Ex-Bürgermeister Beust sagt auch, dass sein politischer Aufstieg eher Zufall war und der Rausschmiss Ronald Schills spontan erfolgte.
Hamburg. Hamburgs ehemaliger Bpürgermeister Ole von Beust (CDU) hat ungewohnt offen Einblicke in sein Privatleben zugelassen. Am Montagabend plauderte er mit Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow bei der Gesprächsreihe "Lebenspfade", die von den Kirchen im Vorfeld der Internationalen Gartenschau 2013 organisiert wird. Als „freundlich, aber distanziert“ charakterisiert sich Ole von Beust (56). Und: „Irgendwie mochten mich die Leute." Selbst parteiinterne Intrigen hätten ihn nie erreicht, weil er zu seinen Gegnern „immer so nett gewesen“ sei.
Doch auch innere Distanz gehöre zu seinem Naturell, so von Beust. Schon als Kind habe er am liebsten alleine gespielt und im Duvenstedter Brook Baumhöhlen gebaut. Aus Sorge vor möglichen „Schrullen“ habe ihn seine Mutter dann schon mit fünf Jahren eingeschult.
Sein politischer Aufstieg sei eher Zufall gewesen. Beust: „Ich galt als talentiert, aber faul.“ Als die CDU nach der verlorenen Wahl 1993 einen Oppositionsführer suchte, sei er nur eine „Verlegenheitslösung“ gewesen. Die Rolle als aggressiver Angreifer habe ihm nie gelegen. Vor allem die Medien hätten ihm vorgeworfen, er müsse „mehr Biss“ zeigen. Sein „Pakt“ mit Ronald Schill, der ihm den Weg ins Bürgermeisteramt ebnete, sei klares Machtkalkül gewesen. Anders hätte die CDU nie Regierungspartei werden können.
Dass er den umstrittenen Innensenator Schill 2003 aus dem Senat geworfen habe, sei eine völlig spontane Handlung gewesen, erinnerte sich der Ex-Bürgermeister. Dieser habe ihn wegen seiner Homosexualität erpressen wollen. Erst hinterher sei ihm klar geworden, dass er dies ja gar nicht hätte beweisen können. Glücklicherweise habe Schill seine Erpressung aber selbst öffentlich gemacht. Geoutet worden sei er allerdings von seinem Vater, der der „Welt am Sonntag“ ohne sein Wissen ein Interview gegeben hatte.
Er sei zwar getauft, aber Religion habe in seinem Elternhaus keine große Rolle gespielt. Als Kind habe er bei seinen Streifzügen durch die Natur zu Gott gebetet. Heute sehe er sich als „gläubig, aber mit vielen Zweifeln durchzogen“. Er habe keine Angst vor dem Tod, zweifele aber, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Er habe auch heute noch eine enge Beziehung zu seiner verstorbenen Mutter: „Dass ihre Seele völlig weg ist, kann ich auch nicht glauben.“
Entzugserscheinungen nach seinem Rücktritt als Bürgermeister im Juli vergangenen Jahres habe er nicht, bekannte von Beust. Er arbeite viel und freue sich darüber, dies weitgehend selbstbestimmt tun zu können. Auch für das Alter erhoffe er sich, noch arbeiten zu können. Gesundheit und eine Partnerschaft seien ihm wichtig. Gefragt, wie ihn die Hamburger in Erinnerung behalten sollen, antwortete von Beust: „Er war ein anständiger Kerl, der sich bemüht hat.“