Wissenschaftler aus 30 Ländern diskutieren beim Flutkongress in Hamburg das wachsende Risiko lebensbedrohender Sturmfluten.

Hamburg. Das Risiko lebensbedrohlicher Sturmfluten wächst nach Ansicht von Experten mit der zunehmend intensiven Nutzung und Bebauung des Küstenraumes in aller Welt. Die Weiterentwicklung von Schutz- und Hilfsmaßnahmen sowie die Verbesserung von Sturmflut-Vorhersagen sind daher zentrale Themen des „Sturmflutkongresses 2010“, der am Montag in Hamburg begann. Bis zum 17. September wollen Wissenschaftler aus 30 Ländern ihre Erfahrungen mit Vertretern aus Wirtschaft, Behörden und Politik austauschen.

„Für die großen Hafenstädte der Welt wird sich das Risiko einer Jahrhundertflut bis 2070 vervielfachen“, sagte Prof. Robert Nicholls von der Universität Southampton. Schuld daran sei vor allem der weltweit steigende Meeresspiegel. Derzeit werde daran geforscht, ob und inwieweit sich der Klimawandel auch auf Windstärken und den Tidenhub auswirke.

Besonders Städte in Flussdelta-Regionen in den sich rasch entwickelnden Wirtschaftsräumen der Tropen und Subtropen seien gefährdet, hieß es. Hier würden ständig zunehmende Baumaßnahmen das Sturmflutrisiko beträchtlich erhöhen. Gefährliche Auswirkungen hätten vor allem das Eindämmen von Flüssen und Strömen, die massive Entnahme von Sand aus küstennahen Meeresgebieten und das Absenken des Grundwassers.

Für die Deutsche Bucht gab Hans von Storch, Leiter am GKSS-Institut für Küstenforschung in Geesthacht (bei Hamburg), zumindest bis 2030 Entwarnung. Etwa bis dahin würden die bestehenden Einrichtungen und Konzepte für den Küstenschutz einschließlich der Elbe und ihres Verlaufs so wirksam sein wie heute, sagte er. Bis Ende des Jahrhunderts könne durch die erhöhten Sturmflutwasserstände jedoch Handlungsbedarf bestehen.

Der Meeresspiegel der Nordsee sei in den vergangenen 100 Jahren um etwa 20 Zentimeter gestiegen, sagte Storch. Eine lineare Fortschreibung führe bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu einem weiteren Anstieg um 30 Zentimeter. In Verbindung mit dem weiteren Abschmelzen der Eisschilde Grönlands und der Antarktis könne der Meeresspiegel aber durchaus bis zu 1,10 Meter ansteigen. Entscheidend für den Küstenschutz seien aber generell nicht die letzten 100 Meter bis zum Meer, sondern das vorausschauende und vorbeugende Risikobewusstsein der Menschen, sagte Storch.