Mieterverein und Sozialverband kritisieren Mangel an altengerechten Wohnungen in Hamburg. Rentner sind von Wohnungsnot und steigenden Mieten besonders stark betroffen. Diskriminierende Fragen an Senioren.

Hamburg. Der Hamburger Mieterverein und der Sozialverband Deutschland haben den Mangel an seniorengerechten Wohnungen in der Hansestadt beklagt. „Ältere Bürgerinnen und Bürger Hamburgs treffen Wohnungsnot und Mangel an altengerechten Wohnungen besonders stark“, erklärten Vertreter beider Verbände am Dienstag in der Hansestadt. „Die hohen Mieten sind von der oft kargen Rente nur schwer zu bezahlen.“

421.000 Hamburgerinnen und Hamburger sind derzeit älter als 60 Jahre. Viele von ihnen, auch wenn sie bei täglichen Verrichtungen die Hilfe von Pflegekräften benötigen, würden gern so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben. Die Gesundheitsbehörde beziffert die Zahl der altengerechten Wohnungen in den 130 sogenannten Servicewohnanlagen mit rund 11.000.

Viel zu wenig, vor allem weil in den kommenden Jahren die Zahl der Seniorinnen und Senioren in der Hansestadt deutlich steigen wird. Das Hannoveraner Pestel-Institut hatte im vergangenen Jahr erklärt, in den kommenden Jahren würden in Hamburg fast 50.000 altersgerechte Wohnungen fehlen. Das sei das Ergebnis der Studie „Wohnen 65plus“.

Klagen über Diskriminierung

Nach den Worten von Mietervereinschef Eckart Pahlke wird auf dem Wohnungsmarkt zu wenig für ältere Menschen getan. Klaus Wicher, Vorsitzender des Sozialverbands in Hamburg, erklärte, derzeit lebten in Hamburg etwa 335.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. „13,5 Prozent von ihnen sind von Altersarmut betroffen.“

Pahlke schilderte Fälle von betroffenen Mietern. Ein älteres Ehepaar, das wegen Krankheit auf der Suche nach einer seniorengerechten Wohnung gewesen sei, habe sich diskriminierende Fragen von Vermietern gefallen lassen müssen. Sie seien beispielsweise gefragt worden. ob „sie ihre Wohnung noch sauber halten“ könnten.

Einer anderen Rentnerin sei vom Vermieter gedroht worden, er werde ihr „das Gas abdrehen“, weil sie eine Modernisierungsankündigung nicht klaglos akzeptieren wollte. Ein anderes Ehepaar aus dem Marienthal sei über längere Zeit durch Baulärm „gemobbt“ worden, erklärte Pahlke.

Sinkendes Rentenniveau als Ursache

Grund für die zunehmenden Probleme älterer Menschen auf dem Wohnungsmarkt sei ein sinkendes Rentenniveau, erklärten Pahlke und Wicher. So seien mehr als 20.000 Menschen auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Verschärft werden die Situation durch zunehmende Pflegebedürftigkeit. Prognosen gingen von bis zu 63.000 Pflegebedürftigen im Jahr 2035 aus.

„Wer älteren Menschen ein Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen will, muss deutlich mehr seniorengerechte Wohnungen bereit stellen“, erklärte Wicher. Ältere Menschen lehnten in der Regel den Einzug in ein Alten- und Pflegeheim ab und wollten statt dessen ihren Lebensabend in ihren eigenen vier Wänden verbinden.

Mieterverein und Sozialverband forderten den SPD-geführten Senat auf, innerhalb der kommenden zehn Jahre mindestens 50.000 altengerechte Wohnungen bauen zu lassen. Jede neu gebaute Wohnung sei altengerecht zu erstellen. Zudem müssten Neuvertragsmieten auf zehn Prozent über der Vergleichsmiete gedeckelt werden, um älteren Menschen eine Chance auf eine Wohnung zu erhalten.