuch unter Einbindung der Elternvertreter zustimmen mussten. Die Konzepte sollen die Schulen nun selbst erarbeiten.
Schulversuch ist auf zwei Jahre angelegt
„Digitale Medien werden in Kürze das Lernen dominieren, und die Schulen tun gut daran, sich auf diese Entwicklung einzustellen“, sagte Rabe. Der auf zwei Jahre angelegte Schulversuch wird von Professor Rudolf Kammerl, Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg, begleitet und ausgewertet. Rabe sagte, er sei überzeugt, dass digitale Medien Schritt für Schritt im ganzen Hamburger Schulsystem eingeführt werden müssten. In welchen Schritten dies geschehe, sollen die Erfahrungen des Pilotversuchs ergeben.
Vier weitere Schulen entwickeln und testen beispielhaft für alle Hamburger Schulen vom Sommer an zukunftsweisende neue Informatik-Lehrpläne. Die Eckpunkte reichen von der Analyse und der Nutzung von Informatiksystemen über algorithische Grundlagen und das Kennenlernen von Anwendungsbereichen bis hin zum Programmieren.
Das Elternbündnis „Wir wollen lernen“ kritisierte, dass die Schüler durch den Schulversuch die Übung im handschriftlichen Schreiben verlieren würden, die ohnehin belastende Marken- und Materialschlacht in den Klassenzimmern verstärkt werde und die Schüler in Abhängigkeit von den jeweils verwendeten Betriebssystemen und der Software gerieten. Zudem sei die Verlockung für die Jugendlichen groß, Smartphones und Notebooks im Unterricht auch privat zu nutzen.