Die Stadt muss die Weichen für die Zukunft des Geländes stellen. Die SPD appelliert an den Senat, aus den Fehlern zu lernen.
Hamburg. Nach der Rettung des von Künstlern besetzten Hamburger Gängeviertels haben SPD-Politiker an die Stadt appelliert, auf das Nutzungskonzept der Künstlerinitiative einzugehen. Mit der Entscheidung "Dritter Investor oder Sanierung in städtischer Verantwortung" stelle der schwarz-grüne Senat die Weichen für die Zukunft des Gängeviertels, sagte Stadtentwicklungsexperte Andy Grote. "Ich hoffe, der Senat lernt aus seinen Fehlern." Das beziehe sich nicht nur auf das Handeln des Senats beim Gängeviertel, sondern auch auf die Korrektur der Stadtentwicklungspolitik, die nicht länger in der Finanzbehörde gemacht werden dürfe. Die spannende Frage sei, wie es jetzt weitergehen soll. Grote: "Hier steht der Senat noch mit beiden Beinen auf der Bremse."
Zu den Meldungen, die Stadt werde nun möglicherweise einen anderen Investor suchen, sagte Christine Ebeling, Sprecherin der Künstler-Initiative: "Das möchten wir natürlich nicht. Das Gängeviertel darf nicht in private Hände geraten."
Die Stadt Hamburg hatte sich am Mittwochabend mit dem niederländischen Investor Hanzevast weitgehend über den Rückkauf des von Künstlern besetzten Gängeviertels geeinigt. Es sei zwar noch nicht alles in trockenen Tüchern, man sei sich jedoch einig, sagte der GAL-Fraktionschef im Bezirk Mitte, Michael Osterburg, dem Abendblatt. Hamburg soll dem Investor eine Summe von gut zwei Millionen Euro geboten haben. Die Kulturbehörde wollte sich gestern zu dem Bericht nicht äußern. "Kein Kommentar", hieß es aus der Behörde.
Die SPD-Kulturexpertin Christel Oldenburg betonte, die sich anbahnende gute Nachricht aus dem Gängeviertel ändere nichts am "für viele Künstlerinnen und Künstler bedrohlichen Mangel an bezahlbarem Atelierraum in Hamburg". Es wäre völlig falsch, wenn der Senat dieses nach wie vor bestehende Problem mit dem Hinweis auf die Lösung für das Gängeviertel wieder zu den Akten legen würde, sagte Oldenburg. Die Entscheidung zur Rückabwicklung des Vertrags mit dem Investor Hanzevast sei aber richtig, betonte Grote. Die Kosten, die jetzt auf die Stadt zukommen, wären allerdings nicht entstanden, wenn der Senat auf kritische Stimmen gehört hätte.
"Ich begrüße die Entscheidung, glaube jedoch erst daran, wenn die Unterschrift der Niederländer da ist", sagte Gunter Böttcher, Chef der CDU-Bezirksfraktion in Mitte. Wichtig sei es jetzt, ein sinnvolles Konzept zu entwickeln. "Man muss mit den Künstlern reden, nicht über sie."
Man sollte auch überlegen, das Gebiet wieder in die Sanierung zu nehmen. "Es kann sinnvoll sein, einen Moderator für so ein kleines Quartier zu suchen. Wenn das Gängeviertel wieder zumSanierungsgebiet wird, gibt es mit der handelnden Behörde automatisch einen Moderator. Und die Kulturbehörde könnte die Aktivitäten koordinieren."