Zehn Metropolen weltweit nehmen an Pilotprojekt teil, das Behörden zu Dienstleistern macht. Die Hansestadt ist dabei
Hamburg. Hamburg gehört weltweit zu den zehn Städten, die sich zu der Initiative „Microsoft CityNext“ zusammengeschlossen haben. Im Kern gehe es darum, moderne Informationstechnologien für eine effiziente Verwaltung der Stadt und eine große Teilhabe der Einwohner an öffentlichen Angelegenheiten zu nutzen, erklärten Vertreter der Stadt und des US-Unternehmens Microsoft am Dienstag am Rande einer CityNext-Konferenz in Hamburg.
„Moderne Technologien liefern konkrete Lösungen für die erforderliche Modernisierung des öffentlichen Sektors“, sagte Christian P. Illek, Vorsitzender der Microsoft-Geschäftsführung. Städte würden in der Zukunft moderne Dienstleister werden, die sich an den Interessen ihrer Bürger orientierten. Dazu zählten die Energieversorgung und das Gesundheitsmanagement ebenso wie die Stadtplanung. Neben Hamburg beteiligen sich Metropolen wie Moskau, Buenos Aires und Barcelona an dem Netzwerk.
Jörn Riedel, Leiter Informationstechnologie der Stadt Hamburg, erhofft sich viel von der Zusammenarbeit mit den anderen Metropolen. „Wir wollen von den Erfolgen und von den weniger gut gelungenen Projekten der CityNext-Partner lernen.“ Hamburg könne mit Erfahrungen über die Beteiligung der Bürger an der Entwicklung der Stadt punkten. International für Aufsehen habe die Verabschiedung des sogenannten Transparenzgesetzes gesorgt. Das Gesetz verpflichtet die Behörden, eigene Dokumente über das Internet zugänglich zu machen.
Auch bei der Nutzung moderner Informationstechnologie in den Schulen liege Hamburg bundesweit mit an der Spitze, sagte Riedel. Im vergangenen Jahr sei die Vernetzung aller Schulen abgeschlossen worden. Die Ausstattung von Klassenräumen mit elektronischen Tafeln, sogenannte interaktive Whiteboards, sei in der Hansestadt ebenfalls weit fortgeschritten.
Nach Angaben der Schulbehörde wurde mehr als ein Viertel aller Klassen- und Fachräume mit derartigen Geräten ausgestattet. Insgesamt gibt es an den Schulen der Hansestadt fast 3000 Whiteboards. Pro Schule sind es zwischen drei und zehn Stück.
Im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms „Hamburg 2010 – Innovative Medienausstattung in Schulen“ standen den Bildungseinrichtungen finanzielle Mittel in Höhe von 5,25 Millionen Euro für die Anschaffung von interaktiven Whiteboards zur Verfügung. Die Geräte, die zwischen 1000 und 4000 Euro kosten, ermöglichen es den Lehrerinnen und Lehrern, digitale Medien in den Unterricht einzubinden. Einerseits kann Unterrichtsstoff durch ergänzende Videos und eine Multimediashow vertieft werden. Andererseits können Schüler zu Hause erstellte digitale Projekte, eine Hausarbeit zum Beispiel, auf den Whiteboards präsentieren. Nicht zuletzt helfen die modernen Tafeln dabei, wenn die Schüler einer Klasse gemeinsam an einem Projekt arbeiten.
Peter Albrecht, der Sprecher der Schulbehörde, verweist darauf, dass inzwischen alle Hamburger Schulen über drahtlose Netzwerke verfügten. Die meisten Einrichtungen hätten zudem bereits ein eigenes Intranet, das die Kommunikation der Pädagogen mit den Schülern, aber auch der Schüler untereinander ermögliche. Schüler könnten beispielsweise so ihre Hausaufgaben auf den schuleigenen Server hochladen.
Lehrer wiederum könnten ihre Schüler kurzfristig über Veränderungen des Unterrichts informieren oder die moderne Informationstechnik zum Erfahrungsaustausch mit anderen Pädagogen nutzen. Zwar seien Hamburgs Schulen im bundesweiten Vergleich sehr gut mit neuer Informationstechnik ausgestattet, sagte Albrecht. Allerdings müsse das Ganze als langfristiger Prozess begriffen werden. So betreibe die Stadt einen hohen Aufwand, die Pädagogen mit den Chancen, die die neue Technik biete, vertraut zu machen.
„Ein Teil der jährlichen Fortbildungsverpflichtung von 30 Stunden wird dafür genutzt“, sagte Albrecht. Beim Einsatz der neuen Technik helfe allerdings auch, dass in Hamburg der Generationswechsel bei den Pädagogen weit vorangeschritten sei. Jüngere Lehrerinnen und Lehrer seien oft technikaffiner als ältere Kollegen.
Hamburgs IT-Chef Jörn Riedel sieht auch die Verwaltung der Hansestadt in Sachen Informationstechnologie weit vorn. Bislang biete die Stadt 70 Dienste an, bei denen Bürger im Internet interaktiv etwas unternehmen könnten. Das reiche vom einfachen Herunterladen von Formularen bis hin zu Auskünften aus dem Melderegister, zum Beispiel wenn für ein Klassentreffen Adresslisten abgefragt werden würden. Anders als in anderen Kommunen müssten sich die Hamburger, wenn sie das städtische Internetangebot nutzen wollten, nur einmal registrieren, fügte Riedel hinzu.
Inzwischen hätten mehr als 100.000 Hamburgerinnen und Hamburger davon Gebrauch gemacht. Auch was die Transparenz der Behördenarbeit angehe, liege Hamburg weit vorn, fügte Riedel hinzu. Mit Inkrafttreten des Transparenzgesetzes am 6.Oktober werde eine Vielzahl von Behördendokumenten automatisch ins Netz gestellt.