Hamburgs Erster Bürgermeister hat seine Mannschaft komplett. Lesen Sie hier, wer künftig als Senator in der Stadt regieren wird.
Hamburg. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat am Vormittag bei der Vorstellung seines Senats bekannt gegeben, dass Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt (SPD) nicht nur Wissenschaftssenatorin sondern auch Zweite Bürgermeisterin wird. Der Regierung sollen neben ihm je fünf Frauen und Männer angehören. Eigenständig wird die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz. Sie soll vom bisherigen AOK Rheinland/Hamburg-Vorstand Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) geleitet werden. Damit gibt es eine Behörde mehr als bisher. Das sind die Männer und Frauen, die künftig die Hansestadt regieren sollen:
Arbeit und Soziales
Detlef Scheele, 54: Der Politologe und Pädagoge ist in der Hamburger SPD kein Unbekannter. Scheele leitete den SPD-Kreisverband Nord in den 90er-Jahren und war damals ein einflussreicher Parteilinker. Viele Jahre lang war der Arbeitsmarktexperte Chef der Beschäftigungsgesellschaft Hamburger Arbeit – und auch unter der CDU-Ägide im Rathaus als Fachmann geschätzt. Scholz vertraut ihm: Als Bundesarbeitsminister holte er Scheele 2008 als Staatssekretär nach Berlin in sein Ministerium. Aktuell ist er Geschäftsführer der Elbe-Werkstätten. Seine Aufgabe ist es, jedem, der eine Ausbildung sucht, auch eine Ausbildung zu ermöglichen. Nicht weniger hat Scholz im Wahlkampf versprochen.
Stadtentwicklung und Umwelt
Jutta Blankau, 56: Sie ist bisher Bezirksleiterin der IG Metall Küste und ehemalige stellvertretende SPD-Landesvorsitzende: Scholz kennt die Gewerkschafterin aus Jugendzeiten. Blankau sagte einmal über Scholz, er sei „pragmatischer“ geworden als sie, und spielt damit auf ihre gemeinsame Vergangenheit im linken Juso-Flügel an. Allerdings muss Scholz nun den Gewerkschaftsflügel berücksichtigen. Hier braucht er verbindliche und verschwiegene Gesprächspartner. Olaf Scholz hat ihr eine zentrale Aufgabe gegeben: pro Jahr 6000 neue Wohnungen in Hamburg bauen.
Gesundheit und Verbraucherschutz
Cornelia Prüfer-Storcks (54): Die in Essen geborene Prüfer-Storcks ist ausgebildete Redakteurin, arbeitete zwischen 1988 und 1990 als Referentin der Parlamentarischen Staatssekretärin für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Staatskanzlei in Nordrhein-Westfalen. Bis 1995 war sie dann Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des neu gegründeten Ministeriums für die Gleichstellung von Frau und Mann in Nordrhein-Westfalen. In den Jahren 1999 bis 2005 übernahm Prüfer-Storcks in NRW das Amt der Staatssekretärin im Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit. 2006 wechselte sie in den Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg.
Justiz
Jana Schiedek, 36: Ihren Abschied aus der Bürgerschaft hatte die Juristin aus St. Pauli noch vor einem Monat damit begründet, dass sie sich auf ihren Job als Europa-Referentin bei der Hafenbehörde HPA konzentrieren wolle. Wie schnell sich das Blatt wenden kann. Schiedek, von 2008 bis 2011 Fraktionsvize und rechtspolitische Sprecherin, wird nun auf den Chefsessel in der Justizbehörde wechseln. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit wird dann im Strafvollzug liegen, etwa in der Frage, wie die Sicherungsverwahrung in Hamburg gehandhabt werden soll.
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Schule und Bildung
Ties Rabe, 50: Zweieinhalb Jahre lang hat der Bergedorfer den schwarz-grünen Senat vor sich hergetrieben: Allein 448 Kleine Anfragen hat der Schulexperte mit Hang zur Detailversessenheit gestellt – und sich damit Rang 3 der fleißigsten Politiker erarbeitet. Als Chef der Mega-Behörde für Schule und Berufsbildung muss der Studienrat und Vater von drei Kindern sich mit den Auswirkungen der Schulreform beschäftigen – und den von ihm mit initiierten Schulfrieden gewährleisten.
Finanzen
Peter Tschentscher, 44: Der Haushaltsexperte profilierte sich in Oppositionszeiten mit hartnäckiger Kritik an der steigenden Verschuldung der Stadt. Er gilt als Architekt des Versprechens von Bürgermeister Olaf Scholz, die Ausgaben der Stadt jährlich um nicht mehr als ein Prozent steigen zu lassen. Damit kommt auf den Arzt und Privatdozenten, der der wirtschaftskritischen Parteilinken entstammt, das zentrale Thema der Regierungszeit zu, eine Wende in der Finanzpolitik einzuleiten.
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Kultur
Barbara Kisseler, 61: Die parteilose Theater- und Literaturwissenschaftlerin kommt mit einem dicken Strauß Vorschusslorbeeren aus Berlin, wo sie Chefin der Senatskanzlei war. Sie gilt als verlässliche und durchsetzungsstarke Frau der Verwaltung, sammelte unter anderem Erfahrung im Kultusministerium in Niedersachsen. Der selbst ernannten „Anwältin für Künstler und Kunstinstitutionen“ wird zugetraut, die stark gebeutelte Hamburger Kulturszene wieder aufzuwerten. Die Erhöhung des Kulturetats ist ein erster Schritt.
Innen und Sport
Michael Neumann, 40: Seine Berufung in den Senat ist keine Überraschung. Schon lange hatte sich der Soldat der Reserve für den Posten des Innensenators empfohlen. Bereits 2004 wurde er als Innensenator ins Schattenkabinett von Thomas Mirow berufen. Statt Senator wurde er Fraktionsvorsitzender und Oppositionschef. Mit harter Hand wird er wohl die Innenbehörde führen. Brennende Autos und Schanzenkrawalle sind nur zwei seiner Probleme. Daneben ist er als Innensenator für den Sport verantwortlich.
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Wissenschaft und Zweite Bürgermeisterin
Dorothee Stapelfeldt, 55: Die Kunsthistorikerin hatte sich bereits als Studierende in der Hochschulpolitik engagiert. Politische Erfahrung hat sie als langjährige Abgeordnete, ehemalige und jetzt wieder amtierende Parlamentspräsidentin erworben. Kenntnisse über die Universität Hamburg könnten ihr zu mehr Akzeptanz unter Professoren verhelfen, die grundsätzlich die Wissenschaftsbehörde eher skeptisch beäugen. Stapelfeldt ist Verfechterin akademischer Mitbestimmung. Viel Energie wird sie zudem der beschlossenen Sanierung des Campus in Eimsbüttel widmen müssen.
Wirtschaft, Verkehr und Innovation
Frank Horch, 63: Sein Name stand als einziger vor der Wahl fest, und nach wie vor gilt der parteilose ehemalige Handelskammer-Präses als echter Coup. Schon Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) wollte den Topmanager im Sommer holen, doch die Grünen wehrten sich. Horch liegen neben dem Hafen der Mittelstand und die Forschung am Herzen.