Nach vierstündiger Verhandlung ist ein zweiter, weitergehender Kompromissvorschlag gescheitert. Jetzt kommt der Bürgerentscheid.
Hamburg. Das Misstrauen gegen die Bezirksverwaltung Eimsbüttel muss mindestens so groß sein wie die Bereitschaft, dem Amt einen verbissenen Kampf um die Bäume und Sträucher am Isebek-Ufer zu liefern. Nach vierstündiger Verhandlung zwischen Isebek-Initiative und dem Amt ist ein zweiter, weitergehender Kompromissvorschlag gescheitert. Das bedeutet: Im Juni werden alle 192.000 Eimsbüttler zum Bürgerentscheid über den Bau des "Hoheluftkontors" gerufen.
350.000 Euro gibt das Amt aus, um den Entscheid zu organisieren. Ein Vergleich: So viel kostet der Bau eines kleinen Kreisels statt einer Ampelkreuzung oder die Erneuerung sämtlicher Spielgeräte, Bänke und anderer "Stadtmöbel" im umkämpften Grünzug.
Dort bleibt dann wohl - beim Erfolg der Initiative - erst mal alles so, wie es ist. Denn bei der kommenden Abstimmung reicht die einfache Mehrheit. Wenn beispielsweise von 1000 abgegebenen Stimmen 501 gegen den Bau sind, muss der Bezirk seine Pläne aufgeben. Die Kompromissverhandlung leitete als externer Moderator der emeritierte Professor Wolfgang Gessenharter von der Helmut-Schmidt-Universität. Ursprünglich sollte am Kanal nahe der Hoheluftbrücke, wo der Fastfood-Betrieb McDonald's steht, ein siebenstöckiger Bürobau entstehen. Das "Hoheluftkontor" bezeichnen seine Gegner als "monströs" und "erdrückend".
Im November präsentierten Bezirk und der Investor (Bauplan Nord GmbH & Co. KG) einen ersten Kompromissvorschlag mit einer um 17 Prozent gesenkten Bruttogeschossfläche: Das Gebäude sollte ein Geschoss weniger haben. Die Initiative ("Für die Respektierung des Bürgerwillens in Eimsbüttel") hat jedoch eine weitere Senkung auf drei Stockwerke gefordert.
"Mit großen Bauchschmerzen bei den Bezirksparteien", so Niels Böttcher, Vorsitzender der Bezirksversammlung, präsentierte das Amt jetzt seinen Kompromiss: "Die Bruttogeschossfläche wurde um 33 Prozent gesenkt; das Gebäude wirkt durch neue Rücksprünge nicht mehr so massig." Weiterhin sei die Zahl der Tiefgaragenplätze von 72 auf 42 reduziert worden. Doch dieser abgespeckte Entwurf habe bei der Bürgerinitiative keinen Zuspruch gefunden.
Die Initiative stellt das etwas anders dar, fühlt sich überrumpelt. Als es "zu dem eigentlichen Kompromissgespräch kommen sollte, holten der Baudezernent und der Architekt eine Planzeichnung als fertiges Kompromissergebnis aus der Tasche", heißt es in einer Erklärung. Vom Amt sei die Erklärung gekommen, "darüber gebe es nichts mehr zu verhandeln". Initiativensprecher Harald Duchrow: "Dabei haben wir den Kompromiss gesucht."
Der vorgelegte Plan würde nur "geringfügige Abstriche" an der Tiefgarage und an einer Gebäudeecke machen und ändere nichts an der "erdrückenden Höhe, Breite und Grundrissfläche des Gebäudes". Harald Duchrow: "Hier werden die Partikularinteressen von Finanzbehörde und Investor durchgesetzt." Die Initiative rechnet mit einem Erfolg beim Bürgerentscheid. "Wir sind ganz glücklich, dass es endlich losgeht", sagt Harald Duchrow. Das Bezirksamt Eimsbüttel will nach eigener Angabe jetzt den ersten, nur leicht abgespeckten Kompromissvorschlag zur Abstimmung stellen. Die Bürger entscheiden mit Ja oder Nein.