Bald ist Hamburg die Umwelthauptstadt Europas. Beim Auftakt im Kulturzentrum Kampnagel gab es viele grüne Botschaften.
Barmbek. "Leinen los und gute Fahrt!" Mit diesen Worten gab Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) gestern Abend im Kulturzentrum Kampnagel den Kurs vor: Noch 45 Tage, dann ist die Hansestadt Hamburg die Umwelthauptstadt Europas.
Das Ziel des Stadtoberhauptes: "Hamburg soll bestes Beispiel dafür sein, dass eine gesunde Umwelt und der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen Voraussetzung für eine langfristig stabile wirtschaftliche und soziale Entwicklung sind", sagte Ahlhaus vor den geladenen Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Es waren unter anderem Vertreter aus der derzeitigen Umwelthauptstadt Stockholm dabei.
Es war ein besonderer Abend. Auch für Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). Ihre Behörde hatte den Titel nach Hamburg geholt. "Heute ist ein Tag, an dem ich merke: Jetzt muss das Früchte tragen, was wir vorbereitet haben", sagte Hajduk.
Festredner Fritz Reusswig vom Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam begrüßte den neuen Preis der Europäischen Kommission. Er erinnerte an die "globale Verantwortung" der Städte. "Das Schicksal der Erde wird in ihren Städten entschieden", sagte Reusswig.
EU-Umweltkommissar Janez Potocnik schickte seine Grüße und Glückwünsche per Videobotschaft in die Hansestadt. "Hamburg ist eine Stadt, die mit der Zeit geht, die es erfolgreich schafft, Ökonomie und Ökologie zu verbinden", sagte Potocnik. Auch wenn Hamburg zum Teil von der Industrie lebe, sei dies kein Hinderungsgrund, Umwelthauptstadt zu sein. "Sie haben allen Grund zu feiern. Sie haben sich das verdient", sagte der Umweltkommissar.
Christoph Ahlhaus gab gestern Abend auch die Sponsoren im Umwelthauptstadt-Jahr bekannt. Die Deutsche Bahn und Siemens, Panasonic, Budnikowsky, ECE, Globetrotter, die Otto Group und Unilever werden die Stadt unterstützen.
Vor allem gegen Siemens als Unterstützer regte sich schon jetzt Protest. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nannte dies ein "katastrophales Signal", einen Hersteller von Atomkraftwerken als Sponsor zuzulassen. "Das beschädigt den Titel Umwelthauptstadt", sagte Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch.
Proteste gab es auch von anderer Seite. Schon vor Beginn der Veranstaltung demonstrierten "Engagierte Wilhelmsburger". Mit grünen Nasen und großen Transparenten protestierten sie gegen den Senat und die Veranstaltung. "Grüne Politik geht anders", lautete ihre Parole. Angesichts des Kohlekraftwerks Moorburg und "acht Millionen Tonnen CO2 jährlich sowie 400 Tonnen Feinstaub" sei der Titel "Green Capital" ein "Etikettenschwindel".
Deutlich mehr Humor gab es im Saal. Moderatorin Bettina Tietjen entlockte Christoph Ahlhaus das Geständnis, viel zu wenig Fahrrad zu fahren. "Hätte ich das heute Abend mal getan", sagte Ahlhaus. "Dann wäre ich nicht zu spät gekommen." Es bleibt genug Zeit zur Besserung: Umwelthauptstadt ist Hamburg ja erst 2011.