Verhandlungen zur Zukunft der Pflegeeinrichtung Lutherpark in Bahrenfeld beginnen. Die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen liegen sehr viel niedriger.

Hamburg. Nachdem der kurzfristige Auszug der Bewohner aus dem Pflegeheim Lutherpark in Bahrenfeld vorerst gestoppt ist, beginnen nun die Gespräche über die Zukunft der Einrichtung. Sozialstaatsrat Jan Pörksen (SPD) trifft sich am heutigen Dienstag mit Verantwortlichen des Pflegeheimbetreibers Pflegen&Wohnen. Dabei geht es um die Suche nach einem Kompromiss. Pflegen&Wohnen will die Einrichtung für pflegebedürftige Menschen schließen und dafür Flüchtlinge unterbringen, weil nur dies aus Sicht des Betreibers wirtschaftlich sei.

Wie wirtschaftlich ist der Betrieb einer Einrichtung für alte Menschen und für Flüchtlinge? Die Wirtschaftlichkeit hängt von vielen Faktoren ab. In beiden Fällen spielen hohe Summen eine Rolle. Je nach Pflegestufe erhält die Einrichtung pro Bewohner zwischen 1618 (Pflegestufe 0) und 3.526 Euro (Pflegestufe 3). Bei 150 Bewohnern sind das Einnahmen zwischen gut 242.000 und mehr als 528.000 Euro im Monat.

Für die Betreuung von Senioren ist mehr Personal nötig als für Flüchtlinge

Die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen liegen sehr viel niedriger. Die Stadt zahlt pro Platz 268,42 Euro im Monat. Im Lutherpark ist angedacht, rund 330 Flüchtlinge unterzubringen – macht 88.578 Euro im Monat. Davon erhielte Pflegen&Wohnen 56.250 Euro. Auf diesen Mietzins haben sich der private Betreiber mit der ähnlich lautenden städtischen Gesellschaft fördern und wohnen (f&w) geeinigt. Mit den übrigen gut 33.000 Euro muss f&w Umbauten, Installationen (Bäder, Küchen) sowie die soziale Betreuung bestreiten. Der Vorteil für den Vermieter Pflegen & Wohnen liegt darin, dass er bei einer Laufzeit von zehn Jahren verlässliche Einkünfte hätte, aber gleichzeitig bei einem Flüchtlingsheim so gut wie keine Personal- und Modernisierungskosten.

In einem Pflegeheim ist das anders. Für die Betreuung der Bewohner ist sehr viel mehr Personal nötig. Zudem müsste ein Großteil der Gebäude des Lutherparks saniert werden. Die Bauten entsprächen, so heißt es, nicht mehr dem für die Betreuung von alten Menschen nötigen Standard. Die Sanierungskosten seien durch die Einnahmen nicht vollständig zu decken. Hinzu kommt, dass derzeit der Bedarf an Pflegeplätzen nicht so groß ist wie das Angebot. Rund 1700 der 17.500 Pflegeheimbetten stehen leer. Der Betreiber stünde womöglich nach einer Sanierung vor dem Problem, genügend Bewohner für seine Einrichtung zu finden.

Das war der Grund dafür, dass die Stadt der Umwidmung zunächst zugestimmt hat. Allerdings hat der Betreiber zu sehr auf das Tempo gedrückt. Dass nun über einen Kompromiss verhandelt wird, geht auf Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zurück. Danach dürfe auf die Bewohner kein Druck ausgeübt werden. Ansonsten würde die Stadt von dem Vertrag über die Unterbringung von Flüchtlingen zurücktreten.