In dem lang gezogenen Hafenbecken in Höhe der Alu-Werke schwamm am Morgen plötzlich die strahlend weiße Luxusyacht zwischen Binnenschiffen.

Hamburg. War es die geheime Übergabe? Heute Morgen blickte wohl mancher Pendler überrascht auf, als er kurz vor Autobahn und Köhlbrandbrücke am Finkenwerder Vorhafen vorbei fuhr. In dem sonst eher ruhigen und lang gezogenen Hafenbecken in Höhe der Alu-Werke ragte dort zwischen Binnenschiffen eine strahlend weiße Luxusyacht auf: Die „Eclipse“, die der russische Milliardär Roman Abramowitsch derzeit bei Blohm+Voss bauen lässt und die mit 162,5 Metern Länge die größte Privatyacht der Welt ist.

Eine Diva mit etlichen Problemzonen: Denn die Auslieferung wurde inzwischen mehrfach verschoben, weil der Eigner immer wieder mit Details nicht zufrieden war oder Zusätzliches forderte, wie es in der Branche heißt. Manchmal gab es aber auch echte Pannen: So wurde beispielsweise gegen die Warnungen von Fachleuten, sei heißt es, auf dem Eignerdeck ein riesiger Spiegel eingebaut – er zerbrach während einer Probefahrt auf der Nordsee. Ein Schiff ist dann eben doch kein Ferienhaus – jedenfalls wenn es schaukelig wird.

Heftiger waren wohl aber die Probleme mit dem Elektro-Diesel-Antrieb, der zu deutlichen Vibrationen auf dem Eignerdeck und einem weiteren Werftaufenthalt führte. Heute Morgen nun, so sagen Branchenexperten, gab es im Finkenwerder Vorhafen daher noch einmal einen umfangreichen Testlauf der Maschinen. Der eigentliche Werfthafen wäre dafür zu klein gewesen.

In den nächsten Tagen soll die etwa 400 bis 500 Millionen Euro teure Yacht endgültig ausgeliefert werden. Zu spät, um damit noch zur WM nach Südafrika zu schippern. Das sei ursprünglich Ziel des Fußballfans und FC Chelsea-Besitzers gewesen sein, heißt es im sogenannten Küstenklatsch im Hafen. Von der Werft selbst gibt es keinerlei Angaben, sie ist wie alle Zulieferer zu strengem Stillschweigen verpflichtet.

Dass Abramowitsch nun mit seiner „Eclipse“ (Sonnenfinsternis) nicht vor Südafrika ankern wird, dürfte indes kaum ein Problem sein. Bei der Lloyd-Werft in Bremen hat er sich inzwischen eine weitere Yacht bauen lassen. Die „Luna“ ist zwar nur 115 Meter lang, aber immerhin so groß wie ein Frachtschiff. Platz müsste Abramowitisch auch darauf haben. Allerdings lag die Yacht am Mittwoch noch vor dem französischen Antibes und damit auch noch ein gutes Stück von der WM entfernt. So wird der reiche Russe dann wohl zunächst doch erstmal geflogen sein – eine Boeing 767 gehört eben auch zum persönlichen Fuhrpark.

Warum er aber gleich zwei neuen Yachten bauen ließ – dafür gibt es offenbar einen guten Grund: „Für Abramowitsch ist das ein Geschäft“, sagt ein Zulieferer, „Es gibt genügend Reiche auf der Welt, die ihm solche Schiffe mit Aufpreis sofort abkaufen würden, um selbst nicht zu lange auf einen Neubau warten zu müssen.“ Da ist etwas dran: Die ersten Konstruktionszeichnungen für die „Eclipse“ waren bereits 2005 angefertigt worden.