Mit einer Schulsoftware sollen Hamburgs Schüler den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet lernen. Kritiker glauben, die Software könne auch zur Überwachung missbraucht werden.

Hamburg. Das Internet gehört für Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich zum Alltag. Je bedeutender digitale Medien werden, desto mehr steigen auch die Anforderungen an ihre Medienkompetenz. Viele Hamburger Schulen versuchen mit speziellen Softwareprogrammen wie IServ den verantwortlichen Umgang mit dem Internet in den Unterricht zu integrieren. Mit Hilfe der Software können Schüler beispielsweise Termine und Dateien verwalten oder sich in Diskussionsforen beispielsweise für Gruppenreferate untereinander austauschen.

Doch die Technik hat auch ihre Schattenseiten. So warnt Walter Scheuerl, parteiloser Abgeordneter der CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, vor einer Überwachung der Internetnutzung von Schülern – und das teilweise sogar ohne Einwilligung der Eltern. Laut Benutzerordnung von IServ behält sich die Schule „ausdrücklich das Recht zur Überprüfung der Internetzugriffe vor.“

Die Kinder können sich nicht nur in der Schule, sondern auch von Zuhause mittels eines Passworts auf dem Schulserver anmelden, um auf ihre Dateien zuzugreifen. Eine Überwachung der privaten Internetnutzung durch Lehrkräfte ist nach Angaben des Herstellers jedoch nicht möglich. Lediglich innerhalb der Schule könnten diese das Internet freischalten und mittels Filter, unerwünschte Internetseiten sperren. „Über die separate Internetleitung ist dies Zuhause nicht möglich“, sagt ein Mitarbeiter von IServ. „In diesem Fall sind die Eltern für das Verhalten ihrer Kinder verantwortlich.“

Auch der Senat widerspricht Scheuerls Vorwürfen. Die Software enthalte „keine allgemeine Überwachungsfunktion durch Lehrer“, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage von Scheuerl an den Senat. Die Speicherung der Dateien erfolge ausschließlich auf einem schuleigenen Server in der jeweiligen Schule. Zugriff hätten jeweils nur die von der Schulleitung berechtigten Administratoren.

Derzeit wird IServ an 25 Hamburger Schulen genutzt. Von diesen haben jedoch elf Schulen noch nicht die erforderlichen Einwilligungserklärungen der Eltern eingeholt und das, obwohl die Software an einigen Schulen, wie am Gymnasium Corveystraße, seit 2010 genutzt wird.

„Der Einsatz einer Schulsoftware, die minderjährige Schüler dazu verleitet, auch in ihrer Freizeit ins Internet zu gehen, stellt in diesen betroffenen Schulen ohne wirksame Einwilligung aller betroffenen Erziehungsberechtigten eine schwere Verletzung der Fürsorgepflicht der Schulbehörde und des Schulsenators dar“, sagt Scheuerl. Eine Kontrolle innerhalb der Schule sei prinzipiell nicht verwerflich, jedoch müsse klar und verständlich aufgeklärt werden.