Gegendemonstranten sprengen die Solidaritätskundgebung für Ex-Verteidigungsminister. Es kamen insgesamt nur 500 Menschen.
Neustadt. Schick sehen sie aus mit Fliege, Schlips und Kragen. "Haargel ist kein Verbrechen" steht auf ihren Plakaten, sie skandieren: "Monarchie - jetzt oder nie!" Die Gegendemonstranten bei der Kundgebung "Solidarität mit Karl-Theodor zu Guttenberg", sie sind als solche zunächst kaum zu erkennen. "Wir sind die besseren Guttenberg-Anhänger", spotten sie mit ernster Miene.
Auf dem Gänsemarkt am Sonnabendnachmittag: Die Junge Union (JU) Geesthacht hält hier eine Demo zur Unterstützung des wegen der Doktorarbeits-Affäre zurückgetretenen CSU-Verteidigungsministers ab. 1000 Teilnehmer hatte die JU angemeldet, laut Polizei sind 500 gekommen - vor allem Gegendemonstranten. Im Rest der Republik sah es ähnlich aus: Insgesamt gab es trotz anderslautender Internet-Ankündigungen gerade mal eine Handvoll Pro-Guttenberg-Demos - mit insgesamt gut 2600 Teilnehmern, die übergroße Mehrheit davon in der fränkischen Heimatgemeinde zu Guttenbergs. Die Kundgebungen fanden statt, während in den Unionsparteien Zwist über den Umgang mit zu Guttenberg herrschte: CSU-Chef Horst Seehofer rüffelte Forschungsministerin Annette Schavan und Bundestagspräsident Norbert Lammert, beide CDU, für deren Kritik an zu Guttenberg.
Zurück zum Ortstermin. "Guttenberg soll wiederkommen, weil er ein fähiger Mann ist, der begeistert", sagt der Geesthachter JU-Vorsitzende Christoph Bähnk, der die Kundgebung schon nach 60 Minuten statt wie geplant nach zwei Stunden beendet. Manche Gegendemonstranten, sagt Bähnk, hätten sich vermummt, "das hat einigen von uns Angst gemacht." Vermummte? "Nicht gesehen", sagen die Polizisten, die das Treiben beobachten. Ein Treiben, das nun, da die "besseren 'KTG'-Fans" mit ihrem skurrilen Verkleidungsschauspiel den Gänsemarkt für sich alleine haben, völlig närrisch wirkt.
Was die Demo gebracht hat? Nicht zu Guttenberg zurück ins Amt. Aber ein bisschen Karnevalsstimmung in den ansonsten wenig jecken Norden.