Beim Bürgerentscheid „Pro Ikea“ stimmten 77,16 Prozent für die Ansiedlung der bundesweit ersten Filiale in einer Fußgängerzone.
Hamburg. Seit zehn Jahren gibt es in Hamburg eine direkte Bürgerbeteilung in den Hamburger Bezirken, rund 80 solcher Abstimmungen sind bisher geschehen. Doch kein Bürgerentscheid dürfte bisher soviel hamburgweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben wie der Streit um die Ikea-Ansiedelung in Altona: mehr als 80.000 gültige Stimmen zählte das Bezirksamt bis gestern und stellte ein mehr als eindeutiges Ergebnis fest: 77, 16 Prozent der Altonaer Bürger, die sich an der Abstimmung beteiligt hatten, stimmte für die Ikea-Pläne an der Großen Bergstraße. Die Beteiligung lag bei diesem Entscheid mit rund 43 Prozent noch über der Wahlbeteiligung bei den letzten Europawahlen in Altona.
In konkreten Zahlen sieht das Ergebnis so aus: 62.412 Stimmen für Ikea, 18.480 dagegen.
Ikea selbst zeigte sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Der Möbelkonzern hatte zuvor angekündigt, sein Pilotprojekt für ein City-Möbelhaus in einer Fußgängerzone nur dann weiter zu verfolgen, wenn ein solches Projekt von einer „deutlichen Mehrheit“ auch getragen werde. Armin Michaely, Expansionschef Ikea-Deutschland: „Wir bedanken uns jetzt für das große vertrauen“ Sein Unternehmen sei überzeugt, dass es einen Beitrag leisten könne, um die Große Bergstraße für viele Menschen und Einzelhändler vor Ort wieder attraktiver werden zu lassen. Auch aus der Politik gab es überwiegend Zustimmung: „Ich bin froh, dass sich die Altonaer sich so eindeutig für die Ansiedelung von Ikea entschieden haben“, so Hamburgs SPD-Chef Olaf Scholz, der selbst in Altona wohnt.
Übellaunig gaben sich indes die Ikea-Gegner. Ihr Sprecher Christoph Twickel bemühte das Bild von David und Goliath, wobei Goliath nun gewonnen habe, weil es in keiner Weise „Voraussetzungen für eine demokratische Meinungsbildung“ gegeben habe. Während sich die Befürworter eine Belebung der früher zentralen Einkaufsstraße von Ikea versprechen, warnen Gegner wie Twickel vor Verkehrschaos und Mietsteigerungen im Viertel. Daher ist derzeit auch noch ein zweiter Bürgerentscheid auf dem Weg, der sich ebenfalls mit der Ikea-Ansiedelung beschäftigt aber diesmal von Gegner des Projekts initiiert wurde. Noch wird im Rathaus Altona geprüft, ob für ein förmlicher Bürgerentscheid-Verfahren genügen gültige Unterschriften zusammen gekommen sind. Allerdings wird von der Bezirkpolitik damit gerechnet, dass der Senat das Ikea-Verfahren übernehmen wird und so diesen zweiten Bürgerentscheid quasi rechtlich aushebelt.
Nach Abendblatt-Information soll schon am kommenden Dienstag über eine solche Entscheidung im Senat abgestimmt werden.