Die Hansestadt trägt 2011 einen Titel. In einer Hamburger Umfrage haben aber erst 56 Prozent den Begriff Green Capital schon einmal gehört.
Hamburg. Alle Zeichen stehen auf Grün: Hamburg darf sich dieses Jahr mit dem imageträchtigen Titel Europäische Umwelthauptstadt 2011 schmücken. Dass die Hansestadt nun offiziell Green Capital ist, spricht sich erst langsam herum. Eine von der Stadt Hamburg in Auftrag gegebene Umfrage, die dem Abendblatt vorliegt, hat ergeben, dass mit 56 Prozent gut die Hälfte der 1000 befragten Männer und Frauen aus Hamburg und dem Umland angibt, schon mal den Begriff Umwelthauptstadt Europas gehört oder gelesen zu haben. Berufstätige zeigten sich mit 60 Prozent über das ambitionierte Projekt besser informiert.
Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) überrascht das Ergebnis nicht. "Für ein Projekt dieser Größenordnung, das noch gar nicht richtig angefangen hat, ist das eine gute Zahl", sagt BSU-Sprecher Volker Dumann. Das Jahr habe ja gerade erst begonnen. "Richtig los geht es mit dem Programm zum Umwelthauptstadt-Jahr erst in der zweiten Januarhälfte", sagt Dumann. "Wir hoffen, dass Green Capital dann deutlich bekannter ist."
Rund 23 Prozent der befragten Personen meinen, die Stadt habe den Titel wegen der "Vorbildfunktion" sowie dem "Klima- und Umweltschutzkonzept" erhalten. Auf Platz zwei folgt mit 13,7 Prozent der Grund "Mülltrennung, Entsorgung und Aufbereitung". Ein erstaunliches Argument, da Hamburg bislang keine vorbildliche Müllpolitik betrieben hat. Im Gegenteil: Die Stadt hinkt beim Thema Mülltrennung seit Jahren hinterher. Erst jetzt im Green-Capital-Jahr 2011 wird die Recycling-Offensive gestartet. Seit dem 1. Januar sind die Bürger aufgefordert, ihren Abfall pflichtbewusst getrennt zu sammeln und in mindestens drei verschiedene Tonnen zu entsorgen, der grauen Restmüll-, der grünen Biomüll- und der blauen Papiertonne.
Die Mülltrennungspflicht dürfte bei den meisten Hamburgern auf großen Zuspruch treffen. Immerhin gaben bei der Umfrage rund 48 Prozent der Personen an, dass ihnen Umweltschutz persönlich "wichtig" sei, für knapp 42 Prozent ist er sogar "sehr wichtig". Nur für gut neun Prozent ist der Umweltschutz "eher unwichtig".
Die mehr als 200 Veranstaltungen und über 100 Umwelttouren anlässlich des Umwelthauptstadt-Jahres 2011 sollen dazu beitragen, das Umweltbewusstsein zu steigern und viele Menschen für den Klimaschutz zu begeistern. Über das ganze Jahr wird ein vielfältiges Programm die Ziele der Green Capital in die Stadt tragen - und die sind ambitioniert, vor allem die Klimaziele: 40 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2020, ausgehend von 1990, und 80 Prozent weniger bis 2050. Dazu beitragen sollen laut Senat zum Beispiel Förderprogramme für die energieeffiziente Gebäudesanierung und freiwillige Einsparungen der Industrie. Darüber hinaus will die Stadt alle Hamburger zum Mitmachen bewegen.
Bei der Auftaktveranstaltung am 14. Januar stimmt der Sustainable Dancefloor, der nachhaltige Tanzboden, auf dem Rathausmarkt die Hamburger auf das Umwelthauptstadt-Jahr ein. Die Tanzfläche für 250 Menschen verwandelt Bewegungsenergie in Strom und soll zeigen, dass jeder zum Klimaschutz beitragen kann. Zudem wird der Infopavillon am Hauptbahnhof eröffnet, der das ganze Jahr Anlaufstelle für Bürger und Touristen sein wird. Hier wird vom 9. bis 27. Februar auch die Sonderausstellung "Umwelt hat Geschichte" zu sehen sein.
Bei Umwelttouren zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln können die ökologischen Seiten Hamburgs entdeckt werden. Am 16. Januar haben Besucher etwa die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen des Umweltzentrums Karlshöhe zu werfen. Im Haus der Wilden Weiden im Naturschutzgebiet Höltigbaum können Familien am 13. Februar Weidetiere hautnah erleben. Am 20. März steht eine Erkundungstour des Projektgebiets der Internationalen Bauausstellung mit Bus, Bahn und zu Fuß auf dem Programm.
Ein weiterer Höhepunkt wird der Zug der Ideen sein. Die sieben Waggons rollen von April bis Oktober durch insgesamt 18 europäische Städte, darunter Wien, Zürich, Barcelona, Warschau und Malmö. Im Inneren des Zugs erwartet die Besucher eine interaktive Ausstellung, bei der Visionen für eine nachhaltige und lebenswerte Stadt sowie Ideen zu Themen wie Stadtentwicklung und Umweltschutz vermittelt werden. Vom 15. bis 21. April macht der Zug der Ideen in Hamburg halt.
Beim ersten Umweltjugendgipfel im Sommer 2011 steht die Meinung der Jugendlichen im Vordergrund. Die Veranstaltung bietet jungen Menschen ein gemeinsames Forum, um sich über Ideen für die Stadt der Zukunft auszutauschen und diese mit Experten zu diskutieren.
Weitere Informationen zur Europäischen Umwelthauptstadt 2011 gibt es im Internet unter www.umwelthauptstadt.hamburg.de