Wenige Tage vor der Wahl trafen CDU-Bürgermeister Christoph Ahlhaus und SPD-Herausforderer Olaf Scholz in einer TV-Sendung aufeinander.

Hamburg. Vier Tage vor der ersten von sieben Landtagswahlen 2011 könnte die Ausgangslage für die beiden großen Volksparteien in Hamburg unterschiedlicher nicht sein. Der noch amtierende Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) sieht sich nach dem vorzeitigen Bruch von Schwarz-Grün mit desaströsen Umfragewerten, einem mangelnden politischen Profil und dem drohenden Machtverlust konfrontiert. Sein Herausforderer Olaf Scholz (SPD) hingegen, in der Vergangenheit mit bundespolitischen Posten dekoriert, eilt von einem Spitzenwert zum anderen und gilt als klarer Favorit. So erhofften sich beide Parteien von dem TV-Duell am Mittwochabend noch einmal das Sammeln von Pluspunkten im Wahlkampfendspurt.

Das NDR Fernsehen hatten zum 60-minütigen Duell geladen - ohne Publikum, allein im Gespräch mit Chefredakteur Andreas Cichowicz. Dieser stellte den beiden Protagonisten gleich zu Beginn die Frage, welche drei Eigenschaften ein Bürgermeister haben müsse. Während Scholz „Pragmatismus, gutes Regieren und das bundesweite Mitreden über wichtige Themen“ aufzählte, nannte Ahlhaus „Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Führungsstärke“. Fehlen würde Scholz Ehrlichkeit, sagte der Amtsinhaber. Scholz sprach seinem Gegenüber Führungsstärke ab.

Der Christdemokrat Ole von Beust hatte 2001 die mehr als vier Jahrzehnte währende Führung der SPD im Rathaus durchbrochen, die Sozialdemokraten daraufhin in eine tiefe Krise gestürzt und bis zu seinem freiwilligen Rücktritt im Sommer 2010 unangefochten regiert. Doch mit seinem Nachfolger Ahlhaus wendete sich das Blatt für die CDU, die nach nicht einmal 100 Tagen Ende November mit der Grün-Alternativen Liste (GAL) den Koalitionspartner verlor. Damit ist das bundesweit erste schwarz-grüne Bündnis auf Landesebene erst einmal Geschichte.

Kampflos will Ahlhaus, der erst seit dem 25. August 2010 Bürgermeister ist, seinem scheinbar meilenweit entfernten Kontrahenten das Feld allerdings nicht überlassen. Er sei „wenig beeindruckt“ von den derzeitigen Umfragewerten. Entscheidend sei, wie der Wähler am Sonntag abstimme, sagte der unermüdliche Ahlhaus, der sich angriffslustiger präsentierte als sein Konkurrent. Scholz warf er erneut unseriöse Versprechen vor. Ahlhaus selbst verwies auf die „einzigartige Erfolgsbilanz“ der Christdemokraten, darunter der Rückgang der Kriminalität sowie der Arbeitslosenzahl.

Scholz präsentierte sich gewohnt nüchtern und sachlich, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er die einst zerstrittenen Sozialdemokraten nach fast zehnjähriger Abstinenz zurück ins Bürgermeisteramt führen möchte. Er versprach einen „vollständigen Kurswechsel“ in der Haushaltspolitik der hoch verschuldeten Hansestadt. Den Christdemokraten warf er eine „unverantwortliche Politik“ vor. Allein durch die Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie habe die Regierung ihren „moralischen Kredit“ verloren, sagte Scholz. Der umstrittenen Stadtbahn, einem Wunschprojekt des möglichen grünen Koalitionspartners, erteilte der frühere Bundesarbeitsminister eine klare Absage.

In dem durchaus munter geführten Schlagabtausch betonten beide Kandidaten, dass sie bis zur letzten Minute für ein gutes Ergebnis ihrer Partei kämpfen werden. Wer am Mittwochabend auf gegenseitige forsche Angriffe gehofft hatte, wurde jedoch enttäuscht. Sowohl Ahlhaus als auch Scholz präsentierten sich hanseatisch, gingen respektvoll miteinander um. Auch kristallisierte sich kein Sieger heraus. Wenige Stunden zuvor hatten sich am Mittwochabend die beiden Spitzenkandidatinnen der Grünen und der Linken, Anja Hajduk und Dora Heyenn, ein TV-Duell geliefert. Nun bleiben den Hamburgern noch vier Tage bis zur Wahl am kommenden Sonntag.