60.000 Betten in 72 Hotels sind zum Lions-Weltkongress reserviert. Am Sonntag spricht Ex-First-Lady Laura Bush. Vorbereitungen für dieses große Festival der Freundschaft laufen bereits seit 2008.
Hamburg. „Ja, wir wollen die Welt etwas besser machen“, sagt Wayne Madden, internationaler Präsident der Lions Clubs. „Wir sind glücklich und stolz, dass wir in Hamburg sein können, und hätten keinen besseren Ort für unseren 96. Kongress finden können.“ Es sei mit 23.000 Teilnehmern wohl das bisher größte Treffen in der Geschichte der Lions. „Und wahrscheinlich gibt es hier auch das beste Bier der Welt.“
Hamburg macht sein Tor zur Welt ganz weit auf: Das „Löwen-Treffen“ mit Gästen aus aller Herren Länder ist der größte Kongress aller Zeiten in der Hansestadt. Dieser verlangt einen enormen organisatorischen Kraftakt. Bis Dienstag bittet die Wohltätigkeitsorganisation nicht nur ihre Mitglieder zu Plenarsitzungen, einer Messe und zu Empfängen, sondern lädt alle Bürger zum Mitmachen ein. Motto: „Meet friends in Hamburg“.
Kann man mit einem Satz sagen, was die 1,4 Millionen Lions in 45.000 Clubs weltweit verbindet? „Wir dienen, und wir helfen“, sagt Wayne Madden. „Und zwar denen, die im Leben weniger Glück haben als wir selbst.“ Sie tun das ehrenamtlich seit fast 100 Jahren. „Wir haben seit 1917 vier Schwerpunkte“, sagt Madden. „Junge Leute sowie Menschen, die hungern oder sehbehindert sind. Und wir unterstützen Initiativen zum Schutz der Umwelt.“
Ein Markt am Jungfernstieg präsentiert die Vielfalt der sozialen Initiativen. Die Christoffel Blindenmission lädt zu einem Erlebnisgang im Dunkeln. Wer wissen möchte, wie aus verschmutztem Wasser Trinkwasser wird, sollte „Paul“ kennenlernen. Der Portable Aqua Unit for Livesaving ist eine Wasseraufbereitungsanlage in Form eines Rucksacks. Daneben stellen französische Künstler ihre Werke aus, die auch gekauft werden können. „Das Besondere am Lions Markt ist, dass sämtliche Erlöse in Hilfsprojekte fließen“, sagt die Hamburger Organisationschefin Barbara Grewe, die zusammen mit ihrer Mitstreiterin Christiane Lafeld hinter den Kulissen die Fäden zieht.
Die Vorbereitungen für dieses große Festival der Freundschaft, das die Lions überhaupt erst zum dritten Mal in Europa und zum ersten Mal in Deutschland zelebrieren, laufen bereits seit 2008.
Die Wahl erfolgte nach einer Art Olympiabewerbung und im Anschluss an eine Werbekampagne in Konkurrenz zu anderen Weltstädten. Aus dem Lions-Hauptquartier in Illinois kommen 120 professionelle Mitarbeiter, der hiesige Part der Organisation ruht auf den Schultern von Barbara Grewe, von Haus aus Juristin, und Christiane Lafeld. Am 24. Juni verließen die beiden Freundinnen ihre Wohnungen in Eilbek und Klein Flottbek, um für drei Wochen Station im Grand Elysée am Dammtor zu machen. 72 Hotels sind fast komplett für die internationale Gästeschar reserviert, insgesamt buchten die „Löwen“ 60.000 Betten in der Stadt.
Schätzungsweise 42 Millionen Euro wird die Lions-Familie in der Hansestadt umsetzen. Unter diesen Umständen fiel Hamburg das finanzielle Engagement leicht, die Hälfte des Etats in Höhe von drei Millionen Euro zu übernehmen. Unterm Strich, so das Kalkül, wird die Rechnung aufgehen – nicht nur wirtschaftlich. Der weltweite Imagegewinn Hamburgs als Metropole Nordeuropas ist weit mehr wert.
„Wir sind auf gutem Weg, Hamburg als Kongresstandort noch besser aufzustellen“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Der Markt in diesem Segment ist hart umkämpft.“ Hamburg könne nur punkten, „wenn wir besser sind als die anderen.“ Das Grußwort übernimmt Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).
Vor Ort helfen 1200 Freiwillige. Ein Viertel dieser „Volunteers“ stammt aus Hamburg. Viele von ihnen waren Anfang der Woche zur Stelle, um 23.000 Taschen zu füllen – mit kleinen Geschenken und Wissenswertem über die Gastgeberstadt. Damit während der fünf Tage alles reibungslos läuft, richtete die Stadt ein Organisationskomitee ein. Vorsitzender ist Matthias Rieger. Seine Aufgabe? „Dafür zu sorgen, dass alle Teilnehmer immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.“ 170 Busse stehen dafür zur Verfügung.
In der O2 World steigen die Sitzungen, am Sonntag spricht die ehemalige US-First-Lady Laura Bush. „Die Zahl der Anmeldungen ist so groß, dass wir die Nordtribüne des HSV-Stadions reserviert haben“, sagt Barbara Grewe. Auch der Andrang zum Empfang der deutschen Lions-Clubs in der Handelskammer ist groß: 8000 Gäste werden eingelassen. Viele haben die hiesige Grußformel von der Hamburger Lions-Delegation gelernt. Während der weltweiten Werbetour war fast immer eine lebensgroße Hummel-Figur mit an Bord. Und so kennt manch auswärtiger Gast schon die Replik: „Mors, Mors!“